Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
auf?« erkundigte sich Evan. »Falls wir überhaupt welche auftreiben sollten, die akzeptabel sind?«
»Weil ich von meinem Plan überzeugt bin«, erwiderte Blau, den Blick starr auf Kendricks Gesicht gerichtet, das immer wieder in den Schatten der Passanten verschwand, »habe ich die
Möglichkeit eines solchen Auftrags mit meinen ehemaligen Brigadekameraden besprochen. Es haben sich mehr Freiwillige gemeldet, als ich zu hoffen gewagt hatte. So wie Sie den Mahdi verabscheut haben, verabscheuen wir Abdel Hamendi, der die Kugeln liefert, mit denen unsere Leute umgebracht werden. Ich habe sechs Männer ausgewählt.«
»Nur sechs?«
»Das darf keine ausschließlich israelische Operation sein. Ich habe sechs weitere erreicht, die ich damals an der West Bank kennengelernt habe... Palästinenser, die von den Hamendis dieser Welt genauso angewidert sind wie ich. Wir werden eine gemeinsame Einheit bilden, aber das reicht noch nicht. Wir brauchen noch sechs Männer.«
»Woher?«
»Aus dem arabischen Land, das mit voller Absicht dazu bereit ist, Abdel Hamendi das Kreuz zu brechen. Kann Ihr Sultan der Einheit sechs Männer aus seiner Leibgarde zur Verfügung stellen?«
»Die meisten sind mit ihm verwandt – seine Vettern, glaube ich.«
»Das hilft uns weiter.«
Der illegale Kauf von Waffen auf dem internationalen Markt ist relativ einfach, woraus sich auch die Tatsache erklärt, daß selbst unterbelichtete Leute von Washington bis Beirut auf diesem Gebiet erfolgreich tätig sind. Es gibt drei Grundvoraussetzungen dafür. Die erste besteht in unmittelbarem Zugang zu Fonds. Die zweite besteht im Namen eines Unterhändlers, der meist beim Essen genannt wird – nicht am Telefon -, und zwar vom Manager einer Rüstungsfirma oder von einem bestechlichen Geheimdienstangehörigen. Dieser Unterhändler muß dazu in der Lage sein, den eigentlichen Mittelsmann zu erreichen, der das Paket zusammenschnürt und für die Endverbraucherbescheinigung sorgt. In den Vereinigten Staaten bedeutet das schlicht und einfach, daß für den Waffenexport an befreundete Staaten Ausfuhrlizenzen erteilt werden; die Versandrouten werden später geändert. Die dritte Voraussetzung müßte eigentlich am einfachsten zu erfüllen sein, aber im allgemeinen ist sie am schwierigsten, wegen der Vielfalt und Vielschichtigkeit der Waren. Dabei geht es um die Liste der Waffen und Ersatzteile, die gewünscht
werden, was die tödliche Wirkung der Durchschlagskraft eines Waffenarsenals anlangt, und während hitziger Debatten über solche Entscheidungen sind schon etliche Menschen zu Tode gekommen, weil die Käufer dabei oft hysterisch werden.
Deshalb kamen die Managementbegabungen des jungen Agenten Blau in diesem Fall wie gerufen. Die Agenten der Mossad im Baaka-Tal legten eine Liste mit den im Augenblick besonders geschätzten Waren vor, darunter wie üblich Repetierwaffen, Handgranaten, Zeitbomben, Landungsboote aus schwarzem PVC, Unterwassergeschosse mit großer Reichweite und ein Sortiment von Ausrüstungen zu Ausbildungs- und Angriffszwecken, zum Beispiel Enterhaken, dicke Stricke und Strickleitern, Nachtsichtferngläser, elektronische Minenwerfer, Flammenwerfer und Flugabwehrraketen. Es war ein eindrucksvolles Arsenal, das sich auf Waffen im Wert von achtzehn Millionen belief, während für die Gesamtsumme von fünfzig Millionen bei Waffenhändlern schätzungsweise ein Gegenwert von sechsundzwanzig Millionen Dollar eingekauft werden konnte – die wechselnden Wechselkurse kamen dabei immer dem Händler zugute. Deshalb fügte Blau unter der Rubrik ›Standortverteidigung< noch drei chinesische Leichtpanzer hinzu, und die Liste war vollständig – nicht nur vollständig, sondern völlig glaubwürdig.
Der unbekannte, nirgends aktenkundig gewordene Agent von der Mossad, nämlich Ben-Ami, zog jetzt seine Lieblingsjeans von Ralph Lauren an und machte sich vom sicheren Haus der Mossad neben dem portugiesischen Friedhof in Dschabal Sa’ali aus ans Werk. Zu seiner Empörung war der Mittelsmann von Abdel Hamendi ein Israeli in Bet Schemesch. Er verbarg seine Verachtung und handelte den Rieseneinkauf aus, während er sich dessen bewußt war, daß es in Bet Schemesch einen Toten geben würde, falls sie auf der Gegenseite überleben sollten.
Die ersten beiden Drittel der Kommandoeinheit trafen unmittelbar nacheinander bei Nacht in Dschabal Scham ein, von Leuchtfeuern dirigiert, die den beiden Hubschraubern den Landeplatz wiesen. Der Sultan des Oman begrüßte
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