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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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deswegen, aber das schien ihm gleichgültig zu sein.«
    »Ich dachte eher an seinen Geruch als Erwachsener«, verdeutlichte Irene.
    »Er kam oft in Arbeitskleidung hier rein, und da riecht man natürlich nicht immer so gut. Ich weiß, dass Melina ihn mehrere Male darauf hingewiesen hat, dass man auch Arbeitskleider waschen könne. Aber ob er stärker riecht als andere, das weiß ich nicht … Ich rauche verhältnismäßig viel, und meine Frau meint, dass ich mir damit meinen Geruchssinn zerstört habe.«
    Er lächelte fröhlich, und eine ungleichmäßige Reihe nikotinverfärbter Zähne kam zum Vorschein.
    Irene und Jonny erhoben sich und dankten für den Kaffee und das Gespräch. Erwartungsvoll begaben sie sich zum Haus nebenan. Mehrere Dinge, die Theo Papadopoulos erwähnt hatte, passten auf das Profil des Paketmörders.
     
    Daniel Börjesson wohnte im vierten Stock. »S. Börjesson« stand auf dem Klingelschild. Offenbar hatte er sich nicht die Mühe gemacht, das S durch ein D zu ersetzen. Es war kurz nach fünf, als
die Beamten mit einer Frau zusammen das Haus betraten. Irene und Jonny waren sich einig, dass es das Beste war, unangemeldet zu erscheinen. Sie wollten sich ihn und seine Wohnung ansehen. Deswegen war es wichtig, dass er nicht vorgewarnt war.
    Jonny musste zweimal klingeln, erst dann näherten sich Schritte. Die Tür wurde geöffnet, und Irene blickte geradewegs in die ihr inzwischen so vertrauten Fischaugen. Sie hätte auf die vollkommene Abwesenheit von Ausdruck und Gefühlen vorbereitet sein müssen, aber trotzdem überfiel sie ein intuitives Unbehagen. Jonny wirkte vollkommen unberührt und fragte:
    »Sind Sie Daniel Börjesson?«
    Der Mann in der Tür war von kräftigem Körperbau und etwas gedrungen, aber fast ebenso groß wie Irene. Er hatte sich den Kopf rasiert, der ohne Hals auf den Schultern zu sitzen schien. Die große Hand mit kurzen, starken Fingern lag auf der Klinke. Die Nägel waren schmutzig und eingerissen. Sein graues T-Shirt mit der Aufschrift »RT Gärtnerei« spannte etwas über der Brust. Die kurzen Ärmel ließen die kräftigen Oberarmmuskeln und breiten Unterarme zur Geltung kommen. Die Jeans waren abgetragen und schmutzig, das galt auch für die Frotteesocken, die in einem früheren Leben vermutlich weiß gewesen waren. Vorsichtig holte Irene tief Luft. Daniel roch stark nach Schweiß, aber von einem überwältigenden Körpergeruch konnte nicht die Rede sein. Er sonderte neben dem Schweiß einen weiteren Geruch ab, den sie irgendwie wiedererkannte aber nicht platzieren konnte. Irgendeine Seife? Ein Duschgel? Nein, etwas anderes, aber was?
    Da der Mann in der Tür nicht antwortete, wiederholte Jonny seine Frage. Mit einem leichten Nicken seines riesigen Kopfes bestätigte der andere daraufhin, dass er Daniel Börjesson sei. Jonny stellte Irene und sich mit Dienstrang und Namen vor. Anschließend teilte er ihm mit fester Stimme mit, sie müssten sich in einer polizeilichen Angelegenheit mit ihm unterhalten. Börjesson
sah sie mit leerem Blick an und bewegte sich nicht aus der Türöffnung. Schließlich schob ihn Jonny zur Seite und trat ein. Irene folgte ihm dicht auf den Fersen. Sie behielt Daniel Börjesson immer im Blick. Seine gesamte Erscheinung flößte ihr Unbehagen ein. Sie konnte allerdings nicht genau sagen, woran das lag. Wahrscheinlich meldete sich ihr Polizeiinstinkt. Die Diele war eng und ging in einen langen dunklen Gang über. Die Wände waren mit einer stark abgenutzten Strukturtapete in einem graubraunen Farbton tapeziert. Auf dem grauen Linoleumboden lag ein schmutziger Flickenteppich in Blau und Weiß.
    »Können wir uns irgendwohin setzen? Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen«, sagte Jonny.
    Börjesson zuckte mit den Achseln und ging den Korridor hinunter. Als sie an der halboffenen Tür zum Badezimmer vorbeikamen, bemerkte Irene wieder den Duft, der ihr schon vorher aufgefallen war. Schmierseife? Nicht ganz, aber so was Ähnliches.
    Am Ende des Gangs lag das Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin warf Irene einen Blick in eine unaufgeräumte Küche und durch eine weitere Tür in ein abgedunkeltes Schlafzimmer. Sie sah ein ungemachtes Bett und eine herabgezogene Jalousie. Die Tür gegenüber war geschlossen. Irene vermutete, dass sich dort ein weiteres Schlafzimmer oder ein Arbeitszimmer befand. Die ganze Wohnung roch ungeputzt, und es knirschte beim Gehen unter den Sohlen. Nirgends deutete etwas auf übermäßigen Alkohol- oder Drogenkonsum hin. Nicht

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