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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hob sie aber sofort wieder und umfaßte die Querstange. In einer knappen Minute würde er das gleiche noch einmal tun, und das war für Kendrick das Signal zu handeln. Der Handlungsablauf war im Krankenrevier des Gefängnisses fast überstürzt festgelegt worden. Der Angriff mußte sehr schnell erfolgen. Die Reaktion des Postens war der Schlüssel zum Erfolg. Zweiundzwanzig Sekunden später ließ er die linke Hand abermals mit einer müden Geste fallen. Kendrick sprang auf und warf sich mit voller Wucht auf den Posten, so daß der plötzlich hysterische Gesichtsausdruck des Mannes sich schlagartig veränderte; seine Züge wurden schlaff, dann brach er zusammen.
    »Schnell!« wandte Kendrick sich im Befehlston an Asra. »Hilf mir! Nimm ihm die Schlüssel ab.«
    Der Palästinenser stürzte vorwärts, der Sergeant folgte ihm. Gemeinsam stießen sie mit den gefesselten Händen die MAC-10-Maschinenpistole aus dem Weg und rissen den Schlüsselring vom Gürtel des Postens.
    »Ich bring ihn um!« schrie der Fanatiker mit der Hasenscharte, packte die Waffe und kam, in dem stark schlingernden Wagen schwankend, drohend auf den Posten zu.
    »Halt ihn auf!« befahl Asra dem Sergeanten.
    »Du Narr!« brüllte der Sergeant und entwand dem jungen Fanatiker die Waffe. »Der Fahrer hört doch die Schüsse.«
    »Er ist unser heiliger Feind!«
    »Er ist unser heiliger Fluchthelfer, du Idiot«, sagte Asra, schloß Kendricks Handschellen auf und reichte ihm dann den Schlüssel, damit er ihn befreie. Als nächster kam der Sergeant an die Reihe.
    »Ich heiße Yosef«, sagte er. »Das ist ein hebräischer Name, denn meine Mutter war Hebräerin, aber mit den Juden aus Israel haben wir nichts zu tun. Du bist ein tapferer Mann, Amal Bahrudi.«
    »Ich mag keine Erschießungskommandos in der Wüste«, antwortete Kendrick, warf seine Handschellen auf den Boden und drehte sich zu dem jungen Eiferer um, der den bewußtlosen Posten erschossen hätte, wäre er nicht daran gehindert worden. »Ich weiß nicht, ob ich dich freilassen soll oder nicht.«
    »Warum?« kreischte der Junge. »Weil ich bereit bin, in unserem heiligen Krieg zu töten und zu sterben?«

    »Nein, junger Mann, weil du vielleicht uns töten würdest, und wir sind mehr wert als du.«
    »Amal!« Asra packte Kendricks Arm, um in dem rüttelnden und schüttelnden Gefährt einen Halt zu haben, aber auch, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. »Du hast ja recht, er ist ein Idiot, aber man muß die besonderen Umstände berücksichtigen, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Am Westufer haben Siedler sein Elternhaus und das Textilgeschäft seines Vaters in die Luft gejagt. Sein Vater kam bei der Explosion ums Leben, und die israelische Treuhand-Kommission hat den ganzen Besitz für ’n Appel und ’n Ei an Neusiedler verkauft.« Asra senkte die Stimme und sagte Kendrick ins Ohr: »Er ist nicht ganz richtig im Kopf, hatte aber außer uns niemand, an den er sich wenden konnte. Yosef und ich haben ihn schon im Griff. Laß ihn frei.«
    »Wenn du das auf deine Kappe nimmst, Poet«, antwortete Kendrick mürrisch und nahm dem jungen Terroristen die Handschellen ab.
    »Warum hast du von Exekution in der Wüste gesprochen?« fragte Yosef.
    »Weil die Straße unter uns schon stark sandig ist, spürst du das nicht?« sagte Kendrick, der die Route kannte, die sie fuhren. »Wir würden einfach verschwinden, in der Wüste verbrannt oder begraben.«
    »Warum ausgerechnet wir?« fragte Yosef bedrückt.
    »Das kann ich für mich selbst besser erklären als für euch: Sie wissen nicht, was sie mit mir anfangen sollen, warum also sollen sie mich nicht umbringen? Falls ich gefährlich oder einflußreich bin, werden Gefahr und Einfluß mit mir ausgelöscht.« Kendrick unterbrach sich und nickte dann. »Und das«, fügte er hinzu, »erklärt wahrscheinlich auch, warum Yosef und der Junge hier sind. Sie haben im Gefängnis am lautesten gebrüllt, und man hat ihre Stimmen identifiziert – beide sind unschwer zu erkennen.«
    »Und ich?« fragte Asra.
    »Das, denk’ ich, müßtest du wohl ohne meine Hilfe beantworten können«, erwiderte Kendrick und sah den Palästinenser mit einer Spur von Verachtung an. »Ich habe versucht dich loszuwerden, bevor sie auf der Toilette über mich herfielen, aber du warst zu langsam.«
    »Du meinst, sie haben uns zusammen gesehen?«

    »Der Student bekommt ein knappes ›Noch genügend‹. Sie haben uns nicht nur zusammen, sondern abgesondert von allen anderen ertappt. Es war

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