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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sahen sich die am Tisch Sitzenden bedeutsam an, dann brach der Bankier das Schweigen. »Dieses Gefühl wirst du vielleicht nicht immer haben«, sagte er ruhig. »Es werden Zeiten kommen, in denen du unerwünscht bist, abgelehnt wirst, und das wird dich verwirren und ganz bestimmt kränken.«
    »Das kann man kaum glauben«, sagte ein sehr lebhaftes Mädchen, an das sich Kalaila nur sehr undeutlich erinnerte.
    Der kalifornische Großvater hatte seinem Schwiegersohn einen kurzen, schmerzlichen Blick zugeworfen. »Wenn ich heute zurückdenke, fällt es mir auch schwer, das zu glauben.
Aber vergiß nicht, mein Kind, wenn es Probleme gibt, oder wenn man es dir zu schwer macht, ruf mich an, und ich komme mit der nächsten Maschine.«
    »O Großvater, ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß ich das je tun werde.«
    Sie hatte es auch nicht getan, obwohl sie manchmal nahe daran gewesen war, nur ihr Stolz hatte sie zurückgehalten. Shvartzeh Arviyah! »Nigger-Araberin« war ihre erste Erfahrung mit einem Haß gewesen, der sich von einzelnen gegen einzelne richtete. Es war nicht jener blinde, irrationale Haß des Pöbels, der in den Straßen Amok lief, Transparente schwang, Parolen schrie und einen unsichtbaren Feind jenseits ferner Grenzen verfluchte; nein, es war der Haß junger Menschen, die zusammen mit ihr in einer pluralistischen Gemeinde des Lehrens und Lernens lebten, in den gleichen Klassenzimmern und Cafeterias saßen. Man gehörte zwar zur Gemeinschaft, aber als Einzelwesen, nicht als Einheits-Roboter – außer vielleicht auf den Sportplätzen, und selbst dort konnte man sich als Individuum hervortun.
    Doch sie war lange Zeit kein Individuum gewesen, sie hatte sich selbst verloren. Sie hatte aufgehört, ein Einzelwesen zu sein, und war einem abstrakten rassischen Kollektiv – Araber genannt – einverleibt worden. Dreckiger Araber, hinterhältiger Araber, mörderischer Araber – Araber – Araber – Araber, bis sie es nicht mehr ertrug. Sie blieb allein in ihrem Zimmer, lehnte ab, wenn Bekannte sie aufforderten, mit ihnen zu einem Kiosk auf dem Campus zu gehen; zweimal hatte sie es versucht. Es war genug.
    Schon das erstemal hätte ihr genügen müssen. Sie wollte auf die Toilette, aber zwei Studenten hatten sich ihr in den Weg gestellt. Es waren jüdische Studenten gewesen, gut, aber schließlich waren sie auch amerikanische Studenten.
    »Ich hab’ gedacht, ihr Araber trinkt nicht!« hatte der betrunkene Mann zu ihrer Linken gestichelt.
    »Das kann jeder halten, wie er will«, hatte sie erwidert.
    »Ich habe gehört, ihr Arviyah pißt auf den Boden eurer Zelte«, höhnte der andere.
    »Man hat Sie falsch informiert. Wir sind sehr heikel. Darf ich bitte hinein...«
    »Hier nicht, Araberin. Wir wissen nicht, was du auf dem
Toilettensitz hinterläßt, und wir haben ein paar yehudiyah bei uns. Kapiert, Araberin?«
    Am Ende ihres zweiten Semesters war sie nahe daran, zusammenzubrechen. Sie hatte sich in einem Kurs hervorgetan, den ein berühmter jüdischer Professor abhielt. Sie war sogar so gut gewesen, daß der beliebte Lehrer sie als Beste ihres Jahrgangs auszeichnen wollte. Der Preis, der jedes Jahr feierlich überreicht wurde, war eine von ihm signierte Ausgabe eines seiner Werke. Viele ihrer Mitschüler, Juden und Nichtjuden, hatten ihr gratuliert, aber als sie das Gebäude verließ, hatten drei andere mit Strumpfmasken ihr auf einem bewaldeten Weg zwischen Fakultät und Studentenheim aufgelauert.
    »Wie hast du das geschafft?« fragte einer. »Ihm gedroht, sein Haus in die Luft zu jagen?«
    »Oder vielleicht seine Kinder mit einem arabischen Dolch zu bearbeiten?«
    »Zum Teufel, nein! Sie hat einfach nach Arafat gerufen!«
    »Jetzt kriegst du deine Lektion, Shvartzeh Arviyah! «
    »Ihr könnt das Buch haben, wenn es euch so viel bedeutet.«
    »Nein, Araberin, du kriegst was von uns.«
    Sie hatten sie vergewaltigt. »Das ist für München!«
    »Das ist für die Kinder im Golan-Kibbuz!«
    »Das für meinen Cousin, den ihr Schweine umgebracht habt!« Die Angreifer empfanden keine Lust, nur Wut, wollten nur die verhaßte Araberin bestrafen.
    Halb auf allen vieren, halb aufrecht, aber wie betrunken taumelnd, hatte sie sich ins Studentenheim geschleppt, als ein für sie sehr wichtiger Mensch in ihr Leben trat. Eine gewisse Roberta Aldridge, die unschätzbare Bobbie Aldridge, die kriegerische Tochter der Aldridges aus Neuengland. »Abschaum!« hatte sie in die Baumwipfel geschrien.
    »Du darfst es nie jemand

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