Der Indianerlord
in die Rocktasche ihres Trauerkleids und zog den Umschlag hervor. Das Telegramm. Also hatte sie es doch nicht verbrannt. Würde ihm der Inhalt einen Hinweis auf die Geheimnisse geben, die seine Frau hütete? Aber die Worte waren rätselhaft. >Probleme. Besitzt du einen legalen Titel? Kann nur mehr ein paar Wochen durchhalten. Hilf mir schnell. Ich bete für dich.<
Keine Unterschrift ... Nachdenklich faltete er das Papier zusammen, steckte es ins Kuvert zurück und schob es in die Rocktasche. Dann schloss er den Schrank und kehrte zu seiner Frau zurück.
Im Schlaf sah sie wie ein Unschuldsengel aus. Lautlos zog er sich aus, legte seine Kleidung auf eine Truhe und kroch ins Bett. Diesmal wollte er Skylar in Ruhe lassen. Sie regte sich, und er spürte ihr Haar an seinem nackten Arm. Vorsichtig strich er es beiseite. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Wenn er sie in Ruhe lassen wollte, hätte er sein eigenes Zimmer aufsuchen sollen. Er roch ihren verführerischen Duft - Rosenholzseife. Die Augen geschlossen, vergrub er das Gesicht in ihren seidigen Locken.
Immer schneller pochte sein Herz, und er hob Skylars Haar hoch, küsste ihr Ohrläppchen, ihren Hals. Sie erwachte nicht. Aber sie bewegte sich wieder und rückte näher zu ihm. Seine Hand glitt unter den Saum des Nachthemds, streichelte ihren Schenkel. Als seine Finger nach oben wanderten und ihre Brüste liebkosten, stöhnte sie und wand sich umher.
Von heißer Ungeduld getrieben, ergriff er ihre Hüften, zog sie zu sich heran und drang in sie ein. Endlich blinzelte sie.
Hätte sie protestiert, wäre es zu spät gewesen. Doch sie wehrte sich nicht, und sie war auch nicht bei vollem Bewusstsein. Sonst hätte sie die sinnlichen Bewegungen, die ihn so erregten, wohl kaum fortgesetzt. Sie tastete nach seinen Händen, die ihre Schenkel festhielten.
Erst bei seinem heftigen Höhepunkt erwachte Skylar vollends. Seine Befriedung währte nicht lange. Enttäuscht drehte er sich auf den Rücken. Jut mir leid, ich wollte dich nicht wecken. Doch ich glaube, das ist mir gar nicht gelungen. «
Ohne ihn anzuschauen, erwiderte sie: »Ich sagte bereits ... «
»Ja, ich weiß, du gibst mir nichts. Was immer ich haben möchte, muss ich mir nehmen. Sei bloß vorsichtig! Wenn ich entschlossen bin, kann ich mir sehr viel nehmen.«
»Gar nichts!«
Er spürte, wie sie ihr Nachthemd nach unten streifte. Warum brachte sie ihn immer wieder dazu, sich so unvernünftig zu verhalten?
Erbost packte er den Kragen ihres Hemds, das ihm so missfiel, ignorierte ihren Schreckensschrei und zerriss es. Dann schleuderte er die Fetzen zu Boden'.
»Verdammt!« fauchte sie. »Was hast du eigentlich gegen meine Garderobe?«
»So was gehört nicht ins Bett.«
»Aber es war ein Nachthemd.«
»Für eine Dorfschullehrerin. Nicht für eine Ehefrau.«
»Viele Ehefrauen tragen solche Hemden.«
»Meine nicht.« Nachdem sein Zorn verflogen war, kehrte er ihr beschämt den Rücken. Anderseits fand er seine Handlungsweise irgendwie gerechtfertigt. Mit ihrer Geheimnistuerei trieb sie ihn dazu.
Aber warum regte er sich so über ein harmloses Nachthemd auf? Weil es ihm wie eine Barriere erschien.
Und was stand sonst noch zwischen ihnen?
Probleme. Besitzt du einen legalen Titel? Kann nur mehr ein paar Wochen durchhalten. Hilf mir schnell. Ich bete für dich.
Sollte er sie zur Rede stellen? Nein, sie würde ihn belügen. Seufzend senkte er die Lider. Er brauchte seinen Schlaf.
Plötzlich riss er die Augen wieder auf, als Skylars Faust seinen Rücken traf, erstaunlich kraftvoll. »Bastard!« zischte sie.
Statt sich zu rächen, lächelte er. In dieser Nacht sollte sie das letzte Wort behalten. Es war nicht richtig gewesen, ihr Nachthemd zu zerreißen.
***
Nach dem Begräbnis seines Vaters war er sehr beschäftigt. Um nach Norden zu reiten und Crazy Horse zu suchen, musste er die Ranch für fünf bis zehn Tage verlassen. Da er den Sioux zusammen mit Sloan und Willow Rinder und Geschenke bringen wollte, würden sie nur langsam vorankommen. Es widerstrebte ihm, seine mysteriöse Ehefrau zurückzulassen. Doch die schwierige politische Lage hatte Vorrang vor persönlichen Problemen. Außerdem würde Skylar nicht allein bleiben. Rabbit, Jack Logan und Meggie würden die neue Herrin im Auge behalten - und auch Henry Pierpont, sollte sie in irgendeiner Weise Hawks Erbe bedrohen.
Bisher schien sie nichts dergleichen zu planen. Doch das Telegramm ging ihm nicht aus dem Kopf.
Skylar erweckte den
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