Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
ich sind Sie nun auch wieder nicht.«
»Sagen wir mal zwanzig Jahre. Jedenfalls nahe dran. Sprechen Sie weiter.«
»Wenn ich richtig verstanden habe, wollen Sie Luftfrachtladungen mit Waffen von Hamendis Lieferanten in ganz Europa und Amerika durch Maskat hindurchschleusen, wo scheinbar korrupte Beamte die Augen zumachen und die Waffen in den Libanon weiterfliegen lassen. Stimmt das?«
»Ja. Und wenn die Luftfrachter ankommen, wird der Schaden von den Wachen des Sultans angerichtet, die als Palästinenser auftreten und die von ihnen eingekauften Waffen überprüfen wollen, während die Besatzungen unter Quarantäne gestellt werden. Jede Flugzeugladung umfaßt sechzig bis siebzig Kisten, die zehn Mann pro Flugzeug öffnen und mit zersetzender Säure sättigen werden. Das dauert pro Flugzeug nicht länger als fünfzehn bis zwanzig Minuten; das ist von der Zeit her akzeptabel, und wir haben die Lage völlig unter Kontrolle. Die Garnison von Maskat riegelt den Flughafen ab und läßt niemand außer unseren Leuten hinein.«
»Nicht übel«, sagte Blau, »aber ich halte das für zu überstürzt und für zu riskant. Piloten haben in diesem Teil der Welt was dagegen, ihr Flugzeug zu verlassen, und die Besatzungen, die im großen und ganzen aus Lumpen mit Bärenkräften und Spatzenhirnen bestehen, werden Ärger machen, wenn sie plötzlich von Fremden herumgeschubst werden. Sie werden wittern, daß die Behörden dahinterstecken, glauben Sie mir... Warum überreden Sie statt dessen nicht die prominentesten Führer im Baaka-Tal dazu, ihre Elitetruppen in den Südjemen zu schicken? Nennen Sie die Verlegung den ersten Schritt einer von den Feinden Israels finanzierten neuen Kampagne. Feinde Israels sind schließlich keine Mangelware. Erzählen Sie ihnen, daß eine erste Rate von fünfzig Millionen zur Finanzierung von Waffen für Trainingszwecke und für den Sturm auf Gaza und die Golanhöhen bereitsteht und daß bei Bedarf weitere Lieferungen folgen werden: Dem werden diese Irren nicht widerstehen können... Und statt vieler Luftfrachtladungen reicht ein einziges Schiff, das in Bahrein beladen wird, den Golf durchfährt und Kurs auf den Hafen von Nischtun im Südjemen nimmt.«
»Und wo soll dann was passieren?« wollte Kendrick wissen.
»Ich würde sagen, westlich von Ras el Had.«
»Und was soll passieren?«
»Piraten«, antwortete Blau. Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Lippen. »Sobald sie das Schiff gekapert haben, können sie
sich auf See zwei Tage lang Zeit lassen und ihrer Aufgabe gründlicher nachkommen als im Eiltempo im Frachtbereich eines Flughafens, wo Hamendi außerdem möglicherweise die eigenen Leute stationiert hat.«
Ein geplagter Kellner erschien, entschuldigte sich weinerlich und verfluchte den Andrang. Ben-Ami bestellte Kardamomkaffee, während Kendrick den jungen Israeli von der Terrorabwehr musterte. »Sie sagen, ›sobald sie das Schiff gekapert haben‹«, sagte Evan, »aber gesetzt den Fall, es kommt nicht dazu? Gesetzt den Fall, etwas geht schief... unsere Piraten schaffen es beispielsweise nicht, das Schiff zu kapern, oder bloß eine einzige Nachricht wird nach Bahrein gefunkt – nur ein Wort, >Piraten<. Dann ist es aus. Die unbeschädigten Waffen werden geliefert, und Hamendi kommt ungeschoren davon, mit noch mehr Millionen in der Tasche. Das ist ein viel zu großes Risiko.«
»Auf dem Flughafen in Maskat gehen Sie ein viel größeres Risiko ein«, widersprach Blau, mit Nachdruck in der flüsternden Stimme. »Sie müssen mir zuhören. Sie waren das letztemal vor anderthalb Jahren hier, ein paar Tage lang. Sonst waren Sie seit Jahren nicht mehr hier; Sie wissen nicht, was aus den Flughäfen geworden ist. Das sind Tiergärten der Korruption!... Wer schleust was ein? Wer ist bestochen worden, und wie kann ich ihn erpressen? Warum hat sich die Verfahrensweise geändert? Klären Sie mich darüber auf, mein arabischer sadik , oder mein guter hebräischer Freund! Das sind wirklich Tiergärten! Nichts entgeht den Augen der Schakale, die auf Geld aus sind, und für solche Informationen wird viel Geld bezahlt... Ein Schiff auf See zu kapern ist weit weniger riskant und viel sinnvoller, glauben Sie mir.«
»Das klingt überzeugend.«
»Er hat recht«, sagte Ben-Ami, als der Kaffee kam. »Schukran«, bedankte sich der Agent von der Mossad und bezahlte den Kellner, der an den nächsten Tisch stürzte. »Die Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen, Amal Bahrudi.«
»Wo treiben wir diese Piraten
Weitere Kostenlose Bücher