Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
das hier durchziehen kannst, mein Freund, dann hast du für den Nahen Osten und für uns hier am Golf mehr getan als sämtliche Diplomaten in zehn Vereinten Nationen.«
»Wir ziehen es durch. Aber nur mit deiner Hilfe.«
»Die bekommt ihr.«
Ben-Ami und der Agent mit dem Decknamen Blau gingen durch die enge Straße zum Al-Kabir-Basar und hielten nach dem Straßencafe Ausschau, in dem abends Kaffee serviert wurde. Sie trugen korrekte dunkle Anzüge, wie es ihren bahreinischen Visen entsprach, in denen sie als Angestellte der Bank von
England in Al Manama bezeichnet wurden. Sie entdeckten das Straßencafe und setzten sich wie verabredet an einen leeren Tisch gleich an der Straße. Drei Minuten später gesellte sich ein hochgewachsener Mann in arabischer Kleidung zu ihnen.
»Haben Sie Kaffee bestellt?« fragte Kendrick.
»Es war noch kein Kellner da«, antwortete Ben-Ami. »Heute abend ist hier viel los. Wie geht es Ihnen, Herr Abgeordneter?«
»Probieren wir’s doch mal mit Evan, oder, noch besser, mit Amal. Ich bin hier, und das beantwortet in gewisser Weise Ihre Frage.«
»Und wie geht’s Weingrass?«
»Leider nicht besonders gut... Hallo, Blau?«
»Hallo«, sagte der junge Mann und starrte Kendrick an.
»Sie sehen in dieser Kleidung wie ein Geschäftsmann aus, gar nicht militärisch. Ich glaube, ich hätte Sie gar nicht erkannt, wenn ich nicht gewußt hätte, daß Sie herkommen.«
»Ich bin nicht mehr beim Militär. Ich mußte die Brigade verlassen.«
»Sie werden ihr fehlen.«
»Mir fehlt die Brigade, aber meine Verletzungen sind nicht richtig geheilt – mehrere Sehnenrisse, hat man mir gesagt. Asra war ein guter Kämpfer, ein guter Partisan.«
»Immer noch so viel Haß?«
»Ich spreche nicht mit Haß von ihm. Ich bin natürlich wütend, wegen vieler Dinge, aber ich hasse den Mann nicht, den ich umbringen mußte.«
»Was machen Sie jetzt?«
»Ich arbeite für die Regierung.«
»Er arbeitet für uns«, unterbrach Ben-Ami. »Für die Mossad.«
»Apropos, Achmad bittet um Entschuldigung dafür, daß er Sie nicht im Palast empfangen wollte -«
»Ist er verrückt geworden? Es hätte ihm gerade noch gefehlt, daß Mitglieder der Mossad bei ihm zu Hause auftauchen. Für uns wäre es auch nicht übertrieben gut, wenn irgendwer davon was mitbekäme.«
»Wieviel hat Manny Ihnen erzählt?«
»Bei seiner großen Klappe, gibt’s da irgend etwas, das er mir nicht erzählt hätte? Er hat sogar noch mal angerufen, als Sie die Vereinigten Staaten schon verlassen hatten, und hat Blau mit mehr Informationen versorgt, als er brauchen konnte.«
»Blau, wieso?... Haben Sie übrigens auch noch einen anderen Namen?«
»Bei allem Respekt, Sir, für einen Amerikaner nicht. In unser beider Interesse.«
»Das akzeptiere ich. Welche Informationen von Weingrass konnten Sie brauchen, und was haben Sie damit angefangen?«
Der junge Mann beugte sich über den Tisch; sie steckten jetzt alle drei die Köpfe näher zusammen. »Er nannte uns die Summe von fünfzig Millionen -«
»Eine geniale Manipulation!« unterbrach Ben-Ami. »Und ich glaube keinen Augenblick lang, daß Manny auf diese Idee gekommen ist.«
»Wie bitte...? Das wäre immerhin möglich gewesen. Aber die Bank hatte überhaupt keine andere Wahl. Washington hat ihr mit harten Bandagen zugesetzt. Was ist mit den fünfzig Millionen?«
»Südjemen«, gab Blau zur Antwort.
»Das verstehe ich nicht.«
»Fünfzig Millionen sind eine Riesensumme«, sagte der ehemalige Führer der Brigade Masada, »aber es gibt durchaus größere Beträge, vor allem kumulativ gesehen. Der Iran, der Irak und so weiter. Wir brauchen eine glaubwürdige Geldquelle. Deshalb Südjemen. Das Land ist arm und vom Terrorismus gebeutelt, aber die abgelegene, fast unzugängliche Lage zwischen dem Golf von Aden und dem Roten Meer macht es strategisch wichtig für andere Terrororganisationen, die aus wohlhabenderen Quellen unterstützt werden. Sie sind ständig auf der Suche nach Land, nach Trainingsmöglichkeiten für ihre Streitkräfte, nach Gebieten, wo sie ihr Gift verspritzen können. Der Libanon wird ständig infiltriert, und niemand will mit Ghaddafi Geschäfte machen. Er ist wahnsinnig, unzuverlässig und könnte jede Woche gestürzt werden.«
»Ich sollte Ihnen sagen«, unterbrach Ben-Ami wieder, »daß Blau jetzt zu unseren besten Experten auf dem Gebiet der Terrorabwehr gehört.«
»Das wird mir allmählich auch klar. Machen Sie weiter, junger Mann.«
»So viel älter als
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