Der Implex
ontisches Ungeheuer am Grund allen denkbaren Unheils, das in der siebten Staffel verheerend wiederkehren wird, einen drohenden Selbstdarstellungsmonolog: »I am something that you can’t even conceive. The First Evil. Beyond sin, beyond death. I am the thing the darkness fears. You’ll never see me, but I am everywhere. Every being, every thought, every drop of hate.«
Und Buffy antwortet diesem Urbösen nicht, was sie soll, sondern was sie will: »Alright, I get it. You’re evil. Do we have to chat about it all day?«
Von Leuten, die unterm »Studium der Popkultur« das Bemühen verstehen, möglichst amerikanisches Zeug möglichst europäisch aussehen zu lassen, muß man sich gelegentlich anhören, daß gerade die handlichsten und bündigsten taxonomischen Hilfsmittel für jede Diskussion der unwirklichen Künste, die der Genres nämlich, lauter böse kulturindustrielle Marktkategorien seien: von »Horror«, »Science-fiction« und »Fantasy« reden diese Leute höchstens in Notwehr, ein großes Aufatmen geht durch ihre Reihen, wenn sie hier ein Eckchen »Magischer Realismus« und da ein Messerspitzchen »American Gothic« finden, selbst »Surrealismus« wird immer noch gern genommen.
Natürlich – wir reden vom Kapitalismus, dessen Realität gilt auch für Leute, die zu oft Fight Club gesehen haben – sind die Marktbegriffe welche. Aber eben deshalb treffen sie auch, was sie treffen sollen. Kunst findet zur Zeit halt am Markt statt, und die beiden einzigen Alternativen, die historisch bekannt sind, der Fürstenhof und der Tempel, waren ihrer Entwicklung, gar ihrem materialen (und materiellen) »Fortschritt« so förderlich auch wieder nicht, daß man sie sich unbedingt zurückwünschen sollte.
»Science-fiction«, »Horror« und »Fantasy«: Diese Namen bezeichnen drei wirkliche Grundmodi der unwirklichen Kunst und tun das, soweit man so etwas vorhersagen kann und darf, auch historisch haltbar genug, um noch für den Gebrauch der etwaigen Nachfahren das zu sortieren, was da heute produziert wird.
Von Genres sollten wir sowieso unbefangen sprechen: Auch das Renaissance-Porträt war eins, die ganze Renaissance sogar eine »Mode«. Das Auffächern der grundsätzlichen Zustände des Unwirklichen, technisch bis moralisch, nach wahren Großformationen, also die Erläuterung der Charakteristika der einzelnen, hier als prinzipielle Wahrheiten firmierenden Genres, die bei hochentwickelten Werken wie Buffy, the Vampire Slayer zueinander dann in sehr komplizierte gegenseitige Leih-, Tausch- und Befruchtungsverhältnisse treten, mußte bislang, als etwas Abgeleitetes, aufgeschoben werden, bis das Gemeinsame dieser Großformationen, das sie überhaupt als unwirkliche Kunst ausweist, unmißverständlich präpariert war.
An diesem Punkt sind wir angekommen.
Wie sehen die Genres aus?
1. Fantasy funktioniert »wie ein Märchen«.
Was sie vom richtigen Märchen unterscheidet, ist aber, daß ihre Geschichten wissen, daß sie zu einer Zeit erzählt werden, die eigentlich keine Märchen mehr hat, weil richtige Märchen einer erstens oralen, zweitens traditionalen und drittens natürlich vormodernen Kultur gehören. Modern im hier gemeinten Sinn sind alle Gesellschaften, deren Produktivkräfte hinreichend entwickelt sind, um den Menschen das Heraustreten aus der Naturwüchsigkeit der Geschichte zu ermöglichen: die bewußte Gestaltung ihrer Gesellschaftsformen, auf der Basis ohnehin schon vergesellschafteter Produktion.
Modern nennen wir Gesellschaften, in denen die sogenannte »industrielle Revolution« stattgefunden hat, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen, also der bislang fortbestehenden privaten Aneignung. »Postmodern« sind nach dieser Definition Gesellschaften, die nach wie vor modern sind, das aber vergessen haben, vergessen wollen, vergessen sollen: Die Moderne ist ein materieller Zustand, die Postmoderne ein ideologischer.
Moderne Kunst ist jede, deren Grundparameter sich der Existenz moderner Gesellschaften verdanken, unter anderem der Herausbildung einer gesellschaftlichen Autonomie der Kunst.
Die in den letzten fünfzehn Jahren zunehmend sogenannte High Fantasy – also alles, was mit Elfen, Drachen, Orcs und Zauberern, Nekromanten und Kristallkugeln zu tun hat – handelt von großen Suchfahrten; for dramatic purposes : der epischen Breite wegen, welche die dem eigentlichen Thema aller Fantasy, nämlich der Läuterung und Erlösung angemessene erzählerische Atemtechnik ist (die
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