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Der illustrierte Mann

Der illustrierte Mann

Titel: Der illustrierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Wieder und wieder schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. »Also Sie sind dieser Rick! Oh, wie komisch, wie anders habe ich Sie mir vorgestellt. Keine quellenden Muskeln, kein eckiges Kinn, keine Pistole. Nur eine Brieftasche voll Geld, einen Smaragdring an der Hand und einen gewaltigen Umfang!«
    »He, hüten Sie Ihre Zunge, Mann! Ich bin wohl kein Apollo, aber ...«
    »Geben Sie mir die Hand, Rick! Gerade Sie habe ich treffen wollen. Sie sind der Mann, der den Mars besiegen wird, mit Cocktailshakern, Plattfußeinlagen, Pokerchips, Reitpeitschen, Lederstiefeln, karierten Kappen und Sodawasser mit Rum und Zitrone.«
    »Ich bin nur ein kleiner, ehrlicher Kaufmann«, sagte Van Plank mit verlegen niedergeschlagenen Augen. »Ich tue nur meine Arbeit und schneide mir meine kleine Scheibe von dem großen Kuchen ab. Doch wie ich schon sagte, Mort, der Mars ist bestimmt auch ein guter Markt für Onkel-Wiggely-Spiele und Dick-Tracy-Comics; alles neu. Ein riesiges neues Gebiet, das noch nie etwas von Cartoons gehört hat, stimmt's? Stimmt! Wir öffnen einfach unser großes Netz und lassen den Marsleuten unsere Sachen auf die Köpfe purzeln. Sie werden sich darum raufen, Söhnchen, raufen! Wer täte das auch nicht, für Parfüms und Pariser Kleider und Oshkosh Overalls, he? Und hübsche neue Halbschuhe ...«
    »Wir tragen keine Halbschuhe.«
    »Was läuft uns denn da über den Weg?« fragte R.R. die Decke des Lokals. »Ein ganzer Planet voller Hinterwäldler? Passen Sie auf, Joe, die Sache nehmen wir beide in die Hand. Zuerst bringen wir alle so weit, daß sie sich schämen, keine Halbschuhe zu tragen – und dann verkaufen wir Ihnen die Schuhcreme!«
    »Oh.«
    Er schlug Ettil auf den Arm. »Abgemacht? Wollen Sie technischer Berater für meinen Film werden? Zweihundert die Woche für den Anfang, fünfhundert, wenn Sie eingearbeitet sind. Was sagten Sie?«
    »Mir ist schlecht«, sagte Ettil. Er hatte den Manhattan ausgetrunken und lief langsam blau an.
    »Oh, das tut mir leid. Ich wußte nicht, daß das Zeug bei Ihnen eine solche Wirkung hat. Lassen Sie uns an die frische Luft gehen.«
    Draußen fühlte Ettil sich besser. Er schwankte etwas.
    »Deshalb hat die Erde uns also aufgenommen?«
    »Gewiß doch, Söhnchen. Wenn ein Erdmensch einen ehrlichen Dollar verdienen kann, macht er kein langes Federlesen. Und der Kunde hat immer recht. Nichts für ungut, Joe. Hier ist meine Karte. Seien Sie morgen früh um neun Uhr im Studio in Hollywood. Man wird Ihnen Ihr Büro zeigen. Ich komme um elf, und dann sehen wir weiter. Aber seien Sie pünktlich um neun Uhr da. Das ist eine strikte Regel.«
    »Warum?«
    »Gallagher, Sie sind eine komische Nummer, aber ich habe Sie in mein Herz geschlossen. Gute Nacht. Glückliche Invasion!«
    Das Auto fuhr fort.
    Ungläubig blickte Ettil ihm nach. Er rieb sich mit der flachen Hand die Stirn und ging langsam die Straße entlang, dem Raumhafen entgegen.
    »Und was nun?« fragte er sich selbst laut.
    Die Raumschiffe lagen schimmernd und schweigend im Mondlicht.
    Ettil trat aus dem Schatten und ging eine breite Allee entlang die zu den Schiffen führte. Von weitem sah er bereits die Wachen betrunken am Boden liegen. Er lauschte. Aus der großen Stadt drang schwach der Verkehrslärm, vermischt mit verwehter Musik. Und noch andere Geräusche hörte er in seiner Einbildung: das heimtückische Mahlen der Malzbottiche, deren Inhalt die Krieger mästen und faul und vergeßlich machen sollte; und die narkotisierenden Stimmen aus den Kinos, den Seufzerhöhlen, die die Marsleute rasch, sehr rasch einlullten und in eine tiefe Betäubung versenkten, so daß sie den Rest ihres Lebensweges nur noch wie Schlafwandler zurücklegen würden.
    Wie viele Marsleute würden wohl in einem Jahr der Leberschrumpfung, Nierenvergiftung, zu hohem Blutdruck oder Selbstmord zum Opfer gefallen sein?
    Er stand in der Mitte der leeren Allee. Zwei Häuserblocks weiter raste ein Auto auf ihn zu.
    Er hatte die Wahl: Hierbleiben, den Job im Filmstudio annehmen und jeden Morgen als Berater pünktlich zur Arbeit erscheinen – mit der Zeit würde er sich sogar zu der Ansicht des Produzenten bekehren, ja, auf dem Mars gibt es Massaker; ja, die Frauen dort sind groß und blond, ja, die Marsleute führen Stammestänze auf und opfern ihren Göttern; ja, ja, ja. Oder er konnte dort hinüber gehen, ein Raumschiff besteigen und allein zum Mars zurückkehren.
    »Aber was wird im nächsten Jahr sein?« fragte er sich.
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