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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Einen Schlüsselbund, der Ingela Svensson gehörte. Außerdem einige blonde Haare, die sich ihr zuordnen lassen, und zwar direkt neben dem Altglascontainer. Auf einer Papiertüte, die ebenfalls dort lag, befanden sich ihre Fingerabdrücke. Am Rand der Wiese haben wir einen Fußabdruck gesichert. Und unter den Büschen lag ja auch der Abfalleimer mit den Flaschen versteckt. Die Fußspuren sind verwischt, aber zu erkennen ist, dass sie von einem kräftigen Stiefel oder Schuh stammen. Wir
können allerdings nicht sagen, ob sie etwas mit dem Mord zu tun haben.«
    Matti bedankte sich, als ihm Irene das letzte, übriggebliebene Puddingteilchen anbot. Irene hatte sicherheitshalber eines für die Kommissarin gekauft, falls ihre Nachmittagsbesprechung ausfallen würde. Sie hätte es zwar nicht gegessen, wäre aber sauer gewesen, wenn keines für sie dagewesen wäre.
     
    Die Zeugin, die Ingela Svensson am Mordabend vor dem Haus getroffen hatte, war eine junge, blasse Frau mit schwarzgefärbtem, strähnigem Haar und einer lila Strickmütze, die sie tief in die Stirn gezogen hatte. In der Unterlippe und einem Nasenflügel trug sie breite Silberringe. Ihr Gesicht war vollkommen ungeschminkt, wenn man von den knallroten Lippen ihres kleinen Mundes absah. Irene fand, dass sie, wenn man von den Silberringen absah, an eine Geisha erinnerte. Ihre Kleider ähnelten jedoch nicht im Geringsten jenen einer Geisha: eine schwarze Jacke aus dicker Wolle, schwarze Pluderhose, helllila Herrenhemd und abgetretene Sandalen, keine Socken. Irene musste an die Hippiemode ihrer Kindheit denken. Vielleicht lag diese Assoziation auch an der Gitarre, die an der Wand hing, und an der Tatsache, dass sie auf Matratzen direkt auf dem Fußboden saßen. Der Couchtisch bestand aus einer Holzpalette samt dicker Glasplatte. Darauf stand eine Tonschale mit silbergrauer Glasur, die knallrot und gelb gesprenkelt war. In einer Ecke befand sich eine fast mannshohe Keramikskulptur in verschiedenen Blautönen, bei der nicht ganz klar war, was sie darstellen sollte. Die junge Frau hieß Ida Bernth. Sie erklärte, dass sie Keramik an der Kunsthochschule studiere. Sie saß da und faltete ihre Hände sehr fest. Irene fragte sich versonnen, wie man es wohl fertig brachte, mit so grazilen Fingern so fürchterlich große Kunstwerke aus Ton zu formen. Die Schale war auch nicht gerade klein.

    »Erzählen Sie mir, was am Donnerstagabend geschah, als sie Ingela Svensson begegnet sind«, bat Irene.
    »Ich wollte mein Fahrrad abstellen und stand also vor der Hoftür und wollte gerade den Schlüssel ins Schloss stecken, als sie … also Ingela, von innen öffnete.«
    »Sagte sie was?«
    »Wir sagten Hallo. Und dann sagte sie, es sei an der Zeit, die Leichen wegzuschaffen.«
    In der Tat eine makabre Äußerung für jemanden, der wenige Minuten später tot sein sollte.
    »Jetzt ist es an der Zeit, die Leichen wegzuschaffen? Hat sie das gesagt?«, fragte Irene.
    »Ja. Aber damit meinte sie wohl die leeren Flaschen. Sie hatte einen Eimer und eine Plastiktüte voll davon.«
    Deswegen hatte Ingela also den Eimer zur Recyclingstation mitgenommen. Die leeren Flaschen konnten jedoch unmöglich alle von der Einladung am Wochenende herrühren. Ingela hatte sie offenbar schon über eine längere Zeit gesammelt. Oder sie hatte einen sehr großen Verbrauch. War sie eventuell Alkoholikerin gewesen?
    »Fanden Sie, dass Ingela so wirkte wie immer?«, fragte Irene.
    »Tja … Sie lachte irgendwie verlegen.«
    »Lachte sie verlegen? Warum, glauben Sie, war sie verlegen?«
    »Sie fand es sicher peinlich, mit so vielen leeren Flaschen das Haus zu verlassen.«
    Mit schlechtem Gewissen erinnerte sich Irene plötzlich an die Papiertüten mit den leeren Bierdosen in ihrer Waschküche. Krister pflegte auf diese Tüten zu deuten und zu sagen: »Unsere Rentenversicherung. « Wie die allgemeine Wirtschaftsentwicklung aussah, hatte er vielleicht sogar recht. Vielleicht sollten sie das Dosenpfand endlich einmal einlösen. Aber alle Tüten auf einmal? Man könnte sie für Alkoholiker halten. Vielleicht war es Ingela Svensson genauso ergangen, als sie Ida im Hoftor begegnet war.
    »Kannten Sie Ingela gut?«
    »Nein. Ich wohne erst seit Juli hier. Wir haben uns nur gegrüßt. «
    »Haben Sie gesehen, ob jemand in der Nähe des Hoftors oder auf der Straße stand?«
    Ida schüttelte nachdrücklich den Kopf und sagte dann:
    »Ich habe niemanden gesehen. Ich habe mir wirklich den Kopf zerbrochen. Aber ich erinnere

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