Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Horde, rannten Wadi Al Kabir in südlicher Richtung entlang. Sie hatten zwar ihren ganzen Mut zusammengerafft, doch der Gedanke an ein Feuergefecht versetzte sie in panische Angst. Alles war Ungewißheit, überall lauerte Tod. Alle waren jedoch überzeugt, daß ein berüchtigter internationaler Terrorist namens Amal Bahrudi dingfest gemacht worden war.
»Es wird sich in unserer kleinen Stadt sehr schnell herumsprechen«, sagte der Polizeisergeant in fließendem Englisch und half dem Gefangenen auf die Beine. »Natürlich werden wir, wenn nötig, das Gerücht noch unterstützen.«
»Ich habe eine oder zwei Fragen – vielleicht auch drei.« Kendrick nahm die Kopfbedeckung ab und sah den Polizeibeamten an. »Was, zum Teufel, soll dieses Gerede vom ›Getreuen‹, dem ›islamischen Führer‹ der osteuropäischen Sowieso?«
»Es ist nicht nur Gerede, Sir.«
»Also da komme ich nicht mit.«
»Im Auto bitte. Zeit ist lebenswichtig. Wir müssen hier weg.«
»Ich will Antworten.« Die beiden anderen Polizisten nahmen Kendrick in die Mitte, packten ihn bei den Armen und führten ihn zum Streifenwagen. »Ich habe bei dieser kleinen Charade mitgespielt, weil man es mir auftrug«, fuhr Kendrick fort und stieg in den Fond der grünen Polizeilimousine. »Aber jemand hat vergessen zu erwähnen, daß ich in die Haut eines Killers geschlüpft bin, der in Europa Bomben legt.«
»Ich kann Ihnen nur sagen, was ich Ihnen sagen soll, und mehr weiß ich wirklich und wahrhaftig nicht«, antwortete der Sergeant und setzte sich neben Kendrick. »Im Labor der Gefängnisverwaltung wird man Ihnen alles erklären.«
»Ich bin über das Labor informiert. Nicht informiert bin ich über Bahrudi.«
»Es gibt ihn, Sir.«
»Das weiß ich, nicht aber alles andere.«
»Drücken Sie drauf, Fahrer«, sagte der Polizeibeamte. »Die beiden anderen bleiben hier.« Die Limousine stieß zurück, wendete und fuhr mit hoher Geschwindigkeit zum Wadi Al Uwar zurück.
»Nun gut, es gibt ihn wirklich, das verstehe ich«, preßte Kendrick hastig hervor, als sei er außer Atem. »Aber ich wiederhole: Niemand hat mir gesagt, daß er ein Terrorist ist.«
»Im Gefängnislabor, Sir.« Der Sergeant zündete sich eine braune arabische Zigarette an, inhalierte tief und ließ erleichtert den Rauch durch die Nase wieder entweichen. Seine Rolle bei diesem merkwürdigen Einsatz war zu Ende.
»Es gibt noch eine Menge Daten, die der Computer von El-Bas für Sie nicht ausgedruckt hat«, sagte der omanische Arzt, Kendricks nackte Schulter untersuchend. Sie waren im Untersuchungszimmer des Labors allein. Kendrick saß auf dem langen hart gepolsterten Untersuchungstisch, seine Füße ruhten auf einem Schemel, und neben ihm lag sein Geldgürtel. »Als Achmads – oh, verzeihen Sie – als Leibarzt des großen Sultans, der ich seit seinem achten Lebensjahr bin, bin ich jetzt Ihr einziger Kontakt zu ihm, falls Sie ihn aus irgendeinem Grund nicht selbst erreichen können. Ist das klar?«
»Wie erreiche ich Sie?«
»Im Krankenhaus oder unter meiner Privatnummer, die ich Ihnen gebe, sobald wir fertig sind. Sie müssen Hose und Unterwäsche ausziehen und die Farbe auftragen, ya schaikh. In diesem Gefängnis werden die Häftlinge täglich, manchmal stündlich durchsucht, ohne einen Faden am Leib zu haben. Es ist der reinste Striptease. Sie müssen von Kopf bis Fuß braun sein, und auf keinen Fall dürfen Sie einen prall gefüllten Geldgürtel bei sich haben.«
»Bewahren Sie ihn für mich auf?«
»Aber selbstverständlich.«
»Zurück zu diesem Bahrudi bitte«, sagte Kendrick und trug das Tönungsgel auf Oberschenkel und Unterleib auf, während der Arzt ihm Arme, Rücken und Brust auf die gleiche Weise behandelte. »Warum hat El-Bas mir nichts gesagt?«
»Auf Anweisung von Achmad. Er dachte, Sie könnten protestieren, daher wollte er es Ihnen selbst erklären.«
»Ich habe ihn vor einer knappen Stunde gesprochen. Er sagte mir nur, er wolle über Bahrudi mit mir reden. Mehr nicht.«
»Sie hatten es sehr eilig, und er hatte eine Menge zu tun, um Ihre sogenannte Verhaftung einzufädeln. Daher überließ er die Erklärung mir. Heben Sie den Arm bitte höher.«
»Wie lautet die Erklärung?« fragte Kendrick, jetzt nicht mehr so wütend wie vorher.
»Sie ist sehr einfach. Wenn die Terroristen Sie erwischten,
hätten Sie eine Rückversicherung – wenigstens eine Zeitlang. Mit ein bißchen Glück vielleicht sogar so lange, bis man Ihnen helfen könnte. Falls Hilfe
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