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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einen Überfall. Ein dritter Wachposten stieß den noch blutenden Gefangenen in die riesige Betonhalle, die als Gemeinschaftszelle diente. Das Licht war schlecht, die Glühbirnen, die in Maschendrahtkäfigen von der Decke hingen, waren zu schwach. Im Handumdrehen war der ›Neue‹ von einer Gruppe von Häftlingen umringt, und ein paar bemühten sich, dem auf den Knien liegenden, blutbesudelten Mann mit den Gesichtsverletzungen auf die Beine zu helfen. Andere drängten sich bei der Tür und schnatterten laut durcheinander, kreischten fast – offenbar um zu übertönen, was die anderen sprachen.
    » Khalibalak! « brüllte der Neue, führte mit dem rechten Arm einen Aufwärtshaken, um sich zu befreien, und hieb dann einem jungen Gefangenen die Faust ins Gesicht. »Bei Allah, ich schlage jedem Idioten hier den Schädel ein, der es wagt, mich anzufassen!« fuhr er auf arabisch fort und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er überragte alle anderen Häftlinge.
    »Wir sind viele, und du bist allein«, zischte der junge Häftling und hielt sich die Nase, um die Blutung zu stoppen.
    »Ihr mögt viele sein, aber ihr treibt es mit Ziegenböcken. Ihr seid dumm! Laßt mich in Ruhe! Ich muß nachdenken.« Mit seiner letzten Bemerkung stieß Kendrick mit dem rechten Arm nach denen, die ihn festhielten, zog ihn sofort wieder zurück und rammte dem nächststehenden Häftling den Ellbogen in die Kehle. Dann wirbelte er herum und hämmerte dem Mann mit den Knöcheln seiner noch immer geballten Hand auf die Augen.
    Jemand packte ihn von hinten beim Nacken. Der Rotkreuzkurs
für Lebensretter... Wieso fiel er ihm plötzlich ein? Kneif den Nerv unter dem Ellenbogen. Dann muß der Ertrinkende dich loslassen. Er hatte das Zertifikat erworben. Im Sommer am See Geld verdient... Von Panik gepackt, schob er die Hand unter den bloßen Arm und kniff so fest er konnte. Der Terrorist schrie auf. Kendrick duckte sich und schleuderte den Mann mit einem Schulterschwung auf den Zementfußboden.
    »Hat jemand von euch noch nicht genug?« flüsterte er und drehte sich um, noch immer gebückt und trotzdem sehr groß. »Ihr seid Narren! Mich hätten sie nie erwischt, wenn es euch Idioten nicht gäbe. Ich verachte euch alle! Jetzt laßt mich in Ruhe. Ich hab’ euch gesagt, ich muß nachdenken.«
    »Wer bist du denn, daß du glaubst, uns beleidigen und herumkommandieren zu dürfen?« kreischte ein kaum Zwanzigjähriger mit den funkelnden Augen einer Wildkatze und einer Hasenscharte, die seine Aussprache beeinträchtigte. Es war eine Szene wie aus einem Roman von Kafka – halb wahnsinnige Gefangene, die nach Gewalttätigkeit lechzten, sich zugleich aber vor der noch brutaleren Bestrafung durch die Wachen fürchteten. Geflüster wurde zu schroffen Befehlen, leise hervorgestoßenen Beleidigungen, trotzigen Protesten, wobei die Sprecher ständig zur Tür schielten, um sich zu überzeugen, daß das Geschwätz dort zudeckte, was sie sagten, ihre Worte dem lauschenden Feind verborgen blieben.
    »Ich bin, wer ich bin. Mehr braucht ihr nicht zu wissen.«
    »Die Wachen haben uns deinen Namen genannt«, stammelte ein vielleicht Dreißigjähriger mit ungepflegtem Bart und langen, verfilzten Haaren. Er wölbte die Hände vor den Lippen. »›Amal Bahrudi!‹ haben sie geheult. ›Der Getreue aus Ost-Berlin! Und wir haben ihn gefaßt!‹ – Na und? Was gehst du uns an? Mir gefällt nicht einmal, wie du aussiehst. Für mich siehst du sehr seltsam aus. Wer oder was ist uns Amal Bahrudi? Warum sollte uns das interessieren?«
    Kendrick blickte zur Tür, wo die anderen Gefangenen hitzig aufeinander einsprachen. Er machte einen Schritt vorwärts und flüsterte wieder schroff: »Weil ich von anderen geschickt bin, von Leuten, die einen viel höheren Rang bekleiden als einer von euch oder jemand in der Botschaft. Einen viel, viel höheren Rang. Und jetzt sage ich euch zum letztenmal: Laßt mich nachdenken. Ich muß Informationen hinausbringen...«

    »Versuch’s nur, dann stellen die uns alle an die Wand und erschießen uns«, stieß ein anderer Gefangener hervor; ein kleiner Mann, der irgendwie sehr gepflegt wirkte, von den Urinflecken an seiner Häftlingshose abgesehen.
    »Das bereitet dir Kopfzerbrechen?« erwiderte Kendrick leise und mit einem Unterton von Abscheu. Es war der richtige Augenblick, sich noch mehr Geltung zu verschaffen. »Sag, mein hübscher Kleiner, hast du etwa Angst vor dem Sterben?«
    »Nur weil ich dann unserer Sache nicht mehr dienen

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