Der Implex
nichts zur Sache) festzuhalten.
Was Hayek und Mises entgegenzusetzen wäre, ist also nichts Komplizierteres als etwa eine betriebliche Diskussion mit anschließender Urabstimmung, die ein Ergebnis hat, das dann der Gewerkschaftsleitung zugestellt wird, die sich eventuell mit anderen kurzschließt, so daß ein Generalstreik daraus wird – wie auf diesem Weg ein für die Besitzenden manchmal reichlich kostspieliges Nichtproduzieren, Arbeitniederlegen verabredet wird, könnte man ja prinzipiell auch ein Produzieren und Arbeiten verabreden; erstaunlich ist allerdings nicht, daß man in Medien, die sich oft genug mit schaumigen, vagen Varianten des Gedankenguts von Hayek und Mises Gedanken über den Stand des Wirtschaftens machen, auf solche einfachen Ideen selten stößt (daß das alles so selten beispielsweise »in der Zeitung steht«, ließe sich vielleicht sogar zu banalen Tatsachen wie der in Beziehung setzen, daß in Deutschland, während wir das schreiben, gerade die größten Zeitungsverlage bei ihren letzten tarifgebundenen Regionalzeitungen die Bindung an in lebhafteren Zeiten abgeschlossene Flächentarifverträge beenden). Spekulieren darf der Publikumsverstand schon, aber aus dem Probehandeln soll, da ja das Vermögen (in jedem Sinn des Wortes) dazu nach der Volkswirtschaftsideologie wie nach der kapitalistischen Praxis und Hexis fehlt, jedenfalls kein Handeln werden.
V.
Intellektuellenoptionen: Marx, Wells, Schmitt et alii
Der Instinkt, mit dem Hayek und Mises sich denen entgegenwerfen, die nicht wie Marx eine ausgearbeitete Theorie, sondern dem Alltagsverständnis zugängliche, also etwa künstlerisch-erzählend-sinnliche oder populärwissenschaftlich anschaulich gemachte Aussichten auf Machbarkeit von Veränderung verbürgen, geht rhetorisch nicht fehl – der Pfad von den empiriegesättigten, mit britischer Weltzugewandtheit und großem diegetischem Geschick vorgetragenen systematischen Mutmaßungen bei etwa H.G. Wells, den Mises verspottet, zu Problemen, die Lenin praktisch aufwarf und anging, ist womöglich kürzer als der von Marx zu seinem russischen Schüler. Leon Stover hat einen ausgefuchsten, erzreaktionären Science-fiction-Roman über die Plausibilität dieser Vermutung geschrieben, The Shaving of Karl Marx , in dem er Wells, wie der Titel sagt, als Marx und Bart und sehr gefährlichen Sozialisten recht treffend porträtiert; was Wells auch aus unserer Sicht Marx gegenüber fehlt, sind nicht nur ein paar wichtige Fragestellungen und Einsichten, sondern auch einiger Ballast, an dem sich nicht nur die Antimarxisten seit Erscheinen des ersten Kapital -Bands gütlich tun – das manchmal Zwanghafte, mittels der Wertlehre ein Unrecht nicht allein zu erklären, sondern oft genug gar erst zu beweisen, welches man doch mit ein bißchen Wachbewußtsein und leidlicher Lebenserfahrung mit dem Kapitalismus nichts anderes finden kann als evident, die stete Einladung zum Begriffszauber und zur endlosen Nachbesserei, Diskussion, Optimierung der Theorie als derridistischer »Aufschub« des an ihr eigentlich Politischen, der Hang auch, sie zu etwas Konvergierendem, ideal Geschlossenem machen zu wollen, unangreifbar und wasserdicht, dies alles bildet einen Katalog von Niedergangssymptomen, der aus der Defensivität der Lebenssituation entsprungen sein muß, in der große Teile dieser Theorie entstanden – es waren nicht die revolutionären Jahre; das meiste ist durchaus Antwort auf die trübselige Frage: Was macht man, wenn der Sieg nicht greifbar ist? Nun, man schleift die Konzepte schärfer, und das kann, dann, wenn man Pech hat, Generationen von fellow Theoretikerinnen in Lohn, Brot und Kurzweil setzen, welche ihre Ohmacht in immer größere Präzision und parascholastische Rabulistik ummünzen. Am Ende steht etwas, das der Karikatur, die Hayek und Mises von den Sozialistinnen zeichnen, gar nicht mehr so unähnlich sieht und sich selbst als eine Art Spiegelbild der Volkswirtschaftler-Priesterschaft, an welche jene beiden glauben, verstehen möchte: Da sind dann die Marxistinnen die einzigen, die etwas von Wirtschaft verstehen, weil sie zwar vielleicht nicht den Rechnungen folgen können, die den »Quantum Funds« operabel machen sollen, aber dafür der Erforschung von Verzwicktheiten wie der folgen können, ob die Umwandlung von Wert in Preis, wie Marx sie darstellt, in sich stimmig ist, ob man zu Ricardo zurückmuß, um diese Frage zu klären, ob die Werttheorie einen Fingerzeig für die Unterscheidung
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