Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
atmete den herrlichen Duft von Tomate, Knoblauch und frischem Basilikum ein. Im Ofen sah sie, dass der Käsekuchen langsam Farbe bekam.
    Die Suppe war wie erwartet delikat. Die würzige Wärme verbreitete sich in Irenes Körper. Als der Käsekuchen mit frisch gekochter Brombeerkonfitüre aufgetragen wurde, kam ihr das Leben fast perfekt vor. Sie streckte ihre Hand über den Tisch aus, und Krister nahm sie in die seine. Sie lächelten sich an.
    In diesem Augenblich zerbarst das Küchenfenster, und ein Scherbenschauer ging auf sie nieder. Mit einem dumpfen Geräusch landete einer der leeren Pflanzenkübel auf ihrem Küchentisch. Dann rollte der schwere gusseiserne Gegenstand auf den Fußboden.
    Irenes erster Gedanke war, die Küchentüre zu schließen, damit Egon nicht in die Glasscherben trat. Im nächsten Augenblick sah sie Krister an. Er blutete aus mehreren kleineren Schnittwunden im Gesicht. Vorsichtig berührte sie ihre eigene Wange und merkte, dass es brannte. Ihre Handfläche wurde blutig. Der Anblick von Blut befreite sie von ihrer Lähmung. Rasch schaute sie aus dem kaputten Fenster. Niemand war zu sehen, aber sie hörte die Gartenpforte quietschen. Hatte es einen Sinn hinterherzurennen ? Da fiel ihr Blick auf Kristers Hand. Eine große Glasscherbe steckte wie eine Messerklinge in seinem Handrücken. Das war die Hand, die er auf ihre gelegt hatte.
    »Gott! Krister! Fass die Glasscherbe nicht an! Ich rufe Hilfe … Wo ist mein Handy?«
    Irene rannte auf die Diele und durchsuchte mit zitternden Händen ihre Jackentaschen. Sie fand ihr Handy jedoch nicht
und drehte sich zu dem Festnetztelefon um, das an der Wand hing. Mit ungeschickten Fingern wählte sie 112. Sie zwang sich dazu, mit ruhiger Stimme zu sprechen, als sie ihren Namen und Dienstgrad nannte. Die Notrufzentrale versprach, sofort einen Streifenwagen zu schicken. Während Irene telefonierte, fiel ihr Blick auf den Spiegel in der Diele. Sie zuckte zusammen, als sie ihr blutverschmiertes Gesicht erblickte, konnte aber feststellen, dass ihre Augen nichts abbekommen hatten. Die rechte Gesichtshälfte, die dem Fenster zugewandt gewesen war, wies viele kleine Verletzungen auf. Ob etwas genäht werden musste? Hinter sich auf der Treppe hörte sie Egons Pfoten.
    »Geh wieder rauf und leg dich hin«, sagte Irene, so freundlich sie nur konnte.
    Der Hund blieb auf der Treppe stehen und winselte leise, ging dann aber gehorsam wieder nach oben. Irene dachte an die vielen Glasscherben im Erdgeschoss, folgte ihm und schloss die Schlafzimmertür hinter ihm. Sie rief Krister zu, dass er ebenfalls nach oben kommen solle. Dann ging sie ins Badezimmer und nahm ihre Schnittwunden genauer in Augenschein. Im grellen Licht der Badezimmerlampen sah sie, dass an zwei Stellen Scherben in der Haut steckten. Es gelang ihr, sie vorsichtig mit den Fingernägeln herauszuziehen. Keine ihrer Verletzungen schien sonderlich tief zu sein. Mit einem Wattepad und kaltem Wasser wusch sie sich vorsichtig das Blut ab. Dann suchte sie aus dem Badezimmerschrank ein Päckchen mit Pflastern unterschiedlicher Größe hervor. Leider gab es keine kleineren mehr. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ein viel zu großes Pflaster auf ihren Wangenknochen zu kleben. Krister betrat das Badezimmer und lächelte schwach, als er ihr Riesenpflaster sah, sagte aber nichts. Vorsichtig wusch sie ihm das Blut vom Gesicht. Ein Schnitt an der Schläfe wollte nicht aufhören zu bluten, obwohl er gar nicht mal so tief zu sein schien. Sicherheitshalber rollte Irene ein Stück Toilettenpapier zu einem Ball zusammen, drückte ihn auf die
Wunde und klebte ihn dann mit einem großen Pflaster fest. Seine übrigen Wunden schienen nicht ernst zu sein, aber die Scherbe in der Hand saß offenbar recht tief. An diese wagte sie sich nicht heran.
    »Das tut weh«, sagte Krister und verzog das Gesicht.
    »Wir müssen zusehen, dass du in die Notaufnahme kommst«, entgegnete Irene entschieden.
    Sie hörten bereits die sich nähernden Sirenen, die dann ganz in der Nähe verstummten. Irene ging wieder in die Küche hinunter. Durch das kaputte Fenster sah sie einen Streifenwagen, der vor ihrer Gartenpforte gehalten hatte. Dahinter kam ein weiterer Streifenwagen. Ihre Erleichterung war noch viel größer als erwartet. Mit Erstaunen merkte sie, dass sie den Tränen nahe war. Sie versuchte sich zusammenzunehmen, als sie die Haustüre öffnete.
    »Voller Einsatz«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Natürlich. Als wir

Weitere Kostenlose Bücher