Der Indianerlord
betrifft - sobald Sie sich umgezogen haben, können Sie's ja einpacken.«
Zwei Stunden später duftete Skylar nach Sarahs Lavendelseife und trug ein Kattunkleid, Seidenstrümpfe und Lederschuhe. Daniel kam ins Zelt, so selbstgerecht wie seine Frau, aber auch ebenso gutherzig. Bald danach erschienen Hawk, Sloan, Willow, der General und mehrere Adjutanten.
Schweigend nippte Skylar an ihrem Sherry und hörte den Männern zu, die über ihre Probleme diskutierten. Die Soldaten schienen die gebrochenen Verträge zu bedauern und ihre Pflicht nur widerstrebend zu erfüllen.
»Also werden Crazy Horses Leute nicht zur Konferenz kommen?« fragte ein ernsthafter älterer Captain namens Clark.
»Auf keinen Fall«, bestätigte Sloan.
Der Captain seufzte deprimiert. »Dann stehen uns schlimme Zeiten bevor.«
»Weil die Weißen einfach nicht begreifen, dass das Maß voll ist«, bemerkte Hawk. »Die Sioux wollen keine weiteren Zugeständnisse machen, was man ihnen wohl kaum verübeln kann.«
»Auch ich finde unsere Politik abscheulich. Aber auf dem Schlachtfeld wird sich kein Indianer nach meinen Ansichten erkundigen, bevor er mich skalpiert.«
Nun mischte sich Skylar ein. »Sir, ein Sioux-Krieger würde Ihre Bedenken nicht verstehen und glauben, Sie kämpfen aus eigenem Antrieb - so wie er selbst.«
Die Männer starrten sie verwundert an, und Hawk prostete ihr lächelnd mit seinem Sherryglas zu. Dann wandte er sich an den General. »Nach der langen Reise würden wir uns gern zurückziehen. Soviel ich weiß, wurde ein Quartier für uns vorbereitet.«
»Natürlich, Lord Douglas, Danby wird Sie zu Ihrem Zelt führen. «
Skylar wünschte allen Anwesenden eine gute Nacht und bedankte sich bei Sarah. .
Wenig später betrat sie mit ihrem Mann ein großes Zelt. Hawk schlüpfte aus dem weißen Hemd, das er vor der Besprechung angezogen hatte, und warf es auf einen Klappstuhl. »Jetzt brauchen wir dringend unseren Schlaf. «
Skylar nickte, kleidete sich bis auf ihr Hemd aus und sank auf das schmale Feldbett. Nachdem Hawk die Tischlampe gelöscht hatte, legte er sich zu ihr und nahm sie in die Arme. »Hast du's bequem?«
»Ja.«
»Offensichtlich findest du dich in Zelten genauso gut zurecht wie in einem Haus. Ich bin sehr stolz auf dich.«
»Danke ... « Lächelnd schloss sie die Augen und schlief ein.
Aber Hawk blieb die ganze Nacht wach. Kurz vor dem Morgengrauen sah er einen Schatten hinter der dünnen Zeltplane, eine Silhouette im rötlichen Schein des Lagerfeuers. Die Gestalt schlich zum Eingang. Blitzschnell sprang er auf.
»Hawk?« flüsterte Skylar angstvoll, und der Schatten verschwand. »Was ist denn los?«
»Nichts. Nur ein Traum. « Er streckte sich wieder neben ihr aus, und strich beruhigend über ihre blonden Locken.
»Ein Traum - von Ungeheuern ... « Die Wange an seine breite Brust geschmiegt, schlief sie wieder ein.
Bald sind wir zu Hause, in Mayfair, dachte er. Dort können uns die Crow nichts mehr anhaben.
Warum fürchtete er trotzdem, die Ungeheuer würden ihnen folgen?
***
Die Konferenz wurde außerhalb des Lagers abgehalten. Den Platz hatten die Anführer der beiden größten Indianerreservate so gewählt, dass kein Häuptling einen längeren Weg zurücklegen musste als die anderen, und so war niemand beleidigt.,
Skylar ritt mit Hawk, Sloan und Willow auf einen Hang und beobachtete, wie sich die US-Abgesandten und die Indianer versammelten.
Während die Sonne den Zenit erreichte, galoppierten die Krieger aus den Bergen herab. In dichten Staubwolken, von zahllosen Ponyhufen aufgewirbelt, erklang gellendes Geschrei. Manche Indianer waren halb nackt, andere in Leder gekleidet. In den langen schwarzen Haaren steckten einzelne Federn. Aber einige trugen einen üppigen, farbenprächtigen gefiederten Kopfschmuck. Zu Tausenden ritten sie heran, hoben die Waffen, drohten mit ihren Fäusten.
»Wird's Ärger geben?« fragte Hawk.
»Knapp zweihundert Weiße und ein paar Tausend Indianer - was soll da schon passieren?« entgegnete Skylar ironisch.
»Wenn sie diese US-Abgesandten und Army-Offiziere abschlachten, wissen sie, was ihnen blüht.«
»Viele unschuldige Männer würden sterben.«
»Und die ganze Army würde über die Indianer herfallen, mit dem Segen sämtlicher Bürger in den Vereinigten
Staaten.«
»Jetzt wird Red Cloud sprechen«, kündigte Sloan an.
Ein hochgewachsener würdevoller Krieger trat vor. Aber ehe er das Wort ergreifen konnte, galoppierte ein Sioux heran, den Skylar
Weitere Kostenlose Bücher