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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Budinger
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Kreislaufprobleme bekommen, wenn Schwester Hernandez Sie nicht rechtzeitig geweckt hätte.«
    »Was sind denn das für Killerameisen?«
    »Myrmecia pilosula« , sagte der Arzt. »Wir halten einige Arten, um mit dem Gift zu experimentieren.«
    Cotton seufzte. »Beim nächsten Mal nehme ich nicht die Skorpione«, sagte er.
    »Im Namen der Klinikleitung möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen. So etwas hat es hier noch nie gegeben, und es wird auch nicht wieder vorkommen. Unser Wachmann wird das Labor in seine Runde aufnehmen und regelmäßig prüfen, ob alles seine Richtigkeit hat. Allerdings haben Sie wirklich einen bemerkenswerten Schlaf. Normalerweise wachen Menschen nach einem oder zwei Stichen dieser Ameisenart auf.«
    Cotton wurde hellhörig. Er schlief seit Jahren nicht mehr tief. Nicht mehr, seit seine Familie in den Trümmern des World Trade Centers ums Leben gekommen war und er selbst in einem Albtraum aus Rauch, Staub und Trümmern verschüttet wurde.
    »Ich möchte, dass Sie sofort eine Blutprobe von mir analysieren.« Das wattige Gefühl vor und während des Vorfalls kam ihm mehr als verdächtig vor.
    Der Arzt schaute ihn aus großen Augen an; er wirkte wie eine zerzauste Eule. »Ich verstehe, aber …«
    »Ich habe nicht geschlafen«, unterbrach Cotton ihn überzeugt. »Jemand muss mich betäubt haben.«
    Der Arzt wackelte mit dem Kopf. »Nun regen Sie sich nicht auf, Mr Mitchell. Es gab schlimmstenfalls eine Wechselwirkung der Medikamente. Aber wie ich dem Krankenblatt entnehme, haben Sie nur harmlose Präparate bekommen.«
    »Sie machen den Test, oder ich verklage die Klinik auf Schmerzensgeld.«
    Der freundliche Ausdruck des Arztes verschwand wie weggewischt. »Wir haben bereits eine Blutprobe, Mr Mitchell. Die werde ich sogar zu einem Experten außerhalb der Klinik schicken, wenn Sie darauf bestehen.«
    Cotton ließ sich zurücksinken. Die Haut spannte über den Blasen und machte jede Bewegung zur Qual.
    »Aber, Mr Mitchell, falls Sie Medikamente oder andere … nun ja, Substanzen einnehmen, die Sie bisher nicht angegeben haben, sollten Sie das spätestens jetzt nachholen.«
    »Ich schlucke gelegentlich Aspirin«, erwiderte Cotton. »Aber davon reden wir nicht, oder?«
    Cotton wusste, dass der Arzt auf Drogenkonsum anspielte. Hätte ihm nicht alles wehgetan, er hätte laut gelacht.
    »Das müssen Sie selbst am besten wissen«, meinte Pearce. »Aber falls Sie unter Betäubungsmitteln oder Ähnlichem gestanden haben, wäre das eine Erklärung, wieso Sie nicht von alleine aufgewacht sind.«
*
    Die Untersuchungsergebnisse wurden erst für den nächsten Tag erwartet. Gegen Abend bekam Cotton überraschenden Besuch. Mrs Kelly stand in der Tür des Krankenzimmers, in das man Cotton vor ein paar Stunden gebracht hatte. In der Hand trug sie eine Flasche Multivitaminsaft, die sie am schmalen Ende hielt, als wollte sie ihm die Flasche gleich wie eine Keule überbraten.
    Cotton krampfte die verbundene Hand um das Bettgestell. Wollte die alte Australierin sich an seinem Elend weiden?
    »Guten Abend, Mr Mitchell«, sagte sie, »und gute Besserung.«
    Cotton nickte in Richtung des Stuhls. »Setzen Sie sich doch. Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht aufstehe.«
    »Geschenkt.« Die alte Dame nahm Platz und drehte immer noch die Flasche in den Händen. »Sie haben mein vollstes Mitgefühl«, sagte sie. »Ich bin zu Hause mal von einem halben Dutzend Jack Jumpers erwischt worden, die an meinen Käsekuchen wollten.«
    »Jack Jumpers?«
    »So heißen diese Ameisen in meiner Heimat. Es sind australische Krabbeltiere, groß und bösartig wie alles Viehzeug bei uns. Ausgenommen Koalas. Man könnte das ausgleichende Gerechtigkeit nennen, nachdem ich mir in den USA eine Infektion geholt habe, die sich gewaschen hatte.«
    » Diese Ameisen stammen aus der Belfort-Privatklinik«, erinnerte Cotton sie.
    »Ja, trotzdem. Ich entschuldige mich für meine etwas schroffe Bemerkung gestern.« Sie stellte die Flasche ab.
    »Dazu besteht kein Anlass«, wollte Cotton abwiegeln.
    Ein listiges Lächeln furchte Mrs Kellys Gesicht in tausend Falten. »Und ich habe noch ein Geschenk für Sie. Ich habe mich ein wenig umgehört. Es interessiert Sie bestimmt, dass die Maden in Shultz’ Bio-Bag keine Goldfliegenlarven waren, die nur totes Fleisch verdauen. Sie gehörten zu einer anderen Art, der Neuwelt-Schraubenwurmfliege.«
    Sie verzog bei dem Wortungetüm die Lippen. »Wie der Name schon sagt, schrauben sich diese Tiere tief in das gesunde

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