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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Budinger
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Gewebe und fressen sich auch durch Gaze. Der arme Shultz!«
    Cotton versuchte, sich die Qualen des Mannes vorzustellen. Das war Stoff für Albträume.
    »Aber die Klinik hat mit dieser Geschichte nichts zu tun«, beteuerte Mrs Kelly. »Der Bio-Bag kam aus der Madenzucht der Columbia University. Und dafür verantwortlich war wohl eine Laborassistentin namens Samantha Hayes. Die ist inzwischen gefeuert.«
    Cotton pfiff leise durch die Zähne. »Nun haben Sie ja doch herumgeschnüffelt. Warum der Sinneswandel?«, fragte er.
    »Mein verstorbener Exmann saß lange im Vorstand der Belfort-Klinik. Dadurch genieße ich hier gewisse Privilegien. Aber ich fühle mich der Klinik auch so verpflichtet. Es war reines Pech, dass die falschen Maden im Beutel geliefert wurden. Dr. Carter hätte sie unter den Umständen gewiss nicht eingesetzt.«
    »Hat Dr. Pearce Sie geschickt?« Sollte die Alte hier gut Wetter machen, damit Cotton die Klinik nicht verklagte?
    »Natürlich nicht. Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden. Morgen werde ich entlassen.«
    Flüchtete Mrs Kelly wegen der grässlichen Vorfälle aus der Klinik? Cotton hätte es ihr nicht verdenken können.
    »Sie schauen so skeptisch«, sagte Mrs Kelly. »Aber ich bin wieder gesund.«
    »Das freut mich«, erwiderte Cotton unverbindlich. »Aber wissen Sie, ich möchte die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen.« Er gab eine Kurzzusammenfassung der Geschichte von der verschobenen Abdeckung, die Pearce ihm erzählt hatte. »Und dieses Mal hatte die Universität nichts damit zu tun.«
    Mrs Kelly nickte. »Ich habe schon gemerkt, dass Sie den Dingen gerne auf den Grund gehen. Aber geben Sie der Klinik bitte eine zweite Chance. Wenn Sie Fragen an das Personal haben, erwähnen Sie einfach, dass Sie mit mir befreundet sind.« Sie kicherte. »Obwohl das bei Schwester Vera nicht nötig ist.«
    »Vera?«
    »Schwester Hernandez, Ihre mutige Retterin im Kampf gegen die Jack Jumpers. Ich glaube, sie hat ein mehr als schwesterliches Auge auf Sie geworfen.«
    Cotton hüstelte verlegen.
    Mrs Kelly erhob sich. »Leben Sie wohl!«

7
    Freitag, 18. Juli, Belfort-Privatklinik
    Am nächsten Morgen fühlte Cotton sich fit genug, um sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Er bedankte sich bei Schwester Hernandez mit einem großen Blumenstrauß, den sie verlegen entgegennahm.
    »Dank Ihnen«, sagte Cotton, »bin ich der schwarzen Ameise mit der Sense noch einmal von der Schippe gesprungen.«
    »Das war doch nur meine Pflicht. Vor allem, weil …«
    Sie fuhr sich durchs Haar.
    Cotton nickte aufmunternd, und die Schwester beendete ihren Satz mit einem missglückten Lächeln. »Die Ameisen gingen ja auf unser Konto.«
    »Wer hat eigentlich alles Zugang zu dem Bio-Labor?«
    »Hauptsächlich die Doktoren und die Helfer, die sich um die Tiere kümmern. Und wir vom Pflegepersonal natürlich.«
    Auch die Schwester war gestern im Bio-Labor verschwunden. Aber warum hätte sie die Abdeckung verschieben sollen? Andererseits war Hernandez gerade rechtzeitig zurückgekommen, um das Schlimmste zu verhindern. Hatte sie ihre Nachlässigkeit bemerkt?
    »Das Labor ist also nicht abgeschlossen?«, fragte Cotton. »Obwohl dort gefährliche und teure Tiere gehalten werden?«
    Die Schwester antwortete frei von der Leber weg – sie schien nicht zu ahnen, dass sie auf Cottons Verdächtigenliste stand. »Die Türen werden am Abend abgesperrt. Aber während des normalen Therapiebetriebs kann theoretisch jeder hinein.«
    Also Besucher, Reinigungspersonal, sogar Patienten durch die jeweiligen Therapieräume. Wenn er gewollt hätte, hätte Cotton das Labor betreten können.
    »Ist das nicht riskant? Es könnten sich Gäste hinein verirren.«
    Schwester Hernandez stellte die Blumen in eine Vase. »Wir sind eine kleine Klinik, hier kennt jeder jeden. Es würde auffallen, wenn sich jemand bei den Laboren herumdrückt, der dort nichts zu suchen hat.«
    Statt Cotton zu beruhigen, bewirkten die Worte der Schwester das Gegenteil.
    »War gestern ungewöhnlich viel los?« Er lächelte entschuldigend. »Ich möchte nur herausfinden, wie das mit der Abdeckung passieren konnte.«
    »Das verstehe ich gut. Es muss schrecklich sorglos auf Sie wirken. Aber so etwas ist hier bisher noch nie vorgekommen, glauben Sie mir. Gestern war ein ganz normaler Tag. Es gab einige Aufregung wegen des Todesfalles, aber das haben Sie sicher mitbekommen.«
    »Ja, die Sache mit den Maden. Auch sehr eigenartig. Wieso hat eine Einrichtung, die so

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