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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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reiflicher Überlegung gelangte Amba zu dem Schluss, dass sie selber gehen musste. Es sei denn …
     
    Miguel fand, es war genügend Zeit verstrichen. Er würde heute Dona Amba aufsuchen und fragen, ob bei ihr ein kleiner goldener Schlüssel aufgetaucht sei, den er nirgends sonst auffinden konnte und den er schmerzlich vermisste. Die Aufregung über ein Wiedersehen mit der schönen Dame ließ ihn seine Wehmut angesichts der Abreise der Mendonças vergessen. Auch Delfinas Enthüllung, die ihn sehr verstört hatte, trat in den Hintergrund. Wer weinte den Versäumnissen in der Vergangenheit nach, wenn die Zukunft so verheißungsvoll war?
    Diesmal nahm er Panjo in seinem Sattelkorb mit. Vielleicht war Dona Amba eine tierliebe Frau, und der kürzeste Weg zu ihrem Herzen führte über einen niedlichen Hund? Allerdings, das musste selbst er als liebender Besitzer des Tieres zugeben, war Panjo nicht gerade ein Ausbund an Schönheit. Immerhin war er gepflegt und gut erzogen, und er war ein Meister darin, sich mit seinen schmachtenden Blicken einzuschmeicheln.
    Bevor er die Auffahrt zu Dona Ambas Haus erreichte, hielt Miguel kurz an. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um es zu ordnen, und er wischte, mit einem Taschentuch und etwas Speichel, seine verstaubten Stiefel blank. Er beförderte einen Spitzenkragen aus einer der Satteltaschen und legte ihn um seinen Hals. So würde es gehen müssen. Dann ritt er beschwingt weiter und hielt, wie es sich gehörte, am Tor an, obwohl dieses weit geöffnet war. Er zog an der Glocke, woraufhin ein alter Mann, wahrscheinlich der Gärtner, erschien.
    »Einen schönen guten Morgen! Kündige deiner Herrin bitte den Besuch von Miguel Ribeiro Cruz an.«
    Der Alte gab ihm zu verstehen, dass er auf das Gelände kommen möge, und rief einen jungen Burschen, der sich um das Pferd kümmern sollte. Dann ging der Gärtner zum Haus und ließ Miguel mitten in der Auffahrt einfach stehen.
    Miguel schaute seinem Hund amüsiert dabei zu, wie er an jedem einzelnen Baum, der in einem Umkreis von zehn Metern stand, seine Markierung setzte. Er hoffte nur, dass Panjo nicht ausgerechnet jetzt und hier, in dem außergewöhnlich schön angelegten Garten, sein Geschäft verrichten musste. Er rief den Hund, bedeutete ihm, zu seinen Füßen sitzen zu bleiben, und belohnte ihn mit einem getrockneten Hühnerhals, den er genau für solche Situationen mit sich führte.
    Gerade als er das grässliche Ding in der Hand hielt und Panjo die Delikatesse geben wollte, erschien Dona Amba.
    »Ich sehe, Euer Hund hat einen ausgezeichneten Geschmack«, bemerkte sie spöttisch.
    »Das Beste ist für ihn gerade gut genug – genau wie es bei seinem Herrn der Fall ist«, erwiderte Miguel.
    »Was führt Euch diesmal her? Mein Gemahl ist noch immer aushäusig, so dass Ihr Eure Vorschläge für eine geschäftliche Zusammenarbeit heute nicht anbringen könnt.«
    »Wie bedauerlich.« Miguel schüttelte in gespielter Enttäuschung den Kopf. »Allerdings führt mich eine Angelegenheit hierher, die noch viel bedauerlicher ist – wobei mich die Freude, in den Genuss Eurer wunderbaren Gastfreundschaft zu kommen, leidlich über meinen Kummer hinwegtröstet.«
    »Ja?«
    »Ich bin eines Gegenstandes verlustig gegangen, der mir sehr teuer ist. Ich habe mein eigenes Anwesen auf den Kopf gestellt, habe meine Freunde in ihren Häusern suchen lassen, habe in unserem Kontorhaus alle zur Verzweiflung getrieben, indem sie hinter jeden Folianten schauen mussten. Nichts. Da ich den Verlust just zu der Zeit bemerkte, da ich Euch meinen letzten Besuch abgestattet hatte, seid Ihr nun meine letzte Hoffnung.«
    »Ah?«
    »Ihr habt nichts gefunden?«
    »Um was handelt es sich denn?«
    »Um einen Schlüssel. Er ist sehr klein und aus reinem Gold. Er gehört zu dem Schloss, das an meiner … nun, das tut ja nichts zur Sache. Und Ihr seid sicher, dass kein Schlüssel gefunden wurde?«
    »Ich habe keinen gefunden, und meine Dienerschaft gewiss auch nicht. Man hätte mich darüber informiert.«
    »Vielleicht liegt er ja noch da, wo ich glaube, ihn verloren zu haben?«
    »Mag sein. Vielleicht hat ihn auch Euer missratener Hund aufgefressen – so wie er es gerade mit unseren Lotusblüten tut.«
    Miguel drehte sich nach Panjo um, und tatsächlich: Der Hund knabberte genüsslich an einer Blume, die er anscheinend von dem Stengel abgerupft hatte.
    »Panjo! Lass das bleiben!«, rief Miguel. Der Hund gehorchte augenblicklich. Er schaute schuldbewusst drein und

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