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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Wir finden heraus, wie die Sache funktioniert, und übergeben sie dann, des Interesses der wirtschaftenden und lebenden Menschheit gewiß, zu treuen Händen an Lehrbetrieb und Ingenieurswesen.
    Vor nichts hat die kluge Rechte einen größeren Abscheu als vor dieser Haltung – Carl Schmitt, Tagebucheintragung vom 15. April 1949: »Ich stelle die ganze exakte Naturwissenschaft unter Ideologieverdacht. Für mich gibt es keinen gröberen Selbstbetrug als die Lehre von den Atomen (Atomkernen, Protonen, Neutronen etc.)«, und wenig später, am Ostersonntag, dem 16. April: »Kaum hatte ich das geschrieben, da erschien Pascual Jordan, Physik im Fortschritt, sehr fortschrittlich. Er verlangt wie Einstein eine Weltregierung und macht sich lustig über die Angst vor der Technik.« 233
     
    Expertise kann in der Welt, die Schmitt mit Hayek und Mises – bei allen sonstigen Differenzen – zu teilen bereit wäre, nur bedeuten: Wissen und erklären können, warum es Wahnsinn wäre, in den Gang der Dinge, den H.P. Lovecrafts »blinder Idiotengott« befohlen hat, mit Technik, Weltregierung, Open Conspiracy und anderem Firlefanz einzugreifen. Einen Abstraktionsschritt weiter erhält diese Haltung die höheren Weihen sogar von der Ontologie, wenn sie wie in Heideggers Abhandlung Was heißt Denken etwa zu der Überzeugung führt, »der bisherige Mensch« habe zu viel gehandelt und zu wenig gedacht, dieses »Ausbleiben des Denkens« aber habe seinen Grund nicht nur und nicht zuerst darin, daß jener ominöse Mensch das Denken zu wenig gepflegt habe, sondern darin, daß »sich das Zu-Denkende, das, was eigentlich zu denken gibt, seit langem schon entzieht. Weil dieser Entzug waltet, deshalb bleibt das verborgen, wohin das Hand-Werk der technischen Handgriffe reicht«, 234 eine Sicht aufs Höchste, die sich mit der Hayekschen auf den verderblichen »Einfluß der Naturwissenschaften auf die Sozialwissenschaften« wunderbar reimt: »Das Ideal des Ingenieurs, das zu erreichen ihn die, wie er meint, ›irrationalen‹ wirtschaftlichen Kräfte hindern und das auf seinem Studium der objektiven Eigenschaften der Dinge beruht, ist gewöhnlich irgendein rein technisches Optimum von allgemeiner Gültigkeit«; richtig, wenn wir das auf einem gegebenen Stand der Produktivkräfte erreichbare Maximum an Freiheit, auch von Not, denn ein »technisches Optimum« nennen wollen – manche Linken werden an dieser Stelle nicht grundlos heikel, wir konzedieren den Punkt einfach: »Er sieht selten ein, daß seine Bevorzugung dieser besonderen Methoden bloß ein Ergebnis der besonderen Art der Probleme ist, die er in der Regel zu lösen hat, und nur unter bestimmten sozialen Verhältnissen gerechtfertigt ist«, 235 worin vor allem das stattliche proton pseudos zu beachten wäre, daß die »bestimmten sozialen Verhältnisse« offenbar selbst nicht gerechtfertigt werden müssen, sondern vom Himmel gefallen sind und daher je und je verehrt und erfüllt gehören, statt sich kritisieren und verändern zu lassen.
VI.
Freihandel im Weltall
    Soweit links die Anfänge der neuzeitlichen Phantastik im Humanismus stehen, soweit ist das Genre unterdessen gelegentlich nach rechts gerückt. Die britische »Scientific Romance«, der die meisten Werke von Wells angehören, war, wie wir bereits erwähnt haben, schon Schauplatz politischer Ambivalenzen zwischen Fabiertum und Imperialismus (das Feld ist weit und nicht sehr übersichtlich; die kundigste Draufsicht liefern Brian Stablefords Scientific Romance in Britain, 1890-1950 und Paul Alkons Science Fiction before 1900: Imagination discovers Technology ). Diese Tendenz verschärfte sich mit der US-amerikanischen Erfindung von »Scientifiction« und Science-fiction. Ein erkleckliches Kontingent der Verfasserinnen und Verfasser des Genres gehört zur »liberarischen« politischen Richtung, rechten Anarchisten, bei denen diese SF-Schaffenden wiederum neben Figuren wie Ayn Rand, Murray Rothbard, aber auch den unvermeidlichen Hayek und Mises zu den obersten Säulenheiligen gehören.
     
    Nach dem Zweiten Weltkrieg ward der Kapitalismus in den USA insgesamt zu einer Art Science-fiction-Ideologie, weil das damals neu eingerichtete Akkumulationsregime aus militärisch-industriellem Komplex, Kulturindustrie, hochentwickeltem Transportwesen, Imperialismus, Info- und Kommunikationstechnik anders gar nicht zu feiern gewesen wäre. Die Dominanz utopisch-sozialreformerischer Impulse in der frühen Proto-SF, zu finden etwa bei Edward Bellamy

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