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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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ein und glitt mit mäßiger Geschwindigkeit in die Tiefe. Sobald er in das Wasser eingetaucht war, nahm er die Suchscheinwerfer zu Hilfe. Den Taucherkasten hatte er auch bald gefunden, nur von der Kapsel war weit und breit nichts zu sehen. Boris umkreiste den Kasten mehrmals und nahm, sobald er sich ein Bild gemacht hatte, Verbindung mit der THERMOCHEMAK auf.
    »Die Kapsel ist verschwunden«, berichtete er dem Gewässerwart, »wie es aussieht, wurde sie von einer ziemlich heftigen Energieeruption fortgestoßen. Die Vertäuung ist gerissen, und der Taucherkasten steckt einige Meter von seinem ursprünglichen Ankerplatz entfernt schief im Seeboden.«
    »In welcher Richtung?«
    »In nördlicher.«
    »Dann müßte die Kapsel nach Süden abgetrieben worden sein.«
    »Das besagt die Logik«, bestätigte Boris, »jedenfalls dann, wenn die beiden Körper sich bei der Eruption voneinander abgestoßen haben.«
    »Nur wissen wir noch immer nicht genau, mit welcher Kraft. Suche auf gut Glück in südlicher Richtung.«
    »Wenn ich kein Glück habe und die Kapsel nicht bald finde«, erklärte Boris, »muß ich aufgeben. Das Unikraft ist der hohen Temperatur auf Dauer nicht gewachsen. Gib sofort sämtliche bis jetzt ermittelten Daten an die Station SARA und sag meinen Leuten, sie sollen sich für alle Fälle was ausdenken.«
     
    Die Badegäste setzten ihr fröhliches Treiben hinter der Absperrung fort. Auch die Musiker spielten wieder zum Tanz auf. Das große runde Schlauchboot war als letztes Gefährt an Land gebracht worden. Die Insassen waren ausgestiegen und trugen es jetzt den Strand hinauf, nur ein junges Paar hatte das Boot nicht verlassen und drehte sich nach der Musik im Tanze. Die beiden Jeeps parkten an der Hundertmetergrenze, und der sehr dicke Mann wandte sich abermals an den Fahrer.
    »Wirklich schade um das warme Wasser. Könnte ich nicht noch mal kurz . . .«
    Der Fahrer nahm das Funkgerät vom Ohr. »Du wolltest doch wissen, was passiert ist.«
    »Und?«
    »Bei einem Experiment ist unerwartet Energie freigesetzt worden; daher die hohe Wassertemperatur.«
    »Aber das ist doch herrlich!«
    »Nur war das nicht im Sinne des Erfinders.«
    »Aber in meinem!«
    »Mach keine Witze«, entgegnete der Fahrer, »es steht einiges auf dem Spiele. Und die Kapsel ist auch noch nicht geborgen.«
    »Was für eine Kapsel?«
    »In der der Erfinder steckt.«
     
    Der Altlotse hatte, sobald von der THERMOCHEMAK alle verfügbaren Daten eingetroffen waren, einen komplexen Maßnahmeplan aufgestellt und ihn bereits der ORB zur Kenntnis gegeben. Saranahm mit Boris Verbindung auf und teilte ihm die wichtigsten Punkte mit.
    »Wir gehen davon aus, daß sämtliche Systeme der Kapsel außer Funktion sind: die Versorgung mit Eigenenergie, damit verbunden die Sauerstoffversorgung und die Auftriebsautomatik, überdies die Post- beziehungsweise Signalschleuse. Die Kapsel muß mithin als toter Körper angesehen werden. Die Richtung des Abtriebs konnte ziemlich genau errechnet werden, nicht aber die Geschwindigkeit. Daher sind gesicherte Angaben über die Entfernung der Kapsel von ihrem Ausgangspunkt nicht möglich.«
    »Was nützt uns die Geschwindigkeit«, wandte Boris ein, »wenn die Kapsel durch Bodenberührung gebremst oder sogar gestoppt wurde.«
    »Die Gewässerwarte hat uns ein Funkbild der Karte des Seebodens übermittelt. In Richtung des Abtriebs befindet sich eine Sandbank, genau vierhundert Meter vom Ankerplatz entfernt. Dort könnte die Kapsel gebremst oder sogar gestoppt worden sein. Wenn nicht, ist sie in das dahinter beginnende Gefälle geraten.«
    »Und wie tief ist das Gefälle?« erkundigte sich Boris.
    »Maximal zweihundert Meter. Sechshundertvierzig Meter nach der Sandbank kommt eine weitere Bodenerhebung.«
    »Und wenn die Kapsel auch das Hindernis überwunden hat?«
    »Das ist ausgeschlossen«, erklärte Sara, »bis dahin ist der Bewegungsimpuls der Kapsel mit Sicherheit erloschen.«
    Sara wies Boris noch an, sofort aufzusteigen, sobald erste Anzeichen für eine Überforderung des Unikraft erkennbar sind. Danach stellte sie eine Verbindung zur THERMOCHEMAK her, um Näheres über die Konstitution der drei Insassen der Kapsel zu erfahren.
    Die Assistentin des Instituts gab zuerst über den Leiter der Gruppe, Professor Lock, Auskunft. Der Mann zählte vierundsechzig Jahre und befand sich dem Alter entsprechend in guter körperlicher Verfassung.
    »Und die psychische Verfassung?« fragte Sara.
    »Was soll ich da sagen?«
    »Ob er

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