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Der illustrierte Mann

Der illustrierte Mann

Titel: Der illustrierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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tanzen aber nicht um Feuer ...«
    »In diesem Film macht ihr jedenfalls Feuer und tanzt«, erklärte Van Plank, die Augen geschlossen und stolz auf seine absolute Sicherheit. Er nickte träumerisch, genußvoll mit der Zunge schnalzend. »Und dann haben wir da eine wunderschöne Marsfrau, groß, schlank und blond.«
    »Marsfrauen sind dunkelhaarig ...«
    »Ich glaube kaum, daß wir auf diese Weise miteinander glücklich werden, E.V. Übrigens, Söhnchen, Sie müssen Ihren Namen ändern. Wie war er doch gleich?«
    »Ettil.«
    »Das ist ein Frauenname. Ich hab' einen bess'ren für Sie. Von jetzt ab heißen Sie Joe. Okay, Joe. Wie ich schon sagte, unsere Marsfrauen sind blond, klar, einfach blond. Pappi wäre sonst sehr unglücklich. Haben Sie sonst noch Vorschläge?«
    »Ich dachte, daß ...«
    »Und vor allem müssen wir noch eine Szene einblenden, die auf die Tränendrüsen drückt: die Marsfrau rettet ein ganzes Raumschiff voller Marsmänner vor dem sicheren Tode, als ein Meteor oder irgend so'n Ding in das Schiff einschlägt. Eine Bombenszene, kann ich Ihnen flüstern! Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, daß ich Sie gefunden habe, Joe. Sie werden ein Bombengeschäft mit uns machen, sage ich Ihnen.«
    Ettil langte über den Tisch und umklammerte das Handgelenk des Mannes. »Einen Augenblick nur. Ich muß Sie unbedingt etwas fragen.«
    »Aber klar, Joe, schießen Sie los.«
    »Warum seid ihr alle so nett zu uns? Wir überfallen euren Planeten, und ihr heißt uns mit offenen Armen willkommen – wie lange verloren geglaubte Kinder. Warum?«
    »Ihr seid noch schön grün auf dem Mars, wie? Sie jedenfalls sind ein ganz unbeschriebenes Blatt – das kann man schon von weitem sehen. Schauen Sie, Mac: wir sind doch alle kleine Leute, nicht wahr?« Er wedelte mit einer kleinen braunen, smaragdfunkelnden Hand.
    »Wir sind alle klein und unscheinbar wie Straßenstaub, nicht wahr? Wir hier auf der Erde sind stolz auf unsere Einfachheit. Dies ist das Jahrhundert des kleinen Mannes, Bill, und wir sind stolz, daß wir so unbedeutend sind. Billy, Sie befinden sich hier auf einem Planeten voller Menschenfreunde. Jawohl, wir sind eine große Familie wohlwollender Menschenfreunde – seit nett zueinander, ist unsere Devise. Wir verstehen euch Marsleute, Joe, und wir wissen, warum ihr auf die Erde gekommen seid. Wir wissen, wie einsam ihr euch auf eurem kleinen kalten Planeten gefühlt habt, wie ihr uns um unsere Städte beneidet ...«
    »Unsere Zivilisation ist viel älter als eure ...«
    »Bitte, Joe, Sie betrüben mich, wenn Sie mich dauernd unterbrechen. Lassen Sie mich meine Theorie zu Ende führen, und dann können Sie alles sagen, was Sie auf dem Herzen haben. Wie ich schon sagte, ihr fühltet euch einsam dort oben, und deshalb seid ihr heruntergekommen um unsere Städte und unsere Frauen zu sehen und, na, eben all den anderen Kram, und wir haben euch willkommen geheißen, weil ihr unsere Brüder seid, einfache Menschen, wie wir alle.
    Und nebenbei, Johnny, schaut auch ein hübscher kleiner Profit bei dieser Invasion für uns heraus. Nehmen Sie zum Beispiel diesen Film, den ich machen werde; wetten, daß er uns, netto, eine runde Milliarde Dollar einbringt? Und ab nächster Woche werfen wir eine Marssuppe für dreißig Dollar das Stück auf den Markt Sonderqualität. Denken Sie an die Millionen in diesem Geschäft! Außerdem habe ich schon einen Vertrag für die Herstellung eines Marsspieles à fünf Dollar das Stück abgeschlossen. Und es gibt noch eine Unmenge anderer Möglichkeiten.«
    »Ich verstehe«, sagte Ettil, sich zurücklehnend.
    »Dazu kommt natürlich noch der ganze, herrliche neue Markt auf dem Mars. Denken Sie nur an die Enthaarungsmittel, Kaugummis, Schuhcrèmes, die wir euch verkaufen können.«
    »Moment mal. Noch eine Frage.«
    »Schießen Sie los.«
    »Wie heißen Sie mit Vornamen? Was bedeuten die beiden R?«
    »Richard Robert.«
    Ettil blickte zur Decke hoch. »Nennt man Sie vielleicht manchmal, ab und zu, gelegentlich, meine ich – Rick?«
    »Wie haben Sie das nun wieder erraten, Mac? Aber gewiß doch, Rick.«
    Ettil seufzte auf und begann dann zu lachen. Er konnte gar nicht wieder aufhören zu lachen. Prustend streckte er die Hand aus. »Sie sind also Rick? Rick! Also Sie sind der Rick!«
    »Raus mit dem Witz, Spaßvogel! Pappi möchte auch lachen!«
    »Sie würden's wohl nicht verstehen – mir ist nur eben etwas eingefallen. Ha, ha!« Tränen rannen ihm über die Wangen und in den offenen Mund.

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