Der indiskrete Roboter
und fotografierte hin und wieder eines der kümmerlichen Pflänzchen. Sein botanisches Interesse für die Dünenflora war jedoch nur ein Vorwand. In Wirklichkeit trieb ihn die Eifersucht an diesen Ort. Er hatte gestern beobachtet, daß Sara und Boris um diese Stunde hier entlang zum nahe gelegenen Strand gegangen waren. Heute hatte er sich näher postiert, um herauszufinden, ob es damit etwas auf sich hatte. Fredy setzte sich nieder, lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Düne und machte es sich bequem. Es war die Stimme des Cheflotsen, die ihn nach kurzer Zeit aufschreckte.
»Wie kommst du darauf«, hörte er ihn fragen, »daß Fredy sich hier herumtreibt?«
»Gestern um diese Zeit«, antwortete der Roboter, »war er in dieser Gegend.«
»Das besagt doch nicht, daß er heute auch hier ist.«
»Es ist ein reiner Analogieschluß«, bemerkte Oskar sachlich.
»Aber er stimmt!« rief Boris, der eben jetzt den Junglotsen entdeckt hatte. Er befahl ihm, sofort zur Station zu kommen, wandte sich um, verhielt plötzlich und ging fürchterlich hinkend davon.
Fredy war ihm gefolgt und holte ihn jetzt ein.
»Hast du was am Bein?«
»Was habe ich? Ach so. Nichts Ernstes, eine alte Geschichte.«
»Davon wußte ich gar nichts.«
»Ich auch nicht«, antwortete Boris »bis heute jedenfalls nicht.«
»Und weshalb«, erkundigte sich Fredy jetzt, »soll ich zur Station kommen?«
»Du mußt zu den WLADIMIRs, und zwar auf der Stelle!«
»Wegen des ausgefallenen Funkers?«
»Woher weißt du?«
»Sowas spricht sich rum«, versetzte Fredy trotzig, »ist doch keine Geheimsache.«
»Und daß du für den Funker einspringen sollst, hat sich das auch rumgesprochen? Oder ist das eine Geheimsache?«
»Wie es scheint.«
Boris verlor jetzt die Geduld. »Ab mit dir in die Station! Den WLADIMIRs ist ein Laster mit Atommüll aus dem Netz gegangen, das ist kein Spaß!«
Fredy riß die Augen auf, machte einen Satz und stürmte davon.
»Na also«, brummte Boris zufrieden, stützte sich auf den Roboter und hinkte hinterher.
Auf dem Wege zur Station rannte Fredy dem Altlotsen in die Arme.
»Da bist du ja!« rief Gustav. »Wir haben dich schon überall gesucht!«
»Ich habe Freiwache«, sagte Fredy im Weiterlaufen, »da kann ich tun, was ich will.«
»Jedenfalls darfst du dich nicht totstellen.« Gustav hatte Mühe, mit Fredy Schritt zu halten. »Den Taschensprecher hast du immer auf Empfang zu halten, das weißt du.«
»Kann ich ahnen, daß den WLADIMIRs eine Müllkutsche aus dem Garn gegangen ist?«
»Aber hören kannst du es, wenn du dich nicht totstellst«, wies der Altlotse ihn zurecht. »Du fliegst mit dem Unikraft in genau einer Stunde. Die Lastrakete befindet sich noch im Anziehungsbereich der Erde. Wenn sie nicht rechtzeitig geortet und wieder auf Kurs gebracht wird, kann sonstwas passieren.«
»Bei uns muß auch einiges geortet und wieder auf Kurs gebracht werden, wenn nicht was passieren soll.«
Der Altlotse blieb verwundert stehen. »Was sollen die geheimnisvollen Andeutungen?«
Auch Fredy blieb jetzt stehen. »Nicht ich, andere tun geheimnisvoll.«
»Zum Beispiel?«
»Sara.«
»Ach wirklich?« meinte Gustav spöttisch.
»Nun sag bloß, du hast nicht bemerkt, daß sie in der letzten Zeit fast täglich in Richtung Strand verschwindet, und zwar immer dann, wenn Boris dort zu tun hat.«
»Hör mal«, der Altlotse legte Fredy den Arm um die Schulter und ging mit ihm weiter, »wenn man in einer speziellen psychischen Verfassung ist, gibt man allem eine besondere Bedeutung, selbst ganz harmlosen Vorgängen.«
Der Altlotse ging in die Station. Fredy wartete, bis Boris mit Oskar herangekommen war und forderte den Roboter auf, ihm zu folgen. Während die beiden zum Wohnhaus liefen, machte es sich Boris im Liegestuhl bequem.
Fredy hatte mit Oskars Hilfe seine Sachen gepackt und kontrollierte sie auf ihre Vollständigkeit.
»Ich glaube, das wär’s.« Er schloß den Koffer. »Und jetzt zu dir!«
»Ich höre«, sagte der Roboter.
»Da gibt es nichts zu hören, dreh dich um!«
Der Roboter kehrte Fredy den Rücken zu. Fredy nahm aus der Tischlade eine Kassette, programmierte sie, öffnete ein Türchen in Oskars Rücken, setzte die Kassette ein und schloß das Türchen wieder.
»Was hast du mir da eingesetzt?« fragte der Roboter.
»Das geht dich nichts an!«
»Demnach ist es etwas Peinliches.«
»Wieso?«
»Weil ihr Menschen, wenn euch etwas peinlich ist, stets sagt: Das geht dich nichts an.«
»Du bist
Weitere Kostenlose Bücher