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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Repräsentantenhauses, angesichts der leeren Kassen zahlreicher US-Bundesstaaten – es fehlen 125 Milliarden Dollar – im Januar 2011 vor, deren verzweifelte Kürzerei auf allen Sektoren gesamtgesellschaftlicher Ausgaben – Häftlinge werden aus den unbezahlbar gewordenen Knästen auf die Straße geschüttet, Einwanderer deportiert, Polizisten und Lehrer entlassen, die medizinische Versorgung alter Menschen und anderer nicht für den »kommerziell geführten« Arbeitsmarkt gebrauchsfertiger Leute wird eingeschränkt – das amerikanische Gesetz, das Insolvenzen von Bundesstaaten unmöglich macht, aufzuheben – Pleiten sind für »kommerziell geführte« Wirtschaftseinheiten schließlich heilsame Radikalkuren, die Eigentümer kommen meistens mit einem blauen Auge davon, und entsprechend Hayeks irrer Phantasie vom Abstimmen mit den Füßen kann sich das Staatsvolk ja irgendwohin verfügen, wo Schulen und Polizei noch existieren und die entlassene Lehrerin, die einen Raubmord begeht, wenigstens bestraft wird. Newt Gingrichs Welt, erkennt man, ist nicht die, in welcher wirkliche Leute leben, er rüttelt am Jonbar-Scharnier, und allzu überrascht wird man vielleicht nicht sein, wenn wir verraten, daß dieser offenherzig marktrechte Politiker (der für seinen eigenen Wahlbezirk freilich immer gerne staatliche Finanzspritzen, insbesondere solche, die der Rüstungsindustrie zugute kamen, angenommen hat) in seiner Freizeit alternativhistorische Science-fiction-Romane mitverfaßt, in denen der sklavenhaltende Süden der heutigen USA den Krieg gegen den Norden, der seinerzeit die nationale Einheit durchsetzte, gewonnen hat. Sezession, und zwar blutig: Wie die Dinge liegen, liefe Hayeks Utopie, wollte jemand sie umsetzen, ja wirklich auf Derartiges hinaus; ob Gingrich sie überhaupt kennt, ist fraglich, aber rechts wird, da es sich beim einschlägigen Politikideal ohnehin um die Verewigung von gegen Kritik zu immunisierenden Beharrungskräften und die Politisierung von Primaten-Rangordnungs- und Territorialreflexen handelt, ohnehin gern mit dem Instinkt gedacht, das macht die intellektuell-militärische Schlachtordnung dort so einfach und die Übereinstimmungen taktisch divergierender Fraktionen so zahlreich und eindrucksvoll.
IV.
Was für wen warum nicht geht
    Damit die Rechten mit den Linken um den Zugriff aufs Jonbar-Scharnier kämpfen können, müssen, haben wir gezeigt, beide mehr miteinander teilen, als ihnen lieb sein kann. Ein Linksliberaler, der von »Investment« spricht, wenn er Makro-Lösungen für Mega-Probleme meint, erniedrigt sich vor allen, die das linke Programm der gesamtgesellschaftlichen Aushandlung der richtigen Behandlung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben ernst nehmen wollen; umgekehrt muß ein Rechter vom Schlage Hayeks durch die Hintertür der radikalliberalen Utopie, die er zur Verdeutlichung seiner Idee entwirft, ein privateigentümlicher Zugriff auf besagte Aufgaben sei der einzig richtige, die von ihm perhorreszierte linke Vorstellung in sein Argument lassen, es gebe vernünftige und unvernünftige Kollektive (denn was sonst wäre der Unterschied zwischen den lokalen, im Wettbewerb um migrierende Staatsvölker stehenden Verwaltungseinheiten)? Sind manche Kollektive vernünftig, andere nicht, so räumt er ihnen Eigenschaften ein, die er zuvor ausschließlich und explizit auf einerseits Individuen und andererseits das abstrakte Gesamte der Menschenart in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschränkt wissen wollte, sein individualmonadologischer Mikro- und sein traditionaler Makrokosmos werden plötzlich von einem Mesokosmos der Vermittlung durchdrungen, aber damit fangen die Schwierigkeiten erst an: Ab wie vielen Leuten genau ist die Vernunft nicht mehr auszumachen und also die Planbarkeit des Zusammenlebens ein Ding der Unmöglichkeit? Und wenn einer dieser winzigen Paradiesgärten so attraktiv wirtschaftet, daß Millionen, warum nicht: Milliarden Menschen, statt ihre schlechteren, illiberaleren, aber eben deshalb auch nicht einfach zum Strecken der Waffen zu überredenden Regierungen unter Opfern zu stürzen, ins Wunderland einwandern wollen, und zwar durchaus die tüchtigsten, meistbegabten, denn Schmarotzerinnen und Nassauer versprechen sich gewiß nichts vom Einwandern in ein Land, das den nach Hayeks Meinung überflüssigen Sozialklimbim nicht kennt – was macht man dann mit den Überzähligen unter den Neuankömmlingen, bricht dann, weil man sie reinlassen muß, das Feenmärchen an

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