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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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konzentrierte sich jedoch ganz auf ihren Gesprächspartner.

    »Alles klar«, sagte sie, als Kendrick näher kam. »Ich melde mich. Wiedersehen.« Sie stand auf, den viel zu großen Bademantel sehr reizvoll um den Körper drapiert. Sie ging auf Kendrick zu, legte ihm die Hände auf die Schultern und befahl sanft: »Küß mich, Kendrick.«
    »Sollte das nicht eigentlich ich sagen?«
    Sie küßten sich, bis Kalaila das Gefühl hatte, daß sie im nächsten Moment kehrtmachen und sich ein paar Minuten später im Schlafzimmer wiederfinden würden. »Okay, okay, Kong, ich habe dir einiges zu sagen.«
    »Kong?«
    »Ich wollte, daß du eine Tür eintrittst, weißt du noch? Meine Güte, du vergißt aber schnell.«
    »Ich mag unfähig sein, bin aber hoffentlich nicht unzulänglich.«
    »Mit ersterem magst du recht haben, aber unzulänglich bist du ganz bestimmt nicht, mein Liebling.«
    »Weißt du auch, wie gern ich es höre, daß du das sagst?«
    »Was?«
    »Mein Liebling...«
    »Das ist doch nur so ein Ausdruck, Evan.«
    »Im Augenblick wäre ich zu einem Mord fähig, wenn ich dächte, daß du es noch zu jemand anders sagst. Tust du’s vielleicht?«
    »Du fragst mich, ob ich hin und wieder gern mal herumschlafe, nicht wahr?« sagte Kalaila sehr ruhig und ließ ihn los.
    »Das ist ziemlich grob ausgedrückt. Nein, natürlich nicht.«
    »Da wir schon darüber reden und ich viel nachgedacht habe, wollen wir das hinter uns bringen. Ich hatte Beziehungen, genauso wie du, und ich habe mehrere meiner Freunde Liebling und ich glaube sogar Liebster genannt, doch wenn du die Wahrheit hören willst, du unerträglicher Egoist, ›mein Liebling< hab’ ich noch zu keinem gesagt. Reicht dir das als Antwort?«
    »Na ja, es geht«, sagte Kendrick grinsend und griff nach ihr.
    »Nein, bitte nicht, Evan! Reden wir lieber.«
    »Ich dachte, du hast mir den Befehl gegeben, dich zu küssen. Was hat sich verändert?«
    »Du mußtest reden, und ich mußte wieder anfangen nachzudenken. Und ich glaube nicht, daß ich für eine Beziehung mit dir bereit bin.«

    »Warum nicht?«
    »Weil ich ein Profi bin und arbeiten muß, und wenn du mir dauernd in die Quere kommst – im übertragenen und im wahrsten Sinn des Wortes -, kann ich mich nicht auf meine Aufgaben konzentrieren.«
    »Wieder muß ich fragen: Warum nicht?«
    »Weil, du Idiot, ich ganz nahe daran bin, dich zu lieben.«
    »Mehr verlange ich nicht. Weil ich dich nämlich liebe.«
    »Ach, das sagt man so leicht dahin, ohne tiefere Bedeutung. Aber nicht in meinem Geschäft, nicht in der Welt, in der ich lebe. Man bekommt gesagt: Töte XY oder laß ihn töten – wie es sich grade ergibt, es schafft eine Menge Probleme aus der Welt. Und was passiert, wenn zufällig du es bist, mein Liebling? Könntest du es an meiner Stelle tun?«
    »Könnte es das wirklich einmal geben?«
    »Das hat es schon gegeben; es wäre möglich. Man nennt es ›Ausschaltung einer dritten Person<. Du bist zum Beispiel ein Mensch, den man – je nach Standpunkt – für großartig oder niederträchtig hält, und indem wir dich preisgeben, retten wir vielleicht zwei- oder vierhundert anderen Menschen in einem Flugzeug das Leben. Stell dir vor, ›sie‹ sagen: ›Entweder ihr gebt ihn uns, bevor die Maschine abfliegt, oder wir jagen sie in die Luft. Was sollen wir deiner Ansicht nach tun? Meine kleine Welt ist eine Welt großzügig vernachlässigter Moral, weil wir alle es nur mit bösartiger Unmoral zu tun haben.«
    »Warum bleibst du dabei? Machst nicht Schluß damit?« Kalaila antwortete nicht sofort, sah ihn jedoch mit einem festen Blick an. »Weil wir Leben retten«, sagte sie endlich. »Und weil ab und zu etwas geschieht, das das Böse besiegt, es demaskiert, und wir dem Frieden ein Stückchen näher sind. Und sehr häufig waren wir an dieser Entwicklung beteiligt.«
    »Aber du mußt doch auch dein eigenes Leben führen.«
    »Oh, das werde ich – eines Tages, weil ich eines Tages nicht mehr von Nutzen sein kann, wenigstens da nicht, wo ich es sein möchte. Man behandelt uns wie Gebrauchsgegenstände – zuerst traut man dir nicht ganz, dann findet man laufend Verwendung für dich, und schließlich bist du verbraucht, und dann löst du dich am besten in Luft auf. Meine Vorgesetzten werden mir zwar einreden wollen, daß ich noch auf anderen Posten wertvolle Arbeit leisten könnte; sie werden mir mit einer ›schönen‹ Pension
winken und es mir überlassen zu entscheiden, in welchem Sektor ich arbeiten möchte; aber ich

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