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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Budinger
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Erkrankung.
    War es ein Zufall, dass er drei Tage nach Cotton hier eingecheckt hatte? Hatte Castelli ihn in der Krankenhauslobby erkannt? Nutzte der »Buchhalter« nun die passende Gelegenheit, um alte Rechnungen zu begleichen?
    Für die Bodyguards wäre es ein Leichtes gewesen, im Labor die Ameisenabdeckung zu verschieben. Aber so ein Vorgehen war eigentlich viel zu subtil für den Menschenschlag, mit dem Castelli sich umgab. Der Mistkerl würde ihn eher einem Hai zum Fraß vorwerfen und Cottons Überreste dann auf Fischvergiftung verklagen.
    Es wäre klüger, Castelli aus dem Weg zu gehen. Aber dann würde er nie erfahren, was es mit dem Buchmacher auf sich hatte.
    Nein, er musste auf den Busch klopfen.
*
    Nach dem Mittagessen wertete Cotton die Daten aus – auf einem Notizblock, da ihm ein Laptop fehlte. Einige der Namen im Dienstplan hörten sich bekannt an, andere nicht. Das überraschte wenig, da einige Belegärzte in der Belfort-Klinik Patienten aus ihrer Praxis betreuten.
    Das Blatt war bald voll mit Vermutungen und Fragezeichen, aber wenigstens hatte Cotton nun einige Anknüpfungspunkte.
    Der Garten war der einzige Ort, wo er das Handy benutzen konnte. Die Julisonne strahlte mit den Blumen um die Wette, aber Cotton fröstelte.
    Er überredete das Handy durch kräftiges Schütteln zur Mitarbeit. Dann recherchierte er nach Insektenspezialisten in der Nähe und wurde bei der Columbia-Universität fündig. Perfekt . Nach einigen Umwegen hatte Cotton eine Telefonnummer der dortigen Kapazität.
    »Hallo?«, meldete er sich. »Hier ist Simon Cabot von der New York Times .«
    »Ach ja? Wer hat Sie durchgestellt?«
    »Entschuldigung, spreche ich mit Dr. Harris, dem Käferdoc?« Diesen Namen hatte die Yellow Press ihm angehängt.
    Am anderen Ende der Leitung war ein tiefer Seufzer zu vernehmen. »Meine Zeit ist knapp. Sagen Sie, was Sie wollen, oder ich lege auf.«
    »Ich habe gehört, dass es in einer New Yorker Privatklinik einen Skandal gegeben hat. Ich recherchiere da gerade wegen eines Todesfalls.«
    Plötzlich schien Harris hellwach. »Und wie kann ich Ihnen helfen, Cabot?«
    »Es kam zu einer Verwechslung zweier Fliegenlarvenarten.« Cotton nannte die näheren Umstände, ohne Details wie Personennamen zu verraten. »Nun frage ich Sie, wie leicht es ist, zwei Madenarten voneinander zu unterscheiden. Sind die gleich groß, oder wie kann ich mir das vorstellen?«
    »Schraubenfliegenmaden bilden charakteristische dunkle Tracheen zum Atmen aus, die bei der Goldfliege fehlen. Das geschieht im dritten Larvenstadium. Ansonsten haben die Schraubenfliegenmaden ringförmige Stacheln am Körper, mit denen sie sich an ihrer Beute festkrallen. Goldfliegenmaden haben das nicht, weswegen sie mit Gaze und Pflasterstreifen fixiert werden müssen. Sie würden sonst bei jeder Bewegung runterfallen.«
    Sehr sympathisch. »Gilt die Neuwelt-Schraubenfliege in den USA nicht als ausgerottet?«
    »Theoretisch ja. In den Sechzigern wurden unfruchtbare Männchen freigelassen, die zu einem Aussterben der Population führten. Aber verseuchte Viehtransporte aus dem Ausland sorgen immer mal wieder für vereinzeltes Auftreten.«
    »Kämen solche Maden auch in einer Klinik als Überträger von Krankheiten infrage?«
    Ein kurzes Zögern. »Wenn es dort einmal einen solchen Hygienemangel gegeben hat, kann alles Mögliche passieren.«
    »Auch in Ihrer Madenzucht?«
    Als Harris nicht antwortete, hakte Cotton nach. »Sie haben doch eine Madenzucht an der Columbia, die Kliniken im Umland beliefert, oder?«
    »Das ist Angelegenheit des Dekanats. Das Gespräch ist beendet«, sagte Harris und legte auf.
    Der Mann wollte seine Einrichtung schützen.
    Verständlich.
    Vermutlich war jemand, der nichts mehr zu verlieren hatte, auskunftsbereiter.
    Cotton wählte die Nummer von Samantha Hayes, der entlassenen Mitarbeiterin der Madenzucht.
    Eine müde Frauenstimme meldete sich. »Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    »Ich bin Simon Cabot von der New York Times «, sagte Cotton. »Ich hätte da eine medizinische Frage, Mrs Hayes. Meine Schwiegermutter hat Diabetes.«
    Ein Seufzer. »Gehen Sie mit ihr zum Arzt!«
    »Bitte nicht auflegen. Sie liegt in der Belfort-Privatklinik.«
    »Was wollen Sie dann von mir?« Nun klang sie wachsam.
    »Ich mache mir Sorgen. Im Krankenhaus hat es einen Hygienemangel gegeben, deshalb würde mich interessieren …«
    »Sind Sie von der Presse? Ich beantworte keine Fragen über mein Arbeitsverhältnis.«
    »Meinen Sie das beendete

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