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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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inzwischen sein Gesicht notdürftig vom Blut gereinigt und kehrte aufatmend ins Labor zurück. Bis jetzt hatte alles geklappt. Die Idioten waren auf seinen Trick hereingefallen. Bis Cruikshank herausgefunden hatte, daß die Phiole nur eine harmlose Salzlösung enthielt und nicht einen einzigen Virus, würde er schon über alle Berge sein. Aber erst mußte die gesamte höllische Virenbrühe vernichtet werden.
    Wieder bereitete er sich auf die Arbeit an der Sterilbank vor. Diesmal jedoch holte er die richtige Viruspräparation aus dem Kühlschrank. Die zehn Plastikphiolen mit konzentriertem Viruslysat standen in einer hermetisch abgeschlossenen, durch Schnappverschlüsse verriegelten Plexiglaskiste. Er würde diese Kiste jetzt in eine geeignete Metallschüssel stellen und den ganzen widerwärtigen Kram einfach autoklavieren. Nach vierzig Minuten bei 121 Grad Celsius im Überdruck-Wasserdampf blieb keines der Viruspartikel intakt. Dann hatte dieser verdammte Spuk endlich ein Ende. Ohnehin war er auf dem Weg zur Lösung des Problems in eine Sackgasse geraten. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!
    Er holte eine passende Metallschüssel aus dem Wandschrank im Hauptlabor und kehrte zurück an die Sterilbank. Mit einer entschlossenen Bewegung setzte er den Plexiglaskasten mit den unheilbringenden Viruspartikeln in die Autoklavierwanne. Nun hinein in den Autoklaven und während dieser Zeit alle wichtigen Unterlagen eingepackt! Heute nacht noch würde er nach Argentinien fahren und morgen von Buenos Aires zurück in die USA fliegen. Er lächelte erleichtert.
    Dann hörte er die Stimme.
    »Noch bei der Arbeit, Dr. Heistrom?«
    Emilio Roessner stand in der halb geöffneten Tür zum Sterillabor und hatte ein eisiges Lächeln aufgesetzt.
    Der Veterinär brauchte zu lange, um sich von diesem Schreck zu erholen. »Ich … ja … ich … äh … habe noch zu tun.«
    Roessner griff in seine Jacke und förderte eine Pistole zutage. Während er mit der anderen Hand den Schalldämpfer aufschraubte, sprach er mit ungerührter Stimme weiter. »Sicher, sicher. Sie haben also noch Arbeit, ja? Halten Sie mich für einen Trottel?«
    »Wie-wieso? Was meinen Sie d-denn?« Heistrom stand der kalte Schweiß auf der Stirn.
    »Auf der Flasche, aus der Sie das angebliche Viruspräparat für Cruikshank abgefüllt haben, stand 1 M NaHCO 3 . Ich bin zwar kein Experte, aber ich bin schon lange hier und habe mit vielen Leuten viele Gespräche geführt. Und ich weiß, daß das Natriumbicarbonat heißt. Natron! Ich glaube, man verwendet es, um die Mixturen, in denen die Zellen wachsen, zu stabilisieren. Cruikshank hat Natron von Ihnen bekommen! Was wird er wohl tun, wenn ich Sie verpfeife?«
    Heistrom sah Emilio Roessner fassungslos an. »Ich … Sie … bitte! Das … das können Sie nicht tun!«
    »Sicher kann ich, Dr. Heistrom!« erwiderte Roessner und hob die Waffe. »Ich kann, aber vielleicht tue ich es nicht! Vielleicht werde ich Sie auch einfach hier und jetzt erschießen, und kein Hahn wird nach Ihnen krähen!«
    »Bitte, nein! Töten Sie mich nicht! Was muß ich tun, daß Sie sich besinnen? Bitte, so reden Sie doch!« flehte der Veterinär.
    »Nun, ich könnte mit mir reden lassen, wenn Sie mir das echte Präparat überließen«, erwiderte Roessner gönnerhaft. »Was halten Sie davon, he? Sie waren doch ohnehin gerade damit beschäftigt, wenn ich mich nicht irre.«
    Heistrom hob die Plexiglaskiste aus der Metallschüssel und stellte sie auf die Arbeitsfläche der Sterilbank. Dann öffnete er die Schnappverschlüsse. Resigniert zeigte er auf die Phiolen. »Hier, bedienen Sie sich, wenn Ihnen so viel daran liegt.«
    Der Breedwell -Sicherheitschef trat langsam näher. Sein Entschluß stand fest, seitdem er bemerkt hatte, daß Heistrom geblufft hatte. Jetzt würde er selbst absahnen, und zwar nicht im Dienst von FunFries oder Breedwell. Nein, diesmal ging's auf eigene Rechnung. Und aufs eigene Konto. Da war es ganz nützlich, wenn Cruikshank erst einmal keine Ahnung davon hatte, daß er lediglich der stolze Besitzer von 500 Mikrolitern Natronlösung war. Auch Heistrom würde ihm das nicht mehr mitteilen können. Langsam hob er die Waffe und legte auf den schreckensstarren Tierarzt an.

Dublin, Irland
    I ch bin wirklich besorgt, Idwood«, gab Sam O'Brien zu. »Ich kann nicht fassen, daß man so eine Schlamperei unter den Tisch kehren will. Eine Schlamperei, so muß man ja wohl hinzufügen, die das Leben vieler Menschen

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