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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hintergangen hat«, antwortete der andere, und sein Dolch zuckte. »Ich habe den Sohn des Importeurs genauso getötet, wie ich in diesem Augenblick Sie töten könnte. Ich habe dem Mädchen das Gesicht zerschnitten und es mit dem Rock über dem Kopf auf der Straße liegenlassen, und man hat mich betrogen.«
    »Das hat niemand beabsichtigt.«
    »Aber jemand hat es getan.«
    »Ich werde dich dafür entschädigen. Wir müssen miteinander reden. Es ist ein Notfall.«
    »Reden Sie hier. Rein kommen Sie mir nicht. Niemand darf rein.«
    »Wie du willst. Aber darf ich dabei vielleicht stehen? Es macht mir keinen Spaß, lebensgefährlich an diesem alten Geländer zu hängen...«

    »Reden Sie!«
    MacDonald faßte auf der dritten Stufe von oben fester Fuß, holte ein Taschentuch heraus und wischte sich, den Blick auf die Klinge an seiner Kehle gerichtet, den Schweiß von der Stirn. »Ich muß unbedingt die Anführer in der Botschaft erreichen. Da sie nicht herauskommen können, muß ich zu ihnen hinein.«
    »Das ist zu gefährlich für den, der Sie hineinbringt, denn er muß draußen bleiben. Sie können mit ihnen telefonieren. Die Leute führen dauernd Telefongespräche mit ihnen.«
    »Was ich zu sagen habe – was ich sie fragen muß -, kann nicht telefonisch besprochen werden. Es ist lebenswichtig, daß nur die Anführer meine Worte hören – und ich die ihren.«
    »Ich kann Ihnen eine geheime Telefonnummer verkaufen, die noch in keiner Liste veröffentlicht wurde.«
    »Wenn du sie kennst, kennen andere sie auch. Das Risiko kann ich nicht eingehen. Ich muß hinein.«
    »Sie sind schwierig.« Das linke Lid des Mannes zuckte, seine Pupillen waren erweitert. »Warum sind Sie so schwierig?«
    »Weil ich unendlich reich bin und du nicht. Du brauchst Geld für deine Extravaganzen – deine Gewohnheiten.«
    »Sie beleidigen mich!« fauchte der Killer mit schneidender, aber unterdrückter Stimme, denn auch unter Drogen nahm er noch die Fischer und Hafenarbeiter wahr, die ein paar Meter tiefer ihrer Arbeit nachgingen.
    »Ich bin nur realistisch, und ich muß hinein. Wieviel?«
    Der Mörder hustete MacDonald ins Gesicht, nahm die Klinge von seiner Kehle und sah seinen Mäzen, der ihn schon früher gefördert hatte, aus tränenden Augen an. »Es kostet viel. Viel, viel mehr, als Sie bisher bezahlt haben.«
    »Ich bin bereit, innerhalb vernünftiger Grenzen mehr zu bezahlen, aber ausnehmen lasse ich mich nicht. Denk dran – nur innerhalb vernünftiger Grenzen. Wir werden immer Arbeit für dich haben...«
    »Für zehn Uhr ist in der Botschaft eine Pressekonferenz angesetzt«, fiel der Mann MacDonald ins Wort. »Wie gewöhnlich werden die Fernsehleute und Reporter, die hineindürfen, erst in letzter Minute benannt und ihre Namen am Tor ausgerufen. Gehen Sie hin, und geben Sie mir eine Telefonnummer, unter der ich Sie während der nächsten – na, sagen wir, zwei Stunden erreichen kann.«

    MacDonald nannte ihm die Nummern seines Hotels und seines Zimmers. »Wieviel, mein Junge?« fragte er.
    Der Killer nannte MacDonald den Betrag in omanischen Rials – es waren dreitausend Pfund oder rund fünftausend Dollar. »Ich habe Unkosten«, erklärte er. »Sie müssen bezahlt werden, sonst geht es mir an den Kragen.«
    »Das ist ja der reinste Wucher!« rief MacDonald.
    »Dann vergessen wir das Ganze.«
    »Ich akzeptiere«, sagte MacDonald.
     
    Kalaila ging in ihrem Hotelzimmer auf und ab, und obwohl sie das Rauchen schon sechsmal aufgegeben hatte, rauchte sie jetzt eine Zigarette nach der anderen. Ihre Blicke wanderten immer wieder zum Telefon. Sie durfte unter keinen Umständen vom Palast aus operieren. Diese Verbindung war schon genug gefährdet. Elender Halunke!
    Anthony MacDonald, Niete, Trunkenbold, gerissener Spezialagent, verfügte in Maskat über ein weitgespanntes Netz von Informanten, aber dank ihrer Zimmergenossin aus Radcliffe, die jetzt mit dem Sultan verheiratet war, hatte auch sie ihre Verbindungen – und das nur, weil sie vor einigen Jahren in Cambridge, Massachusetts, ihre beste Freundin mit einem arabischen Freund bekannt gemacht hatte. Guter Gott, die Welt bewegte sich in immer kleineren, schnelleren und sogar vertrauteren Kreisen. Ihre Mutter, in Kalifornien zu Hause, hatte ihren Vater, einen Austausch-Studenten aus Port Said, in Berkeley kennengelernt; sie war Ägyptologin, er schrieb an einer Doktorarbeit über die Kultur des Westens. Beide strebten eine akademische Laufbahn an. Sie verliebten sich ineinander und

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