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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Gerichtsmedizin antreffen würde als seine Chefin. Tatsächlich war es aber die Professorin persönlich, die sie empfing, als sie das Gebäude betraten.
    »Ein weiteres Opfer innerhalb von drei Tagen! Jetzt müsst ihr wirklich alle Ressourcen einsetzen«, sagte sie und sah Jonny dabei durchdringend an.
    Selbst er zog reflexhaft bei Stridners Blick den Kopf ein, aber entgegnete tapfer:
    »Fünf Tage. Ingela Svensson wurde letzten Donnerstag ermordet, aber wir haben sie erst am Samstag gefunden. Es sind also fünf …«
    Die Professorin unterbrach ihn mit einem lauten Schnauben:
    »Das ist die lausigste Ausrede, die mir je untergekommen ist! Und ich habe wirklich viele gehört!«
    Ausnahmsweise war Jonny klug genug, nicht zu antworten. Vielleicht fiel ihm auch einfach nichts mehr dazu ein. Für Irene spielte das keine Rolle, solange er nur den Mund hielt.
    »Ich schaue mir die Leiche sofort an. Nach dem Mittagessen
kommt eine Gruppe Chirurgen, die gerade die Station Gerichtsmedizin absolvieren.«
    Der letzte Satz ging im Geklapper von Stridners hochhackigen Pumps unter, als sie sich raschen Schrittes entfernte. Diese Frau kann wirklich auf Absätzen laufen, dachte Irene eifersüchtig. Sie selbst hatte diese Kunst nie erlernt, da sie bereits mit Socken 180 cm maß.
    Yvonne Stridner blieb stehen und warf einen Blick auf ihre diamantenbesetzte Rolex.
    »In genau fünfzehn Minuten fange ich an. Bis dahin müsst ihr mit allen äußerlich genommenen Proben fertig sein«, rief sie über ihre Schulter.
    Im selben Augenblick hörten sie, wie die Tür aufging. Eine platschnasse Gestalt erschien. Irene wollte gerade Hallo sagen, da kam ihr Stridners barsche Stimme zuvor: »Sie kommen zu früh. Der Kurs fängt erst nach dem Mittagessen an.«
    Matti Berggren wirkte etwas verwirrt, aber nach einer Weile breitete sich auf seinem Gesicht ein warmes Lächeln aus.
    »Entschuldigen Sie. Ich bin neu, und ich hatte noch keine Gelegenheit, mich Ihnen vorzustellen, Frau Professor Stridner. Ich weiß, wer Sie sind, aber Sie können unmöglich wissen, wer ich bin.«
    Mit ein paar raschen Schritten ging er auf die Professorin zu und hielt ihr die Hand hin, um sich vorzustellen. Auf dem Fußboden bildeten sich kleine Pfützen unter ihm, und sein solides Schuhwerk hinterließ nasse Abdrücke. Kein Zweifel, dass er ordentlich nasse Füße hatte. Professorin Stridner wirkte etwas milder, als sie ihm die Hand reichte.
    »Mattias Berggren. Ich bin der neue Kriminaltechniker«, sagte Matti.
    Jetzt kapitulierte die Professorin und erwiderte sein Lächeln.
    »Wirklich angenehm, dass es jetzt auch unter den Kriminaltechnikern jemanden gibt, der Manieren hat«, sagte sie.

    Matti lächelte weiterhin und sah sie mit seinen brauen Augen an. Aber als Professorin Stridner sich umdrehte, um in den Obduktionssaal zu gehen, zwinkerte er den Kriminalbeamten zu.
    Das Abwickeln der Folie vollzog sich exakt wie in der Nacht auf Sonntag. Matti entnahm Proben und platzierte sie in verschiedenen Röhrchen und Gefäßen. Auch hier wies die Plastikverpackung Ölflecken auf der Rückseite auf. Irene bemerkte, wie Matti strahlte, als er sie entdeckte. Professorin Stridner stand ungeduldig neben ihnen und versuchte Matti zur Eile anzutreiben. Aber dieser lächelte sie nur an und fuhr ruhig und methodisch mit seiner Arbeit fort.
    Was sich vom Samstag unterschied, war natürlich der Inhalt der Folie. Zwar war die Leiche ebenso nass wie die erste. Und bei dem Opfer handelte es sich auch dieses Mal wieder um eine Frau. Diese wies jedoch keinerlei äußere Ähnlichkeiten mit Ingela Svensson auf. Über den Bauch verlief eine vertikale Narbe, die älteren Datums zu sein schien. Das Einzige, was bei den beiden Frauen übereinzustimmen schien, waren das Alter und das tiefe, lilarote Würgemal am Hals. Auch dieses Mal hatte der Mörder die hellblaue Nylonschnur tief ins Gewebe gepresst zurückgelassen. Die schlaufenversehenen Enden waren das einzige, was von der Leine oberflächlich zu sehen war. Professorin Stridner machte ein paar rasche Schritte auf den Seziertisch zu und sagte: »Jetzt übernehme ich.«
    Sie betrachtete die Leiche eingehend von Kopf bis Fuß, ohne sie zu berühren. Dann trat sie noch näher heran und nahm gewisse Stellen genauer in Augenschein, immer noch, ohne etwas anzufassen. Als das geschehen war, begann sie vorsichtig die steifen Glieder der Frau zu befühlen.
    »Die Leichenstarre ist in vollem Umfang eingetreten. Es war letzte Nacht relativ kalt, etwa

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