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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Budinger
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Arbeitsverhältnis mit der Columbia University?«
    »Hören Sie, Mister, ich habe mir nichts vorzuwerfen. Aber so laufen die Dinge nun mal.« Sie klang, als wollte sie sich rechtfertigen.
    »Ich habe nur eine Frage zur Therapie. Wie können E.-coli-verseuchte Maden und keimfreie Maden zweier Fliegenarten in einen Bio-Bag gelangen?«
    »Der verdammte Bio-Bag!«, sagte Hayes mit tränenerstickter Stimme. Dann wurde sie energisch. »Es gab nie Klagen wegen der Maden. Und ich überprüfe immer alles doppelt und dreifach, ehe ich die Tiere in den Spezialbehälter für den Transport tue. An diesem Morgen habe ich für die Belfort-Klinik Goldfliegen im Reagenzglas und einen Bio-Bag fertig gemacht. Es ist unmöglich …«
    Cotton horchte auf. »Moment mal. Sagten Sie Bio-Bag?«
    »Ja. Wir machen nur, was das Krankenhaus anfordert, weil überzählige Exemplare getötet werden.«
    »Und liefern Sie die Bestellungen selbst aus?«
    »Nein, das macht Jeff Zaninski. Er bringt die Bestellungen weg und kümmert sich auch um die Tiere im Labor.«
    Der Name kam Cotton bekannt vor. Er hatte ihn auf dem Dienstplan gelesen. »In der Belfort-Privatklinik?«
    »Ja. Jeff hat da ein eigenes Projekt mit Pfeilgiftfröschen. Die Uni muss sparen, und in der Privatwirtschaft fließt mehr Geld für solche Forschungen.« Sie klang verbittert. »War das jetzt alles, Mister? Meine Tochter wartet auf ihr Mittagessen. Wenigstens eine, die sich freuen kann, dass Mami öfter zu Hause ist.«
    Hayes legte auf.
    Cotton rieb sich nachdenklich das Kinn. Wenn Hayes am Dienstag nur einen Bio-Bag fertig gemacht hatte, wieso hatte es dann zwei Beutel Maden zur Behandlung gegeben? Natürlich hatte Samantha Hayes als Verantwortliche allen Grund, sich herauszulügen. Doch ihre Empörung klang echt. Die erste handfeste Ungereimtheit in diesem Fall, die sich nicht so einfach wegerklären ließ.
    Das Hochgefühl, auf eine heiße Spur gestoßen zu sein, durchströmte Cotton und vertrieb das Frösteln für einen Moment. Er suchte Zaninskis Namen auf dem Dienstplan.
    Der Doktorand war für den Dienstag tatsächlich eingetragen, nicht aber für den Donnerstag, dem Tag von Cottons Ameisenunfall. Auch übers Wochenende hatte er in der Belfort-Klinik nichts zu tun.
    Cotton suchte Zaninskis Nummer heraus, aber der Mann ging nicht ans Telefon.
*
    »Ihr Test ist aus dem Labor der Columbia University zurück, Mr Mitchell«, erklärte Dr. Carter kurze Zeit später. »Gute Nachrichten. Es gab keine ungewöhnlichen Substanzen in Ihrem Blut, nur eine erhöhte Anzahl Leukozyten. Der Anstieg der weißen Blutkörperchen rührt von der Entzündung her.« Er fasste Cotton näher ins Auge. »Sie sehen ein bisschen fiebrig aus.«
    Das waren eher schlechte Nachrichten. Doch konnte Cotton der Klinik trauen? Vielleicht war es auch nur eine simple Sommergrippe. Er hätte nie gedacht, die widerborstige Mrs Kelly zu vermissen, aber jetzt wünschte er sich jemanden wie sie, einen Widerpart bei seinen Verdächtigungen und Vermutungen. Jemanden wie Philippa Decker.
    »Mr Mitchell? Hallo!« Der Arzt bewegte seine Hand vor Cottons Gesicht hin und her.
    Cotton blinzelte. »Ja?«
    »Ich sagte, wir messen gleich mal das Fieber. Es ist aber ein gutes Zeichen, wenn das körpereigene Immunsystem damit beginnt, die Entzündung zu bekämpfen. Und falls der Wert zu hoch steigt, können wir Blutegel ansetzen. Wir haben da gerade ein Pilotprojekt …«
    »Danke, nein.« Cotton winkte ab. »Keine Blutsauger. Mir genügt das Spinnenzeug, das sie hier als ›Verband‹ bezeichnen.«

8
    Samstag, 19. Juli, Belfort-Privatklinik
    Zaninski ging den ganzen Tag nicht ans Telefon. Hatte der Trottel sein Handy verloren? Cotton versuchte, eine andere Nummer des Doktoranten zu bekommen, als sein Mobiltelefon streikte.
    »Scheiße!«, fluchte er und hätte das Smartphone in einem Wutanfall beinahe auf die Platten des Gehwegs gefeuert. Die Möglichkeiten des G-Teams fehlten Cotton hier mehr als eine Hand oder ein Fuß. Und wegen eines unbescholtenen Mannes wie Zaninski konnte er nicht einfach alte Kontakte anzapfen und mit Joe Brandenburg über frühere Fälle plaudern. Jedenfalls nicht ohne Handy.
    Na gut.Er würde Zaninski am Montag ausquetschen, wenn der Mann zu seinen Projekten kam. Cotton verhörte Verdächtige am liebsten Auge in Auge.
    Gedankenverloren wandte er sich wieder der Klinik zu, als er eine schattenhafte Bewegung wahrnahm. Blitzschnell fuhr er herum, als der Jogger – einer von Castellis Gorillas – auch

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