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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Koryphäen ist, setzt jedesmal auch voraus, daß die rein binnenwissenschaftliche Frage geklärt ist, ob von den vorliegenden Resultaten eine solche Äußerung überhaupt gedeckt, geschweige erzwungen ist – da wird man dann manche Überraschung erleben und viele Schlüsse der oben belegten tautologieabhängigen Art.
     
    Daß Dinge, die widersprüchliche Eigenschaften haben, dennoch existieren (ja mitunter gerade deshalb, und nur so), wissen Hegel-Leserinnen unter Umständen genauer als Physiker, und kategorische Sprünge zu machen wie den (sicherlich je und je irgendwie para- oder stummelpragmatistisch, vulgär- oder kryptopositivistisch begründeten), von Sachen, die nun mal keine beobachtbaren Folgen hätten, könne man getrost sagen, es gebe sie nicht, ist ein riskantes Geschäft, weil man niemals für alle Zeiten ausschließen kann, die möglichen Folgen von im Augenblick, auf dem Stand des vorhandenen Wissens und Könnens, unbeobachtbaren Sachverhalten eines Tages doch noch erleben zu müssen (wenn die Geometrie und die etablierte Schwerkraftlehre einerseits, die astronomische Empirie andererseits in einem bestimmten Punkt – etwa dem der Merkurbahn – konsistent, stetig, wiederholbar, pausenlos miteinander konfligieren, dann muß man eben die Geometrie und die etablierte Schwerkraftlehre ändern, obwohl ein antiker Astronom noch hätte sagen können, daß die Einsteinsche Geometrodynamik mit ihren Raumzeitkrümmungen eine unbeweisbare, da unbeobachtbare Zusatzbehauptung sei, die eben deshalb niemand brauche).
    Daß etwas widersprüchlich ist, auf etwas anderes reduzierbar, Epiphänomen von etwas anderem, oder daß es möglich ist, die Beschreibungsebene, das Beschreibungsvokabular zu wechseln, mit dem man es sich im Probehandeln faßbar macht, wird viel zu oft damit zusammengeworfen, sein Vorhandensein sei zu bestreiten, etwa nach dem Muster: Es gibt keinen Geist, es gibt nur Hirnfunktionen – das ist wie: Es gibt »den Schauspieler, der Batman spielt« nicht (denn morgen spielt er was anderes, außerdem gibt es »Batman« nicht, das ist nur eine erfundene Figur, außerdem ist es sehr schwierig, »spielen« zu definieren, und was der endlosen Albernheiten der modischen Haarspalterei mehr sind), es gibt »nur« Christian Bale. Die im Gefolge der nach allerlei deskriptiven, phänomenologischen und begriffssäubernden Seiten hin sicher sehr verdienstvollen Arbeiten Metzingers aufgekommene Mode, »das Selbst« wegwerfen zu wollen, kann man nicht besser zurückweisen, als Greg Egan das in einem erhellenden Interview getan hat:
    »My least favourite slogans about consciousness and the self come from people who say that these things are illusions. Revealing even the gravest misconceptions about the detailed nature of something does not amount to showing that the thing itself does not exist. The self exists as much as anything else in the universe exists. That it doesn’t survive death, or exert its will by defying the laws of physics, or possess detailed motives or memories for every single action we perform, are interesting facts that contradict certain historical ideas and persistent intuitions, but let’s not get carried away: minds still do all the truly delightful and amazing things that we always knew they were doing.« 257
     
    Was als Ontologie und Epistemologie gilt und funktioniert (geschweige: was so genannt wird), hat sich bis zur Unkenntlichkeit verändert, seit die Philosophie von den vier (oder fünf, oder wie viele immer es jeweils sein sollten) Elementen träumte; »etwas gibt es« aber hieß immer, das jeweilige Je ne sais quoi ist notwendiger Bestandteil einer Beschreibung der Welt, welche letztere als einen Raum von Ursachen und Wirkungen auffaßt, dem gerecht zu werden die Aufgabe der probehandelnden Modellierung eines Raums von Voraussetzungen und Folgerungen ist. Alle sogenannten Kritiken, Dekonstruktionen, Soziologien, Pathologien et cetera der Wissenschaften, alle gelehrten Proben auf die Behauptung der Unmöglichkeit der Induktion und ähnlicher Lehren setzen an der immergleichen eben nicht Unbestimmtheit, sondern Überbestimmtheit von mit dieser Überlegung verträglichen Propositionen an: Daß das Erkennen und Wissen sozial organisiert werden muß, daß es nie Gewißheit gibt, daß sich alles, was an theoriegeleitetem Wissen jeweils umläuft, jeweils widerlegen lassen muß – alle diese Dinge sind banaler, als Popper wahrhaben wollte, wir haben »nur« die Sinne, »nur« die

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