Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
schnell und unauffällig«, fügte er hinzu, und die kurze Spannung löste sich in Gelächter auf.
»Er spielt richtig gemein Tischtennis«, sagte der ältere Assistent, der links auf dem Sofa saß. Und sein Kollege ergänzte: »Und beim Punktezählen ist er sehr kreativ. Er schwindelt.«
»Auf jeden Fall«, fuhr Kendrick fort, nachdem das meist gezwungene Lachen aus den Gesichtern verschwunden war, »war es mir ernst, als ich sagte, ich wollte rückhaltlos offen mit Ihnen sprechen, Mr. Vice President. Folgende Dinge habe ich zu bedenken. Ich habe fünf, fast sechs Berufsjahre und ein Geschäft verloren, für das ich ganz besonders hart gearbeitet habe. Ich wurde von einem wahnsinnigen Killer ausgeschaltet und war gezwungen zu verkaufen, weil die Leute Angst hatten, für mich zu arbeiten. Er ist tot, und die Situation hat sich geändert, normalisiert sich allmählich wieder, aber die europäische Konkurrenz ist groß. Kann ich es selbst schaffen, oder soll ich mich aktiv um die Nominierung bewerben? Und wer garantiert mir – wenn ich Erfolg habe -, daß mir das Amt einbringt, was ich mir von ihm erhoffe? Will ich dem Amt andererseits wirklich noch
die zusätzlichen Jahre und die ungeheure Energie opfern, die es von einem fordert? Das sind Fragen, die nur ich mir beantworten kann, Sir. Ich hoffe, Sie verstehen.«
Und dann hörte Kendrick die Worte, die er wider alle Vernunft zu hören gehofft hatte.
»Ich weiß, es ist schon spät für deine Leute, Orson«, sagte der große, schlaksige Mann, »aber ich würde gern noch ein bißchen länger reden.«
»Ja, gewiß«, stimmte der Vizepräsident zu und wandte sich an seine Assistenten. »Die armen Kerle sind praktisch seit Tagesanbruch im Dienst wegen der schrecklichen Sache mit Ardis und allem anderen. Geht nach Hause, Jungs, und feiert mit eurer Familie Weihnachten. Ich habe alle Frauen und Kinder mit Air Force Two einfliegen lassen, Evan, damit sie beisammensein können.«
»Wirklich sehr aufmerksam von Ihnen, Sir.«
»Aufmerksam? Ach, Unsinn. Vielleicht haben sie alle den Schwarzen Gürtel. Ihr seid entlassen, Leute. Morgen ist Heiliger Abend, und wenn ich mich recht erinnere, kommt dann der große Weihnachtsfeiertag. Also falls die Russkis nicht gerade Washington in die Luft jagen, seh’ ich euch in drei Tagen wieder.«
»Vielen Dank, Mr. Vice President.«
»Sie sind sehr freundlich, Sir.«
»Wenn Sie es wünschen, bleiben wir noch«, sagte der Älteste von den dreien.
»Nichts da. Verschwindet, und schickt mir den Butler herein. Weltprobleme können wir genausogut bei einem Glas Cognac lösen.«
Sieh-nichts-Böses, Sprich-nichts-Böses und Hör-nichts-Böses verließen den Raum, Roboter, die auf eine bekannte Marschmelodie programmiert waren. Der Mann in dem marineblauen Blazer mit Goldknöpfen beugte sich vor, was ihm bei seiner Leibesfülle ziemlich schwer fiel. »Sie wollen offen sprechen, Herr Abgeordneter? Wirklich offen und ehrlich? Nun, das können Sie haben.«
»Ich verstehe nicht, Mr. – Tut mir leid, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
»Lassen Sie die Scheiße!« rief der Bostoner mit glühendem Gesicht.
»Sie können vielleicht die Eierköpfe in Washington zum Narren halten«, sagte der kleine Mann in dem zu großen Sessel, »aber wir sind auch Geschäftsleute, Kendrick. Sie haben uns etwas anzubieten, und vielleicht – nur vielleicht, wohlgemerkt – haben wir ein Gegenangebot.«
»Wie gefällt es Ihnen in Süd-Kalifornien, Herr Abgeordneter?« fragte der Schlaksige, als der Butler hereinkam.
»Nichts, nichts!« rief Bollinger, sich an den Diener im Smoking wendend. »Gehen Sie!«
»Entschuldigen Sie, Sir, aber ich habe eine Nachricht für Sie«, sagte der Butler und reichte Bollinger einen Zettel.
Bollinger las, wurde zuerst feuerrot und dann sehr schnell totenblaß. »Sagen Sie ihm, er soll warten«, befahl er. Der Butler ging hinaus. »Wo waren wir stehengeblieben?«
»Bei einem Preis«, sagte der Mann aus Boston. »Denn über einen Preis reden wir doch, nicht wahr, Herr Abgeordneter?«
»Das klingt ein bißchen grob«, antwortete Evan. »Aber der Ausdruck liegt im Bereich des Möglichen.«
»Sie müssen wissen«, sagte der kleine Mann, der ein spitzes Gesicht hatte, »daß Sie an zwei voneinander unabhängigen sehr starken Detektoren vorübergegangen sind. Man kann von den Röntgenstrahlen krank werden, aber wir wissen jetzt, daß Sie keinen Recorder bei sich haben, um das Gespräch heimlich mitzuschneiden.««
»Also
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