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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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dann die Blutprobe so erschreckend positiv?«
    Die Fotografin zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht. Aber haben Sie eine Idee, wie er sich binnen fünfzehn Minuten in einen derartigen Zustand hätte bringen können? Ich nicht! Da muß man puren Alkohol in sich reinschütten, wenn man das erreichen will.«
    Green kratzte sich am Kopf. »Hm«, machte er nur.
    Katie Pafka faßte ihn am Ärmel. »Und das ist noch nicht alles.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Nämlich?«
    »Am Tag nach Charles' Unfall war ich hier und habe Fotos entwickelt. Die anderen waren schon alle nach Hause gegangen. Dann hörte ich die Feuertür zum Treppenhaus. Jemand war auf dem Flur. Kurze Zeit später klappte die Tür noch einmal. Dann war Stille.«
    »Und weiter?«
    »Ich habe mich eine ganze Weile nicht auf den Gang getraut. Dann bin ich ziellos an den Labors und Denkzimmern vorbeigelaufen, bis ich mich an Charles' Schreibtisch wiederfand. Und dann sah ich es: Die Protokolle fehlten!«
    »Welche Protokolle?« fragte der Engländer verblüfft.
    »Ordner, in denen Charles seine Versuche und Gedanken protokollierte. Es standen vorher etwa zehn davon auf dem Regal. Seit diesem Abend sind es nur noch zwei. Die anderen sind weg.«
    »Sind Sie ganz sicher, Ms. Pafka?« fragte Green skeptisch. »Ich meine, vielleicht hat sie jemand der Mitarbeiter oder gar der Chef geholt, um einen Überblick über Charles' Versuche zu bekommen.«
    Die Fotografin schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, es ist so, wie ich es sage. Bisher hat sich noch niemand um seine Experimente gekümmert. Wer auch? Die haben alle genug mit ihren Versuchsreihen zu tun. Und der Chef war an diesen Tagen in Texas bei einem Symposium.«
    Green zog die Fotografin vom Stuhl hoch. »So, jetzt zeigen Sie mir mal seinen Schreibtisch. Und die übriggebliebenen Ordner, okay?«
    Sie öffnete die Tür und winkte ihn hinter sich her. Einige Türen weiter rechts blieb sie stehen. »Hier ist es, der erste Schreibtisch rechts. Und sehen Sie, da oben auf den Regalen? Nur noch zwei Ordner, sonst nur Kataloge und Preislisten von Biochemica-Firmen.«
    In der Tat, zwei Ordner. Green überlegte. Wie nun, wenn sich das Mädel einfach nur wichtig tun wollte? Allerdings machte sie nicht den Eindruck. Idwood zog einige Schubladen des Schreibtisches auf. Lauter Kleinkram, Stifte, Hefter, Radiergummi, Lineale, ein Stapel entwickelte Röntgenfilme.
    Auf dem Schreibtisch lag auch nicht viel herum, und schon gar nichts, was ihn jetzt interessiert hätte. An der Wand hinter der Arbeitsplatte hing ein Kalender, den irgendeine der Firmen als Werbegeschenk geschickt hatte. Offensichtlich hatte Kossoff ihn aber mehr zum Bemalen genutzt, denn direkt davor stand ein Telefonapparat. Green kannte diese Marotte; er kritzelte beim Telefonieren auch dauernd auf irgendwelchem Papier herum, notierte Telefonnummern und schrieb dringende Notizen in unleserlicher Schrift mitten in das bereits Gemalte. Der Tote schien ein ebenso engagierter Kritzler gewesen zu sein.
    Er wandte sich wieder Katie Pafka zu. »Schön und gut, Lady, aber was bedeutet das alles? Wer könnte denn mit Charles' Protokollen irgend etwas anfangen?«
    Ihre Antwort aber hörte Green gar nicht mehr, denn in der oberen linken Ecke des Wandkalenders hatte er eine Telefonnummer entdeckt, die in ihm eine Erinnerung wachrief.
    00.353 61 4844. Davor standen zwei Buchstaben. IL.
    Der Engländer starrte gebannt auf die Ziffern. 00.353 war die Vorwahl von Irland.
    Hatte Sam O'Brien nicht gesagt, daß Kossoff zwischen Imperial College und Yale bei einem kommerziellen Labor gearbeitet hatte, und zwar wahrscheinlich in Irland? Vielleicht war das die Telefonnummer dieses Ladens.
    Aber das konnte man ja herausfinden.
    »Haben Sie eine Kamera mit Dokumentenfilm griffbereit?«
    Die Fotografin blickte ihn verständnislos an. »Ja, sicher. Aber …«
    »Holen Sie sie bitte«, unterbrach Green. »Ich brauche ein Foto dieses Kalenders.«
    »Ja, aber wieso …?«
    »Nun machen Sie schon, ich erklär's Ihnen gleich!«
    Zwei Minuten später war sie mit der Kamera wieder da. »Den ganzen Kalender?« fragte sie.
    Green nickte. »Und zwar so scharf wie möglich!«
    »Das versteht sich von selbst«, meinte die Fotografin, während sie mehrmals den Auslöser betätigte.
    »Schön, schön«, lobte Idwood. »Und jetzt geben Sie mir den Film. Ich entwickle ihn in England.«
    »Würden Sie mir erklären, was Sie damit bezwecken?«
    Er nickte. »Da sind

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