Der Infekt
Texte in die Schreibmaschinen zu hämmern.
»Guten Tag, meine Damen!« grüßte Green. »Ich hätte gerne Professor Seitz gesprochen.«
Die Köpfe der beiden hoben sich wie auf Kommando. »In welcher Angelegenheit denn, wenn ich fragen darf?« antwortete die eine.
»Das kann ich ihm leider nur selbst sagen, Madam. Es ist nicht direkt dienstlich. Ist er da?«
Die Sekretärin erhob sich. »Warten Sie bitte einen Moment! Ich werde nachsehen, ob der Professor Zeit hat. Wie heißen Sie denn überhaupt?«
»Green, Madam. Idwood Green.«
Nachdem die Sekretärin Seitz über die Sprechanlage informiert hatte und dieser ›bitten ließ‹, öffnete sie Green die Tür. »Bitte, Mr. Green, Professor Seitz erwartet Sie.«
»Danke.« Idwood sah sich einem untersetzten, nahezu kahlköpfigen Mann von etwa fünfzig Jahren gegenüber, der ihn interessiert musterte.
»Bitte nehmen Sie doch Platz! Was kann ich für Sie tun? Meine Sekretärin drückte sich etwas unklar aus.«
Green setzte sich. »Das war nicht ihre Schuld, Professor. Eher war meine Vorinformation etwas ungenau. Ich bin der Schwager von Charles Kossoffs Schwester. Wir haben die Leichenüberführung abgewickelt. Bevor ich jedoch nach England zurückfliege, wollte ich mich erkundigen, ob Charles noch persönliche Sachen hier hatte, die wir möglicherweise mitnehmen sollten.«
Seitz starrte Green einen Moment lang an und schüttelte dann langsam den Kopf. »Charles. Mein Gott, wie tragisch. Wir alle hier können es noch gar nicht fassen. Er war ein so netter und beliebter Kollege. Und ein hervorragender Wissenschaftler. Ein unersetzlicher Verlust! Gestatten Sie, daß ich Ihnen mein tiefempfundenes Beileid ausspreche?«
»Danke, Professor. Es ist gut zu hören, daß Sie eine so hohe Meinung von ihm haben. Es war wirklich ein Schock, als wir von seinem Tod erfuhren.«
»Das kann ich Ihnen nachfühlen. Schrecklich! Und das durch einen so unnötigen Unfall!«
Green runzelte die Stirn. »Unnötig? Wie meinen Sie das?«
Seitz zuckte die Achseln. »Nun, ich wollte damit sagen, daß Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluß immer unnötig sind. Er hätte doch auch erst zu Hause etwas trinken können!«
Green wiegte nachdenklich den Kopf. »Was mich wundert, Professor, ist die Tatsache, daß Charles Antialkoholiker war. Ihn muß etwas ziemlich Unerfreuliches bedrückt haben, wenn er deswegen zur Flasche gegriffen hat.«
»Er war Antialkoholiker? Hm, das wußte ich nicht. Das ist allerdings eigenartig.« Seitz wirkte angespannt. »Was sagt denn die Polizei dazu?« fragte er.
»Ich hatte den Eindruck, daß sich die Polizei nicht besonders eingehend mit dem Unfall beschäftigt hat«, erwiderte Green.
Der Professor nickte. »Ja, ja, die haben wahrscheinlich genug andere Sachen zu tun, hier in New Haven. Ich glaube auch nicht, daß sie sich um Verkehrsunfälle besonders kümmern.«
Merkwürdig, dachte Green, irgendwie scheint ihn das überhaupt nicht zu stören, eher im Gegenteil. Aber es war vermutlich seine Art Berufskrankheit, daß er bei jedem Gesprächspartner irgendeine Art von Unredlichkeit vermutete.
»Also, Mr. Green, wenn ich Sie richtig verstanden habe, möchten Sie einen Blick in Dr. Kossoffs Schreibtisch werfen, um eventuell vorhandene persönliche Habseligkeiten mitzunehmen?« meinte Seitz.
»Ja, wenn Sie erlauben.«
»Aber das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Allerdings möchte ich Sie bitten, die vorhandenen Laborunterlagen wie Protokollhefte und Ähnliches nicht mitzunehmen. Das ist für uns nämlich der einzige Zugang zu seinen Experimenten, wenn wir sie fortführen wollen.«
»Natürlich, Professor. Die fachlichen Notizen kann wahrscheinlich ohnehin kein Normalsterblicher verstehen.«
Seitz lachte halblaut. »Ja, da mögen Sie recht haben.« Er wollte noch etwas hinzufügen, als ihn das Klingeln des Telefons unterbrach.
»Einen Moment bitte«, meinte er entschuldigend und hob den Hörer ab. »Ja?« Er lauschte auf die Antwort. »Ja, natürlich, stellen Sie durch.«
Er deckte die Sprechmuschel mit der Hand ab und blickte auf. »Ich bitte um Entschuldigung, aber es ist ein dringendes Gespräch von auswärts. Sie können sich aber sicher selbst helfen. Dr. Kossoffs Schreibplatz war in Raum 1023. Es ist auf dem Gang rechts. Bitte fragen Sie doch bei einem der Mitarbeiter dort noch einmal nach!«
Green erhob sich. »Sicher, Professor, kein Problem. Vielen Dank, daß Sie mich empfangen haben.«
»Ich bitte Sie, keine Ursache.«
Green wunderte
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