Der Implex
egal, was da sonst offen vertreten wurde, K/D) nach Erblicher Landstandschaft als ritterschaftlicher Korporation schon ergreifen. Die äußerste Unfreiheit klumpt sich immer auf der mittleren Ebene zusammen.« 168
Die Übereinstimmung mit Hegel ist echt, nicht angemaßt – man liest bei jenem, ein Naturzustand sei
»erdichtet worden (…) in welchem das Naturrecht gelten solle, wogegen der Zustand der Gesellschaft und des Staates vielmehr eine Beschränkung der Freiheit und eine Aufopferung natürlicher Rechte fordere und mit sich bringe. In der Tat aber gründen sich das Recht und alle seine Bestimmungen allein auf die freie Persönlichkeit, eine Selbstbestimmung, welche vielmehr das Gegenteil der Naturbestimmung ist. Das Recht der Natur ist darum das Dasein der Stärke und das Geltendmachen der Gewalt, und ein Naturzustand ein Zustand der Gewalttätigkeit und des Unrechts, von welchem nichts Wahreres gesagt werden kann, als daß aus ihm herauszugehen ist. Die Gesellschaft ist dagegen vielmehr der Zustand, in welchem allein das Recht seine Wirklichkeit hat; was zu beschränken und aufzuopfern ist, ist eben die Willkür und Gewalttätigkeit des Naturzustandes«. 169
Die Sympathie, die der Hegelianer Hacks (seiner eigenen Lesart von) Napoleons Politik entgegenbringt, kommt erkennbar aus dem Bedürfnis, eine Metapher zu finden für sein entschieden positives Verhältnis zum sozialistischen Staat DDR; anderswo, zum Beispiel in den Stücken, hat er dafür die Chiffre »Absolutismus« stehen, nur daß der Bonapartismus ihm noch ein Stück lieber ist als jener, weil es sich um einen gewollten, gemachten Absolutismus handelt, der die Revolution (deren Errungenschaften nämlich, für Resteuropa bald kodifiziert im unvergleichlichen Napoleonischen Gesetzeswerk) da durchsetzt, wo sie noch nicht ihre Banner hat aufrichten können – ein Absolutismus, den einer will, steht für einen Sozialisten, der seinen Sozialismus absolutistisch sieht, naturgemäß (da ist es wieder) näher als einer, der sich aus bestimmten Klassenkräftegleichgewichten so einfach ergibt –, und gerne nimmt er noch den Umstand mit, daß es unter solchen Bedingungen durchaus auf den Herrscher ankommt (taugt er nichts, ist das bei dynastischen, blutsmäßigen, ihn ohnehin als Leerstelle irgendwo hinsetzenden Ordnungen nicht gar so schlimm, die sehen ohnehin nur vor, was bei H.P. Lovecraft »blinder Idiotengott« heißt). Interessanterweise berührt sich diese Metaphorologie des wirklichen Sozialismus sehr nah mit einer, die aus einer eher nicht von ihm eingenommenen Perspektive formuliert worden ist, bei Wolfgang Pohrt nämlich, in einer Stelle über »das System im Osten«, das es nicht mehr gab, als er dies schrieb, und dessen Vergleiche mit Älterem bei Hacks Pohrt nicht gekannt haben dürfte:
»Es mochte autoritärer, gerechter, sozialer, humaner oder inhumaner als das westliche Gegenstück gewesen sein – eines war es mit Sicherheit nicht: kommunistisch. Denn kommunistisch ist eine Gesellschaft nicht, wo weder Geld, Ware und Preis abgeschafft wurden, noch, wie von Marx mit Vorrang gefordert, die Lohnarbeit; wo das Verteilungsprinzip nicht ›jedem nach seinen Bedürfnissen‹ heißt, sondern ›jedem nach Maßgabe seines Ranges in der Hierarchie‹, wo die Entscheidungsmacht bei Gremien liegt, die in Marxens Terminologie als ›despotische Regierung der Produktion‹ zu bezeichnen wären; wo ein gigantisches Geflecht von Bürokratien das exakte Gegenteil dessen bewirkt, was Marx als Gesellschaftsform in Aussicht stellte, den ›Verein freier Menschen‹.« 170
Wir setzen das Zitat gleich fort und kommen zur Parallele mit Hacks, hier aber lohnt es, kurz zu unterbrechen und darauf hinzuweisen, daß es erstaunlich ist, daß Pohrt noch nie vom Unterschied zwischen den zwei Phasen auf dem Weg zum Kommunismus gehört haben soll – als hätte jener »Ostblock« nicht selbst seine krudesten Apologeten nahelegen lassen, diesen Unterschied zu berücksichtigen und beispielsweise zu lehren, Sozialismus sei eben notwendig, weil der direkte Sprung in die Abschaffung des Staates und der Klassen anarchistische Spezialheilserwartung sei – man kann nicht mit einem Federstreich Arbeitsteilung samt Hierarchie loswerden, ohne die Produktion schlichtweg zu zerschlagen, und die Leute wollen ja leben – Sozialismus aber verlangt vor allem »jeder nach seinen Fähigkeiten«, also durchaus kein allzu laxes Management der Produktion (eins wie im Gulag allerdings
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