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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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Intrige mit hineinzog, die ihn nichts anging. Die Geschichte, so ahnte Miguel, würde ein übles Ende nehmen. Und er ebenfalls, wenn er sich nicht besser in Acht nähme.
    Er musste dringend etwas unternehmen, um seinen Ruf wiederherzustellen.

[home]
19
    D er kleine Hund, den Miguel im Armenviertel Panjolim geschenkt bekommen und dem er darum den Namen »Panjo« gegeben hatte, entwickelte sich prächtig. Er folgte seinem Herrn auf Schritt und Tritt, befolgte schon die wichtigsten Kommandos und war nach einigen Wochen mehr oder weniger stubenrein. Miguel liebte den kleinen Panjo mehr, als er es sich nach außen hin anmerken ließ – er wollte nicht für verweichlicht gehalten werden. Der Welpe hatte schon mehrere Paar Schuhe auf dem Gewissen und einige kostbare Teppiche angeknabbert, doch das würde sich legen, sobald er erst seine spitzen Milchzähne verlor, denen Miguel auch allerlei Kratzer und Schrammen an seinen Armen verdankte.
    All die kleinen Ärgernisse, die das Hündchen verursachte, wurden mehr als wettgemacht durch die Freude, die er schenkte. Wenn Panjo wie ein Kaninchen durchs Haus hopste oder wie ein Irrwisch hinter seinem Schwanz herjagte, lachte Miguel aus voller Brust. Auch wenn er mit seinen zu großen Pfoten alles anschubste und begeistert hinter jedem Gegenstand herrannte, der sich bewegte, sei es ein Ball oder im Wind flatterndes Laub, war er so drollig, dass Miguel ihm den ganzen Tag dabei hätte zusehen können. Und wenn er erst auf Miguels Schoß lag, seinem Herrn die Hände oder gar das Gesicht ablecken wollte und ihn aus seinen bernsteinfarbenen Augen anhimmelte, dann ging Miguel das Herz vollends auf.
    Wenn Miguel aus dem Haus musste, ließ er den Hund meist in der Obhut des
mali,
des Gärtners, denn der schien ihm von all seinen Dienern am tierliebsten zu sein. Die anderen brachten überhaupt kein Verständnis dafür auf, dass ein Köter undefinierbarer Rasse solche Privilegien genoss. Im Gegensatz zur Dienerschaft nämlich schlief Panjo auf einem weichen Kissen im Schlafzimmer seines Herrn, wurde mit den köstlichsten Leckereien verwöhnt und bekam ständig neue Knochen oder Spielzeug zugeworfen. Einmal hatte Miguel beobachtet, wie der Staubwedler nach dem Hund trat, weil der ihm im Weg war, woraufhin er den Burschen beinahe hinausgeworfen hätte. »Wenn du das noch einmal machst, kannst du dir woanders eine Arbeit suchen – und ich werde dafür sorgen, dass es kein respektabler Haushalt wie dieser ist.« Seitdem rissen sich alle zusammen und ließen den Hund in Ruhe. Doch ihr heimlicher Groll gegen Hund und Herrn wuchs.
    Als Miguel an diesem Tag Senhor Furtado einen Besuch abstatten wollte, nahm er Panjo mit in die Stadt. Er hatte für diesen Zweck eigens einen Korb anfertigen lassen, in dem er den Hund auf dem Pferd transportieren konnte und der vor ihm auf dem Sattel festgebunden war. Die beiden boten einen lustigen Anblick, und viele Leute, an denen sie vorbeiritten, zeigten mit dem Finger auf sie und lachten. Miguel tat es ihnen gleich, denn er fand seinen kleinen Panjo, der vorwitzig aus dem Korb vor ihm schaute und aufmerksam die Ohren spitzte, so als sei er für die Sicherheit während des Ritts zuständig, selber urkomisch.
    In der Hauptstadt angekommen, hob er seinen Hund aus dem Korb, befestigte eine Leine an seinem Halsband und ging mit ihm einmal die Straße auf und ab, bevor er das Kontorhaus betrat.
    Senhor Furtado ließ sich nicht anmerken, was er davon hielt, dass der Sohn des Firmeninhabers nun einen Hund im Schlepptau hatte. Er bat ihn hinein, bot ihm eine Erfrischung an und kam, als der Hund sich unter den Tisch verkrümelt hatte, gleich zur Sache.
    »Ich denke, meine schadensbegrenzenden Maßnahmen sind erfolgreich. Den neuen Oberinquisitor habe ich durch einen Kontaktmann diskret davon in Kenntnis gesetzt, dass Ihr mit dem falschen Reliquienhandel nichts zu schaffen habt. Den Juwelier Rujul, pardon: Senhor Rui, habe ich verwarnt – wenn er sich weiter an so unsauberen Geschäften beteiligt, kann er seine importierten Güter auf anderen als unseren Schiffen transportieren lassen, was ihn sehr viel teurer zu stehen kommen wird. Des Weiteren habe ich einige Personen, die allzu leichtgläubig sind und sich die Waren Eures Freundes womöglich hätten andrehen lassen, darüber informiert, dass Carlos Alberto Sant’Ana nichts weiter ist als ein gemeiner Verbrecher.«
    Miguel war sprachlos. Woher wusste Senhor Furtado so genau über alles Bescheid? Und wie konnte er

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