Der Indianerlord
bedrohlichen Truppenbewegungen der Army erörterten. Wenig später erschien Sam Haggerty, der Kutscher, und nannte die junge Frau >Lady Douglas<. Sie fragte, wie lange sie brauchen würde, um Mayfair zu erreichen - das Douglas-Haus in einem Tal hinter den Black Hills. Mit sanfter
Stimme kündigte sie an, sie würde in das Haus ziehen und die Mine weiterhin betreiben. Nein, sie fürchte sich nicht vor den Indianern. Lord Douglas habe ihr versichert, dazu bestehe kein Grund.
Als der alte Riley aufspringen und ihr empfehlen wollte, sich doch mal nach Lord Douglas umzusehen, zog Hawk ihn auf die Bank zurück und brachte ihn zum Schweigen.
Er hatte bereits beschlossen, herauszufinden, was für ein falsches Spiel sie plante und warum sie sich Lady Douglas nannte.
Und mit welchem, Trick hatte sie sich an seinen Vater herangemacht? Sie könnte Davids Enkelin sein. Aber sein Vater war gewiss kein Narr gewesen. Hatte sie ihn umgarnt, vor den Traualtar gelockt und dann -ermordet? Nicht mit einer Schusswaffe oder einem Messer, aber vielleicht mit diesen silberblauen Augen, mit den ebenmäßigen Zügen, den rubinroten Lippen, mit ihrem bezaubernden Lächeln, den perfekt gerundeten Brüsten und ihrer verlockenden Anmut ...
O ja, sie könnte einen Herzanfall verursacht haben. Allein schon ihr Anblick musste jedem Mann den Atem rauben und seinen Puls beschleunigen. Aber wenn sie nun behaupten sollte, sie wäre Hawks Stiefmutter, würde er sie eines Besseren belehren. Und wenn sie David in den Tod getrieben hatte, möge ihr der Allmächtige beistehen.
Unbemerkt verließen Hawk und seine Vettern die Handelsstation. Nachdem sie den alten Sam bestochen hatten, schlüpften sie in Rehlederhosen, bemalten ihre Körper und ihre Ponys - und folgten der Postkutsche.
Was konnte eine junge weiße Dame grausamer erschrecken als ein vorgetäuschter Indianerangriff?
Allzu glücklich war der alte Sam Haggerty nicht über die Idee >diesem süßen jungen Ding< Angst einzujagen. Andererseits staunte auch er über die Behauptung, sie sei Lady Douglas. Und so half er Hawk und den Lakotas, den Überfall zu inszenieren.
Es war - ein Kinderspiel gewesen - abgesehen von >Lady Douglas< heftiger Gegenwehr. Aber Hawk hatte auch dieses Problem gemeistert.
Nun trat er wieder neben das Bett. Sie schlief schon viel zu lange - und viel zu friedlich. Als er behutsam ihre Wange tätschelte, rührte sie sich nicht. Er goss etwas Whiskey in einen Becher, hob ihren Kopf und flößte ihr einen Schluck ein. Da hustete sie, würgte heftig und öffnete die Augen.
Bei seinem Anblick schrie sie auf, attackierte ihn sofort wieder mit ihren Fäusten. Fluchend umklammerte er ihre Handgelenke. »Verdammt, ich habe dieses Spiel endgültig satt.«
Erst jetzt schien sie vollends zu erwachen. Sie hatte vielleicht geträumt, die Indianer würden sie erneut überfallen. Kühl und verächtlich starrte sie ihn an. »Ich glaube noch immer nicht, dass Sie Lord Douglas sind.« Aber sie musste es wissen, da er die grünen Augen seines Vaters geerbt hatte.
»Doch, das haben Sie längst erkannt. Nun müssen wir nur noch feststellen, wer Sie sind. Woher haben Sie dieses Papier?«
»Welches Papier?«
»Die Heiratsurkunde«, erwiderte er und setzte sich auf den Bettrand.
»Haben Sie meine Sachen durchsucht?« fragte sie ärgerlich.
»Allerdings. Wo haben Sie das Dokument erhalten?«
»In Baltimore.«
»Als Sie Lord Douglas geheiratet haben?«
Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie hervor: »ja! Als ich Lord Douglas geheiratet habe!«
»Also fand diese Zeremonie tatsächlich statt?«
Sie zögerte nur kurz. »Ja.«
»Aber es war eine Ferntrauung.«
»Er ließ mir ausrichten, er würde sich nicht gut fühlen. Mr. Pike, der Besitzer des Pike's Inn, vertrat ihn. Und der Friedensrichter teilte mir mit, die Trauung sei legal, da Andrew Douglas die Urkunde bereits unterzeichnet habe.«
»Und wie haben Sie ihn dazu verleitet?«
»Fahren Sie doch zur Hölle! Ich habe niemanden zu irgendetwas verleitet. Und Sie können nicht wissen ... «
»Ich weiß, dass Ihr vermeintlicher alter Ehemann an seinem Hochzeitstag einem Herzanfall erlegen ist.«
»Dafür können Sie mich nicht verantwortlich machen. «
»Diese Urkunde sieht legal aus.«
»Das ist sie auch. Aber ... «
»Sie dachten, Sie hätten einen alten Mann geheiratet, nicht wahr?«
»Ja!«
»Mein Vater hieß David.«
»Und diese Männer nannten Sie Hawk.«
»Allerdings. Aber mein christlicher Name lautet
Weitere Kostenlose Bücher