Der im Dunkeln wacht - Roman
sieben Grad plus. Das verlangsamt den Prozess etwas, aber ich nehme an, dass sie gestern Abend ermordet worden ist.«
»Wann?«, wagte Jonny zu fragen.
»Ich muss noch weitere Tests durchführen, bevor ich diese Frage beantworten kann, aber wohl kaum vor sechs Uhr. Genauer kann ich es nicht sagen.«
»Wann bekommen wir genauer Bescheid?«, beharrte Jonny.
»Sobald ich fertig bin. Wenn ihr also jetzt verschwinden würdet, damit ich in Ruhe arbeiten kann. Dann geht es auch bedeutend schneller«, sagte sie und warf Jonny einen ungnädigen Blick zu.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als aus dem Saal zu trotten. Der Einzige, der zufrieden aussah, war Matti. Als die Tür der Gerichtsmedizin hinter ihm zuschlug, sagte er:
»Ich habe Öl gefunden!«
»Super. Ruf bei Norsk Hydro an«, sagte Jonny.
Der Kriminaltechniker ließ sich von Jonnys lahmem Scherz nicht beeindrucken, sondern fuhr fort:
»Höchstwahrscheinlich ist es dasselbe Öl, das wir auf der Folie, in die Ingela Svensson eingewickelt war, sichergestellt haben. Auch dort fanden sich die Flecken auf der Rückseite. Ich glaube, er legt seine Opfer auf die Folie und wäscht sie mit Reinigungsmittel ab, dann spritzt er sie mit dem Schlauch ab. Anschließend wickelt er sie ein und verklebt das Paket. Fertig!«
»Effektiv, der Bursche«, murmelte Jonny.
»Hast du noch etwas anderes auf der Unterseite der Folie gefunden ?«, erkundigte sich Irene.
»Klar. Natürlich Steine und Sand vom Fundort, aber auch etwas, was es dort nicht gab. Metallspäne. Die klebten im Öl und fanden sich auch auf der Folie von Ingela Svensson. Ich wusste also, wonach ich suchen musste.«
»Außer Staub und Schmutz gibt es also an dem Ort, an dem er seine Opfer wäscht und verpackt, Ölflecken und Metallspäne«, meinte Irene nachdenklich.
»Ich tippe auf eine Garage oder eine Werkstatt«, sagte Matti.
E lisabeth Lindberg, siebenundvierzig, geschieden, lebt allein. Krankenschwester in der Notaufnahme des Sahlgrenska-Krankenhauses. Sie hätte Nachtdienst gehabt, trat ihn aber nie an. Sie wurde von der Stationsschwester vermisst gemeldet. Dieser war es nicht gelungen, sie telefonisch zu erreichen. Offenbar hat Elisabeth Lindberg einen Sohn, der in Umeå studiert. Die Stationsschwester sagt, dass sie einen Schlüssel zu Lindbergs Wohnung hat. Wir können zur Notaufnahme fahren und ihn dort abholen.«
Hannu Rauhala beendete seinen Vortrag und sah seine Kollegen an. Irene nickte.
»Personenbeschreibung?«, fragte Kommissarin Thylqvist. »Sie ist 173 cm groß und schlank. Kurzes, braunrotes Haar und längliches Gesicht. Graublaue Augen. Eine Narbe auf ihrem Bauch rührt von einem Kaiserschnitt her.«
»Klingt nach der Toten von heute Morgen. Sie hatte eine lange Narbe auf dem Unterbauch«, meinte Irene.
»Es sind doch wohl viele Frauen mit Kaiserschnitt entbunden worden? Vielleicht hat unsere feurige Krankenschwester ja aus einer Laune heraus das Scheißwetter hier gegen Rio de Janeiro und ihren heimlichen Liebhaber eingetauscht?«, wandte Jonny ein.
»Nice try. Aber ich finde doch, dass das alles zu sehr nach der Frau auf dem Friedhof klingt. Wir überprüfen sie«, sagte Irene.
Jonny seufzte lautstark bei der Aussicht, sich wieder in den Regen begeben zu müssen.
»Ich kann dich begleiten, dann kann Jonny hier die Stellung
halten«, erbot sich Hannu. Alle drei hielten das für einen ausgezeichneten Vorschlag. Noch ehe Irene und Hannu das Zimmer verlassen hatten, ließ sich Mattis Stimme durch die Gegensprechanlage vernehmen. Auch am Klebeband des zweiten Pakets hätten sich Katzenhaare befunden. Anscheinend sogar von derselben Katze, aber es seien noch einige weitere Tests nötig, bevor er das mit absoluter Sicherheit sagen könne.
»Sonnenklar, dass es sich um Haare des Copycat-Killers handelt«, meinte Jonny grinsend.
»Wo wohnt sie?«, fragte Irene, nachdem sie ins Auto gestiegen waren.
»Kobbegårdsvägen«, antwortete Hannu.
»Nicht sonderlich weit vom Fundort«, meinte Irene.
»Ein knapper Kilometer.«
Natürlich hatte Hannu die exakte Entfernung überprüft.
»Ingela Svensson wohnte doch in der Såggatan. Von dort ist es aber etwas weiter bis zum Westfriedhof …«
Sie beendete den Satz nicht, da sie die genaue Entfernung nicht im Kopf hatte. Hannu enttäuschte sie nicht.
»1250 m von Ingela Svenssons Haustür zum Fundort.«
»Luftlinie?«
»Nein. Der nächste Weg mit dem Auto.«
»Er legt die Leichen auf Friedhöfen ab. Warum?«
»Dort ist es abends
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