Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
erzählen«, hatte die junge Ägypterin gefleht. »Du verstehst nicht.«
    »Mach dir deshalb keine Sorgen, Schätzchen. In Boston haben wir ein Sprichwort, das von Southie bis Beacon Hill dasselbe bedeutet: ›Wer austeilt, muß auch einstecken.‹ Und diese Hurensöhne werden eine Menge einstecken. Mein Wort darauf!«
    »O nein! Sie werden sich an mir rächen – sie werden es auch nicht verstehen. Ich hasse die Juden nicht, meine beste Freundin
seit dem Kindergarten ist die Tochter eines Rabbi, eines Kollegen meines Vaters. Sie sagen, daß ich Juden hasse, weil ich für sie nur eine dreckige Araberin bin, aber ich hasse sie nicht. Meine Familie ist nicht so. Wir kennen keinen Haß.«
    »Halt, halt, Mädchen! Ich habe nichts von Juden gesagt, das warst du. Ich habe >Hurensöhne< gesagt, was gewissermaßen ein allumfassender Begriff ist.«
    »Für mich ist hier alles zu Ende. Ich bin am Ende. Ich gehe fort.«
    »Den Teufel wirst du! Ich melde dich bei meinem Arzt an, der hoffentlich weiß, wo’s langgeht, und dann ziehst du bei mir ein.«
    Gott und Allah und alle anderen Gottheiten seien gepriesen! Ich habe eine Freundin. Und irgendwann wurde aus dem Schmerz und Haß jener Tage eine Idee geboren, die bald Verpflichtung war. Kalaila war erst achtzehn, aber sie wußte schon, was sie mit ihrem Leben anfangen würde.
     
    Das Telefon klingelte. Die Vergangenheit war dahin, war gelebt. Die Gegenwart war alles. Kalaila lief an den Apparat, riß den Hörer von der Gabel. »Ja?«
    »Er ist hier.«
    »Wo?«
    »In der Botschaft.«
    »O mein Gott! Was geschieht? Was tut er?«
    »Er ist mit zwei anderen gekommen...«
    »Es sind drei – nicht vier?«
    »Wir haben nur drei gesehen. Einer steht am Tor bei den Bettlern. Er spricht mit den Terroristen.«
    »Wo ist der Amerikaner?«
    »Mit dem dritten Mann zusammen. Die beiden halten sich im Schatten, nur der erste läßt sich sehen. Er ist derjenige, der entscheidet, nicht der Amerikaner.«
    »Was meinst du?«
    »Wir glauben, daß die drei in die Botschaft hineinwollen.«
    »Nein!« schrie Kalaila. »Das dürfen sie nicht – das darf er nicht! Er darf es nicht – ihr müßt ihn aufhalten!«
    »Ein solcher Befehl müßte aus dem Palast kommen, Madame...«
    »Solche Befehle kommen von mir! Das hat man euch auch
gesagt. Das Gefängnis war etwas anderes, aber in die Botschaft darf er nicht. Niemals! Geht raus, und nehmt sie euch vor, haltet sie auf, tötet sie, wenn es nicht anders geht. Tötet ihn!«
     
    »Schnell!« rief der arabisch gekleidete Mann in dem verbarrikadierten Cafe seinem Genossen zu und machte seine Maschinenpistole schußfertig. »Wir haben Befehl, sie uns zu holen, sie aufzuhalten, den Amerikaner aufzuhalten. Ihn zu töten, wenn es nicht anders geht.«
    »Ihn töten?« fragte erstaunt der Beamte des Sultans.
    »So lautet der Befehl. Wir sollen ihn töten.«
    »Der Befehl ist zu spät gekommen. Sie sind weg.«
    Höchste Geheimhaltungsstufe
Kein Zugriff
Eingabe
    Die Gestalt in dem abgeschirmten Raum tippte mit zorniger Präzision.
     
    Es ist mir gelungen, den Zugriffs-Code von Langley zu knacken, und es ist der reinste Wahnsinn. Nicht die CIA, denn die Verbindung gibt nichts her. Der Wahnsinn liegt beim Objekt. Er ist in die Botschaft gegangen! Das kann er nicht überleben. Man wird ihn entlarven – auf der Toilette, bei einer Mahlzeit, durch eine bestimmte Reaktion auf eine Redewendung. Er war zu lange außer Landes. Ich habe jede Möglichkeit berechnet, doch meine Geräte lassen mir kaum eine Hoffnung. Vielleicht waren wir – meine Geräte und ich – zu vorschnell in unserem Urteil. Vielleicht ist unser nationaler Messias nur ein Narr, aber schließlich wurde bisher noch jeder Messias als Narr und Idiot verschrien – bis das Gegenteil erwiesen war. Das ist meine Hoffnung, und für sie bete ich.

11
    Die drei flüchtigen Gefangenen krochen in der Dunkelheit durch die uralte moosüberwachsene Kanalisation nach oben, bis sie an eine vergitterte Öffnung im gepflasterten Hof der Botschaft kamen. Außer Atem, Hände und Füße zerkratzt und blutig,
standen sie plötzlich im grellen Sonnenlicht und wurden Zeugen einer Szene, die so menschenunwürdig war, daß Evan Kendrick am liebsten die Augen zugepreßt hätte, um sie nicht mit ansehen zu müssen. Ungefähr sechzig Geiseln waren vom Dach des Botschaftsgebäudes in den Hof geholt worden, um ihr kärgliches Frühstück in Empfang zu nehmen. Vorher wurden sie jedoch auf die Latrine gejagt, die aus Planken mit runden

Weitere Kostenlose Bücher