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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dem neuen Foto sah sie aus wie Anfang sechzig. Ihr Haar war ergraut und strähnig. Die Spitzen waren einmal dunkler gefärbt gewesen. Das Gesicht wirkte aufgedunsen, sie hatte schwere Tränensäcke unter den Augen, und der Mund war eingesunken. Waren ihr die Zähne ausgefallen? Sie musste außerdem recht viele Kilo zugenommen haben. Angelica Malmborg-Eriksson war es gelungen, ihre jugendliche Schönheit recht lange zu bewahren, aber jetzt hatte sie das Alter eingeholt und sogar überholt. Irene starrte das Foto von Angelica an. Wie hatte sie nur im Laufe von fünf Jahren so abbauen können?
    »Ich wollte diesen Psychiater befragen, über den sie in ihrem Blog herfällt, diesen Eskil Itkonen. Aber er verweist nur freundlich auf seine Schweigepflicht. Er hat jedoch gesagt, dass sie in den letzten Jahren zeitweise sehr krank gewesen sei«, meinte Sara.
    »Wie zu erwarten also. Hast du den Typen von der Bank erreicht? «, fragte Irene.
    »Ja. Er hat heute Nachmittag Zeit für dich. Ich suche diese Ballettschule auf, an der sie unterrichtete. Die Rektorin hat versprochen, sich Zeit für mich zu nehmen. Es sind dort offenbar Dinge vorgefallen, die dazu führten, dass Angelica aufgehört hat.«
    Sara zog vielsagend die Brauen hoch.
    »Dinge? Was genau?«, fragte Irene neugierig.
    »Kann ich noch nicht sagen. Aber nach dem Gespräch mit Gisela Bagge, der Rektorin, weiß ich hoffentlich mehr.«
    Irene wollte am Gespräch mit der Rektorin gerne teilnehmen.
Als sie wegen des Todes von Sophie ermittelte, hatte sie Gisela Bagge kennengelernt. Damals war ihr Titel noch Studienleiterin gewesen, wenn sich Irene richtig erinnerte.
    »Ich frage den Herrn von der Bank, ob ich ihn nicht nach dem Gespräch treffen kann. Ich weiß seit der Ermittlung von Sophies Tod schließlich einiges über Angelica. Damals bin ich auch Gisela Bagge begegnet. Es ist vielleicht genauso gut, dass wir gemeinsam versuchen herauszufinden, was in den letzten fünf Jahren passiert ist. Nach diesem Foto zu urteilen, scheint das ja einiges gewesen zu sein.«
    »Wenn der Bankangestellte den Termin nicht verschieben kann, kannst du ja zum Haus des Tanzes fahren, und ich treffe mich mit dem persönlichen Berater. Was Angelica angeht, scheint das Persönliche ja nicht sonderlich gut geklappt zu haben«, meinte Sara lächelnd.
    Irene betrachtete erneut das Foto von Angelica. Was war geschehen?
     
    Im Haus des Tanzes sah alles aus wie früher. Irene betrat das große Entree, dessen eine Hälfte von einem Café eingenommen wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite fand sich eine Garderobe. Die Umkleideräume der Schüler am gegenüberliegenden Ende des Foyers vor den abgeschlossenen Glastüren, die in die Unterrichtssäle führten. An den Tischen saßen junge Leute, tranken Kaffee und unterhielten sich. Die meisten sahen so aus, wie man sich die Schüler einer Ballettschule vorstellte. Um sich so individuell wie möglich darzustellen und von der Masse abzuheben, besaßen alle mehrere Tätowierungen und Piercings. In ihren schwarzen Kleidern erinnerten sie, wie sie an ihren Tischen hockten, an einen Krähenschwarm. Irene merkte, dass sie nach Lina Ausschau hielt, der kleinen Tänzerin mit dem neonrosa langen Haar, die die Prinzessin im Ballett »Feuertanz« getanzt hatte. Aber keines der Mädchen war Lina. Vermutlich ist
sie inzwischen mindestens vierundzwanzig, dachte Irene. Sicher war sie inzwischen eine hart arbeitende Tänzerin und hatte eine strahlende Karriere hinter sich. Hoffentlich.
    Ohne zu zögern, ging Irene auf eine Tür zu, an der »Verwaltung« stand. Sie klingelte. Nach einer Weile ließ sich eine metallische Stimme aus dem Lautsprecher neben der Tür vernehmen, die fragte, wer da sei. Nachdem Irene eingelassen worden war, ging sie eine Treppe hinauf, um zur Verwaltung zu gelangen.
    Das Zimmer war mit einem Empfangstisch und ein paar Stühlen eingerichtet. In seiner Mitte stand eine schlanke Frau. Irene konnte ihr Gesicht nicht richtig sehen, da sie im Gegenlicht der hohen Fenster stand. Trotzdem erkannte sie sie.
    Irene erinnerte sich an ihre erste Begegnung, damals hatte sie gefunden, die kleine Person habe etwas Ätherisches. Sie hatte als Einzige von denen, die sie vernommen hatte, Sophies trauriges Schicksal beweint. Vielleicht hatte sie mit ihrer Behauptung, sie sei Sophies einzige Freundin gewesen, recht gehabt.
    Sie begrüßten sich. Dann führte sie Gisela in das kleine Büro, in dem sie fünf Jahre zuvor bereits einmal gesessen hatten. Irene

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