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Der Indianerlord

Der Indianerlord

Titel: Der Indianerlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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gedient. Und Hawk, ein halber Brite und ein halber amerikanischer Indianer, war ein ungewöhnlicher Kandidat für die Akademie. Aber einer von Davids Freunden, General Winfield Scotts Adjutant, verschaffte ihm einen Ausbildungsplatz. David freute sich über die Ehre, die seinem Sohn zuteilwurde. Und Hawk, der damals noch nicht erkannt hatte, wie sehr er seinen Vater liebte, war bestrebt, ihn zufriedenzustellen. Außerdem wollte er seinem Sioux-Häuptling zuliebe Möglichst viel über die Funktionsweise der amerikanischen Army lernen.
    Weder Hawk noch sein Vater ahnten, warum ihn die Militärakademie so bereitwillig akzeptierte.
    Die US-Regierung hatte nichts gegen Indianer einzuwenden, die Indianer bekämpften. Immer wieder setzten die Army-Patrouillen Crow-Späher gegen die Sioux ein. Und in den Florida-Kriegen kämpften >zivilisierte< Cherokees und Creeks gegen die Seminolen.
    Für Hawk eröffnete sich in West Point eine neue Welt. Zunächst wurde er wegen seines Indianerbluts gehänselt. Um so eifriger absolvierte er seine Studien, entwickelte sich zu einem erstklassigen Schützen und Schwertfechter, brillierte ebenso in den Fächern Taktik, Strategie und Militärgeschichte. Die Feldzüge Napoleons faszinierten ihn ebenso wie die Taten Alexanders des Großen und Jacksons siegreiche Schlacht von New Orleans.
    Bald fand er gute Freunde. Er besuchte Tanzveranstaltungen und Dinnerparties und genoss seine ersten Liebesaffären mit der Höflichkeit eines künftigen Offiziers. Dabei registrierte er beträchtliche Unterschiede zwischen weißen Frauen und Indianerinnen. Viele dieser Ladys interessierten sich in erster Linie für materiellen Besitz, und nur wenige waren bereit, ihr Eigentum mit anderen zu teilen. Nach außen hin gaben sie sich sittsam, unschuldig und unnahbar. Aber insgeheim frönten sie ihrer Sinneslust. Und die jungen Damen, die man besonders eindringlich vor seiner indianischen Herkunft gewarnt hatte, flirteten am heftigsten mit ihm. Allmählich begegnete er ihrer unverhohlenen Neugier mit kühler Höflichkeit und Verachtung. Er war nicht unempfänglich für die Reize dieser oder jener Witwe, aber stets diskret und bemüht, weder seinem Vater noch seinem Sioux-Erbe Schande zu machen.
    Nachdem er sein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, konnte er es kaum erwarten, seinem Bruder triumphierend gegenüberzutreten. Einen Monat später besuchte er zum ersten Mal die schottischen Ländereien seines Vaters. Bei der Ankunft erkannte er, wie schmerzlich er seinen Bruder vermisst hatte, wie nahe sie sich standen. Er lernte die alten Familientraditionen kennen, ritt über den großen Landsitz und fühlte sich in dem hochherrschaftlichen Schloss genauso heimisch wie in seinem Sioux-Wigwam. »Dieses Haus musst du liebgewinnen«, bemerkte sein Bruder eines Tages.
    »Aber es gehört dir«, erwiderte Hawk. »Das ist deine Welt.«
    »Vielleicht musst du diese Welt irgendwann einmal schützen, im Namen unserer Familie.«
    »Ich werde ein Häuptling sein, und du wirst den Lord beerben.«
    »Und wir werden immer Brüder bleiben.«
    In Amerika begann eine neue Ära. Lincoln war zum Präsident gewählt worden, South Carolina von der Union -abgefallen, die ersten Schüsse fielen.
    Leidenschaftlich verteidigten die Südstaaten ihr Recht, Sklaven zu halten. Obwohl Hawk auf ihrer Seite stand, kämpfte er für die Nordstaaten. Als Absolvent von West Point erhielt er die Position eines Second Lieutenant. Nach vier Jahren wurde er zum Colonel und schließlich zum Brigadegeneral befördert. Als der Krieg vorbei war, quittierte er den Dienst. Sonst hätte man ihn nach Westen geschickt, in den Kampf gegen die Indianer. Und das wollte er vermeiden.
    Müde vom jahrelangen Blutvergießen, reiste er nach Schottland. Aber er fühlte sich rastlos, und bald entschied David, es sei an der Zeit, gemeinsam nach Amerika zurückzukehren. Er wollte seinen jüngeren Bruder in dessen angestammte Heimat zurückbringen. David selbst fuhr bald wieder nach Schottland, zum Schloss seiner Ahnen.
    In Dakota, im Haus seines Vaters, kam Hawk allmählich zur Ruhe. Er ritt über die Prärie und die heiligen Black Hills, besuchte seinen Großvater, lauschte den weisen Ratschlägen des alten Mannes.
    Während seiner Abwesenheit war viel geschehen. Die Minnesota-Sioux hatten sich auf den Kriegspfad begeben, weiße Siedler getötet und ganze Dörfer vernichtet. Von der Army verfolgt, zogen sie nach Westen, um die Hilfe ihrer Verwandten zu erbitten.

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