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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Bücherregal, das er eben umgerissen hatte, das einzige Möbelstück an seinem ordnungsgemäßen Platz gewesen. Die Wohnung sah aus wie ein Brathähnchen nach der Mahlzeit. Alles auseinandergerissen und durcheinander, die Sessel aufgeschlitzt, die Bücher durchwühlt. Green kannte zwar viele Polizeimethoden, aber dies hier traute er selbst der State Police von Connecticut nicht zu.
    Hier hat aber jemand was ziemlich Wichtiges gesucht, dachte Idwood. Und er hätte nur zu gern gewußt, was. Langsam begann er zu glauben, daß Kossoff sich mit irgendeiner Unterweltabteilung angelegt hatte. Kokain? Heroin?
    Auf jeden Fall war er kein Fixer gewesen. Das hätte die Polizei bei der Untersuchung der Leiche auf jeden Fall festgestellt.
    Aber vielleicht Erpressung oder ähnlich Liebliches?
    Green rief sich zur Ordnung. Spekulationen waren jetzt so überflüssig wie ein Kropf.
    Er drehte sich um und ging zur Tür. Hier war ohnehin nichts mehr zu holen. Er verließ das Apartmenthaus auf demselben Weg, den er gekommen war. Er sprang vom offenen Flurfenster in den Hof, lief zur Hecke des Nachbargrundstücks und die wenigen Meter zur Cramer Street. Dann schlenderte er in Richtung Prospect Street davon und steckte sich eine Erholungszigarette an.
    An der nächsten Straßenecke sah er sein nächstes Ziel bereits gen Himmel ragen, obwohl man den Kline Tower nicht unbedingt sehen mußte, um zu wissen, daß man ihm nahe war. Das Forschungsgebäude gab ein eigentümliches sausendes Geräusch von sich, das von den Lüftungsgeneratoren erzeugt wurde, die die oberen zwei Stockwerke einnahmen.
    Wenige Minuten später betrat Green das imposante Foyer und suchte auf der großen Informationstafel neben der Pförtnerloge Kossoffs Namen. Es dauerte einige Zeit, bis er ihn gefunden hatte; eine Menge Leute arbeiteten hier.
    Vielleicht gab es ja noch einige persönliche Sachen Kossoffs in seinem Büro. Green wußte aus eigener Erfahrung, daß man allerlei Kram im Büro aufbewahrte. Warum sollte das bei einem Wissenschaftler anders sein? Dazu mußte er zuerst einmal mit Professor Walter Seitz reden, der die Abteilung leitete.
    Der Flur im 10. Stock stand voller Geräte: Kühltruhen, Stickstoffbehälter, Zentrifugen, Kisten mit Plastikflaschen und Pipettenspitzen, vollgepackte Hängeschränke. Und in den Labors und Büros schien die Situation nicht anders zu sein. Ein Höllenbetrieb überall, und keiner der Leute nahm auch nur den Hauch einer Notiz von ihm. Alle paar Meter zweigten kurze Querflure ab, die zu weiteren Labors führten. Und irgendwo mußte auch das Büro von Professor Seitz sein.
    Eine Tür öffnete sich. Green verstellte der jungen Frau, die herauskam und an ihm vorbeigehen wollte, kurzerhand den Weg.
    »Guten Tag. Mein Name ist Green. Ich suche das Büro von Professor Seitz. Können Sie mir helfen?«
    Die zierliche Person mit den kurzen braunen Haaren und der Stupsnase musterte ihn mit erstaunlich traurigen Augen. Dann deutete sie den Gang entlang. »Dort hinten, die sechste oder siebte Tür links. Es steht dran.«
    »Schönen Dank«, erwiderte der Engländer. »Da Sie sich ja hier offenbar auskennen, könnten Sie mir vielleicht noch eine Auskunft geben. Wo ist Charles Kossoffs Schreibtisch?«
    Die junge Frau blickte ihn fassungslos an. »Charles Kossoff? Warum wollen Sie das wissen?«
    Sehr merkwürdig, dachte Green, das Mädel ist ja völlig aufgelöst. »Ich bin der Schwager von Charles' Schwester Angela. Wir haben die Überführung seiner Leiche nach England organisiert. Und ich dachte, es gäbe möglicherweise noch ein paar Sachen von Charles, die wir mitnehmen sollten.«
    Sein zierliches Gegenüber mußte sichtbare Mühe aufwenden, um sich zusammenzunehmen. So dauerte es eine kurze Weile, bis sie antwortete. »Dort … dort hinten.« Sie deutete an Green vorbei. »Im Raum Nummer 1023 steht sein Tisch.« Bevor er ihr danken konnte, hatte sie sich bereits umgedreht und schlug die Tür wieder hinter sich zu.
    Hm, dachte Green, die Dame ist ja ganz schön fertig. Er hätte jede Wette angenommen, daß sie Kossoff näherstand als sonst jemand hier. Vielleicht sollte man sich noch einmal eingehender mit ihr unterhalten, wenn sie sich wieder gefangen hatte. Er warf einen Blick auf das kleine Schild neben der Tür.
    Photographic equipment , darkroom . K. Pafka.
    Aber eins nach dem anderen! Erst wollte er ein paar Worte mit dem Chef der Abteilung wechseln.
    In Seitz' Sekretariat waren gleich zwei Damen damit beschäftigt, irgendwelche

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