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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Büro liegt neben dem Restaurant, hat aber einen eigenen Eingang, und ich bin dort allein, Egon wird also niemanden stören.«
    Das klang perfekt, bis auf ein Detail.
    »Manchmal muss ich abends Überstunden machen. Recht oft sogar«, sagte Irene mit einer kühlen Stimme.
    »Ich weiß. Aber das dürfte kein Problem sein, weil ich zu normalen Bürozeiten arbeite. Außerdem kann Egon abends auch mal ein paar Stunden allein bleiben, falls es eng werden sollte. Und was das Haus betrifft, habe ich auch einen Beschluss gefasst. Wir verkaufen das Reihenhaus und ziehen nach Guldheden. Dann ist es für uns beide nicht mehr weit zur Arbeit. Ich habe heute schon mit einem Makler telefoniert. Heute Nachmittag kommt jemand und schaut sich das Haus an. Laut Makler stehen die Leute Schlange, um etwas hier in der Gegend kaufen zu dürfen.«
    Irene fehlten die Worte. Krister war am Vormittag wirklich effektiv gewesen. Er hatte für die meisten ihrer Probleme eine Lösung parat. Gut, denn ich habe nicht einmal mehr die Kraft, die Treppe ins Schlafzimmer hinaufzugehen, dachte sie.
    »Liebling, das klingt alles wunderbar, aber jetzt muss ich schlafen. Wenn ich aufwache, bin ich sicher eine viel nettere und aufmerksamere Ehefrau.«
    Sie stand auf und begab sich schwankend ins Schlafzimmer. Mit ihren letzten Kräften gelang es ihr, sich ihrer Kleider zu entledigen.
    Noch ehe ihr Kopf auf das Kissen fiel, war sie eingeschlafen.

I rene erwachte davon, dass der Wecker klingelte. Sicherheitshalber hatte sie ihn auf sechs Uhr gestellt. Sie wollte nicht zu lange schlafen, um nicht auch die folgende Nacht wieder schlaflos zu verbringen. Aus dem Untergeschoss hörte sie Stimmen. Es dauerte eine Weile, bis ihr benebelter Kopf begriff, dass der Makler eingetroffen sein musste.
    Obwohl der Makler sicher auch das Obergeschoss in Augenschein nehmen wollte, ließ sich Irene unter der Dusche Zeit. Das warme Wasser brachte ihren Kreislauf in Schwung. Um noch munterer zu werden, duschte sie sich am Schluss noch eiskalt ab. Dann zog sie ihre Jeans und einen sauberen Pullover an und ging nach unten. Egon stürzte ihr aus der Küche entgegen. Von dort hörte sie die Stimmen einer Frau und von Krister. Plötzlich wurde sich Irene unsicher, ob es sich wirklich um die Maklerin handelte. Noch unsicherer wurde sie, als sie in die Küche kam und sah, wem die Frauenstimme gehörte. Sie war schlank und trug ein beiges Kostüm mit kurzem Rock, der ihre langen Beine zur Geltung brachte. Ihre Schuhe hatten schwindelerregende Absätze. Sie trug ihr blondes Haar, das ihr bis zur Taille reichte, offen. Sie sieht aus wie eine der Anwältinnen in der Fernsehserie Ally McBeal, dachte Irene. Die Frau drehte sich um und lächelte freundlich.
    »Das hier ist Madeleine Sigfrid vom Maklerbüro Sigfrid«, sagte Krister.
    »Hallo«, sagte die Maklerin und lächelte noch breiter.
    Sie hielt Irene eine erstklassig manikürte Hand hin. Ihr Händedruck war fest. Diese Person weiß, was sie tut, dachte Irene.

    »Jetzt gehen wir ins Obergeschoss«, sagte Krister fröhlich.
    Irene warf einen Blick durch die frisch eingesetzte Fensterscheibe und sah, dass es aufgehört hatte zu regnen. Der Regen hing aber noch in der Luft. Wegen der dunklen Wolken dämmerte es rascher.
    Der Fressnapf an der Wand war leer. Wahrscheinlich war es für Egon Zeit für einen Spaziergang.
    »Ich geh eine Runde mit Egon«, sagte Irene.
    Sie zog ihre Jacke an und hakte die Leine ins Hundehalsband. Im letzten Moment fiel ihr noch ein, sich ein paar schwarze Plastiktüten einzustecken.
    Die Luft erschien ihr klar und sauerstoffreich. Irene holte ein paar Mal tief Luft. Der Herbst war immer ihre Jahreszeit gewesen, und jetzt kam er wirklich. Obwohl sie den ewigen Regen hätte missen können, gab es nichts, was einen klaren Herbsttag übertraf. Manche Leute wurden an solchen Tagen von Wehmut ergriffen, aber sie empfand dann immer ein wärmendes Gefühl der Ruhe und Freude. Es war schön, alle Zwänge und den Stress des Sommers hinter sich zu lassen, Zeit zum Durchatmen zu haben und für den langen Winter Kräfte zu sammeln. Der Herbst flößte ihr Kraft ein.
    Gut, dass sich Krister der Frage ihrer zukünftigen Unterkunft angenommen hatte. Sie erinnerte sich, wie sie spätabends in der leeren Wohnung ihrer Mutter gesessen hatte und ganz deutlich Gerds Nähe gespürt hatte. Natürlich erfüllte sie der Gedanke, das Reihenhaus, in dem sie fast zwanzig Jahre lang gewohnt hatte, zu verlassen, mit widersprüchlichen

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