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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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produktiver und unproduktiver Arbeit liefert und so fort – lauter interessante Sachen, keine Frage, aber der in ihrer marxosophischen Erörterung durch Heerscharen von (manchmal verbeamteten, manchmal bettelarm lebenslang vor sich hin rödelnden) Gelehrten aufscheinenden Losung »Sind alle Haare gespalten, sitzt die Frisur wieder« sieht man ihr Neurotisches von weitem an.
     
    Es rührt von Gewaltfolgen: vom Ungleichgewicht der Kräfte, die der Parteigängerin des sozialen Fortschritts in ihrem kalten Kellerzimmer als Fiebertraum von kompensatorischer Allwissenheit in den Knochen zieht; von akademischen Haftschäden beim lebenslangen Marxprofessor – Dingen also, denen ein erfolgreicher und beliebter Romancier wie Wells Fortuna sei Dank entrückt ist, weshalb er ein Gespür dafür entwickeln kann, wie man die Dinge von ihrer jeweils öffentlichsten und politischsten Seite angeht und auch vor den mächtigsten Leuten und ihren Meinungen keine Scheu zu haben braucht (die Interviews, die Wells mit Lenin und Stalin führte, gehören zu den aufschlußreichsten Befragungen dieser beiden, die je stattgefunden haben). Wie von selbst gerät er so auch an Probleme, die in der bürgerlichen Öffentlichkeit verbotener waren, sind und bleiben als die schönste Diskussion über Piero Sraffa und die mögliche Redundanz des Wertgesetzes, nämlich denen der tatsächlichen Dislozierung wirtschaftlicher Planungsschritte. Eine aufgeklärtere Welt als die, in welcher er zu leben zu seinem großen Bedauern gezwungen war, werde wohl nicht umhinkommen, so etwas wie ein über dezentrale Filialen konstituiertes »Bureau of information and advice« einzurichten,
    »which will take account of all the resources of the planet, estimate current needs, apportion productive activities and control distribution. The topographical and geological surveys of modern civilized communities, their government maps, their periodic issue of agricultural and industrial statistics, are the first crude and uncoordinated beginnings of such an economic world intelligence«. 230
    Hayeks Alptraum: Heißt das vermaledeite hypokeimenon, an das die Sozialisten glauben, am Ende wirklich Menschheit, aber als Akteurin statt passives Gefäß des Weltwissens? Solch eine Institution, führt Wells mit provozierender Gelassenheit aus, »would necessarily produce direction; it would indicate what had best be done here, there and everywhere, solve general tangles, examine, approve and initiate fresh methods and arrange the transitional process from old to new«, 231 was ihn direkt zu unserer oben ausgeführten altaufgeklärten Ansicht über Wünschen, Wollen und Öffentlichkeit führt:
    »It would not be an organization of will imposing its will upon a reluctant or recalcitrant race; it would be a direction, just as a map is a direction. A map imposes no will on anyone, breaks no one in to its ›policy‹. And yet we obey our maps. The will to have the map full, accurate, and up to date, and the determination to have its indications respected, would have to pervade the whole community«.
    Aber, fragt der Liberale, ist das nicht Wahn, Utopie im schlechtesten Sinne? Wie kann so ein Wille, so ein Motiv eine ganze Gesellschaft durchdringen? Nun, der Wille zum Geldverdienen, von dem die Liberalen ja immer wieder sagen, daß er eben kein Zwang ist, war doch in der zwangsregulierten Sklavenhalterwelt auch nicht so universell wie im Kapitalismus – welcher Weltgeist hat entschieden, daß er nicht durch einen zivilisierteren zu ersetzen wäre? Wells weiter, eben hierzu: »To nourish and sustain that will must be the task not of any particular social or economic division of the community, but of the whole body of rightminded people in that community.« Dahinter steckt die soziologische Binse, daß die richtige Antwort auf die Frage »Wer erhält das Gesetz aufrecht?« eben nicht lauten darf: »Die Polizei«, sondern: Alle Nichtverbrecherinnen, die das Gewaltmonopol der Polizei respektieren; eben das ist das Rückgrat des liberalen Gesellschaftsvertrags. Wells: »The Organization and preservation of that power of will is the primary undertaking, therefore, of a world revolution aiming at universal peace, welfare and happy activity.« 232
    Die geradezu unheimliche Ruhe, mit der Wells hier Dinge vorträgt, die sich im Deutschland von 2011 kaum ein DKP-Kader zu sagen trauen würde, rührt daher, daß dieser Autor von speculative fiction gewohnt ist, wie ein Naturwissenschaftler zu denken:

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