Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
überhaupt möglich wäre.«
»Was für eine Rückversicherung?«
»Sie würden Sie für einen der Ihren halten. Bis sie eines Besseren belehrt würden.«
»Bahrudi ist tot...«
»Seine Leiche hat sich der KGB angeeignet«, fügte der Doktor, Kendrick ins Wort fallend, sofort hinzu. »Das >Komitee für Staatssicherheit‹ ist notorisch unentschlossen, weil es fürchtet, sich zu blamieren.«
»El-Bas hat etwas Ähnliches erwähnt.«
»Wenn überhaupt jemand in Maskat etwas darüber weiß, dann El-Bas.«
»Wenn also Bahrudi hier in Oman akzeptiert wird und man mich als diesen Bahrudi anerkennt, habe ich vielleicht einen gewissen Einfluß. Falls die Sowjets nicht Alarm schlagen und hinausposaunen, was sie wissen.«
»Sie werden die Posaune sehr genau untersuchen, bevor sie sie an die Lippen setzen. Sie wissen ja nichts mit Bestimmtheit. Sie werden eine Falle und natürlich eine Blamage fürchten und die weitere Entwicklung abwarten. Ihren anderen Arm bitte. Strecken Sie ihn hoch.«
»Frage«, sagte Kendrick energisch. »Warum hat Ihre Einreisebehörde Bahrudi nicht festgenommen? Schließlich haben Sie verdammt viele Sicherheitskräfte dort draußen.«
»Wie viele John Smiths gibt es bei Ihnen zu Hause, ya schaikh ?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Der Name Bahrudi kommt bei uns sehr häufig vor. Häufiger vielleicht in Kairo als in Riad, aber er ist auch hier nicht ungewöhnlich. Und Amal ist das Äquivalent Ihres Joe, Bill und natürlich John.«
»Trotzdem hatte El-Bas ihn im Computer der Einreisebehörde gespeichert. Man hätte hellhörig werden müssen...«
»Und auch sehr schnell wieder taub«, unterbrach ihn der Arzt. »Denn die Beamten wären sehr rasch zufrieden gewesen, nachdem sie sich ihn genau angesehen und ihm ein paar grobe Fragen gestellt hätten.«
»Weil ich keine Narbe am Hals habe?« fragte Kendrick
schnell. »Einer der Polizisten machte eine Bemerkung über eine Narbe an meinem – an Bahrudis Hals.«
»Davon weiß ich nichts, aber möglich ist es. Sie haben keine solche Narbe. Aber es gibt gewichtigere Gründe.«
»Nämlich?«
»Ein Terrorist kündigt seine Ankunft im Ausland nicht an, geschweige denn in einem Land, in dem es zu Unruhen gekommen ist. Er benutzt falsche Papiere. Das ist es, wonach die Behörden suchen, nicht nach einer zufälligen Namensgleichheit, wie zum Beispiel bei einem gewissen John W. Booth, Apotheker aus Philadelphia, der den Namen von Lincolns Mörder sein Leben lang wie einen Fluch mit sich herumschleppte.«
»Sie sind in amerikanischer Geschichte ganz schön beschlagen, nicht wahr?«
»Ich habe an der John Hopkins Medical School studiert, Mr. Bahrudi. Dank der Güte des Vaters unseres Sultans, der ein Beduinenkind fand, das sich nicht unbedingt nach einem Nomadenleben im Stammesverband sehnte.«
»Wie das?«
»Das ist eine andere Geschichte. Nehmen Sie den Arm wieder herunter.«
Kendrick sah den Doktor an. »Sie haben den Sultan sehr gern, wie mir scheint.«
Der Arzt erwiderte Kendricks Blick. »Ich würde für die Familie töten, ya schaikh «, sagte er leise. »Selbstverständlich ohne Gewalt. Vielleicht durch Gift, vielleicht durch eine falsche Diagnose oder ein falsch angesetztes Skalpell. Um meine Dankesschuld abzutragen, würde ich es tun.«
»Davon bin ich überzeugt. Und deshalb sind Sie auch indirekt auf meiner Seite.«
»Offensichtlich. Der Beweis, den ich Ihnen geben soll und der selbst mir bisher unbekannt war, besteht aus Ziffern. Fünf, fünf, fünf, null, null, null, fünf.«
»Das genügt. Wie heißen Sie?«
»Faisal. Dr. Amal Faisal.«
»Jetzt verstehe ich, was Sie meinen- ›John Smith‹.« Kendrick stieg vom Untersuchungstisch und ging nackt zu einem kleinen Waschbecken an der gegenüberliegenden Wand. Er wusch sich die Hände gründlich mit Seife, um die überschüssige Farbe von den Fingern zu entfernen, und betrachtete seinen Körper im
Spiegel über dem Waschbecken. Die weiße Haut färbte sich allmählich braun. In ein paar Minuten würde sie dunkel genug sein, um selbst Terroristenaugen standzuhalten. Er sah den Doktor durch den Spiegel an. »Wie ist es in diesem Gefängnis?« fragte er.
»Es ist kein Ort für Sie.«
»Danach habe ich nicht gefragt. Ich möchte wissen, wie es dort zugeht. Gibt es bestimmte Rituale für Neuzugänge? Ihr habt sicherlich Abhöranlagen eingebaut- wärt ja dämlich, wenn ihr’s nicht getan hättet.«
»Das Gebäude ist verwanzt, doch wir können davon ausgehen, daß sie es wissen. Sie
Weitere Kostenlose Bücher