Der Infekt
die Augenbrauen hoch.
»Die Viren, Roessner, die dieses schöne Problem verursacht haben, die gehen doch auf Menschen über, oder? Wenn ich Dr. Heistrom richtig verstanden habe, ist das der Knackpunkt! Also, was meinen Sie? Die Androhung einer Grippeepidemie mit tödlichem Ausgang, genügt das, um einen Politiker zu motivieren? Vor allem dann, wenn sein Name damit in Zusammenhang gebracht werden könnte?«
Roessner pfiff leise durch die Zähne. »Nicht übel, Cruikshank, gar nicht übel! Aber wie wollen Sie ihm drohen? Haben Sie die Viren? Oder wollen Sie nur bluffen?«
»Bluffen? Nein, warum? Wir haben die Viren doch hier; wir brauchen nur zuzugreifen. Oder vielmehr, wir brauchen nur Dr. Heistrom zu überreden, uns die Präparate auszuhändigen.«
»Hm«, machte Roessner, »sind Sie denn Experte, Cruikshank? Ich meine … wissen Sie, wie Sie mit dem Zeug umzugehen haben? Das ist doch saugefährlich, oder nicht?«
»Natürlich werden wir uns von Dr. Heistrom die entsprechenden Hinweise geben lassen. Ich denke, solange alles in verschlossenen Behältnissen ist, kann nichts passieren.«
»Na gut, mag sein. Wann wollen Sie mit Heistrom reden?«
»Jetzt!« erwiderte Cruikshank energisch und erhob sich. »Er ist noch im Labor. Ich habe vorhin mit ihm telefoniert; er erwartet mich. Also, kommen Sie mit?«
»Aber sicher.«
Der Veterinärmediziner saß über einigen Versuchsprotokollen und trug verschiedene Daten nach, als es an der Tür klopfte.
»Oh, guten Abend, Mr. Cruikshank! Señor Roessner! Bitte, nehmen Sie doch Platz! Was kann ich für Sie tun? Sie drückten sich am Telefon etwas vage aus!« Heistrom schloß das Laborprotokoll und steckte den Kugelschreiber in die Brusttasche seines weißen Kittels.
Cruikshank räusperte sich ein wenig übertrieben. »Tja, Dr. Heistrom, wir haben da ein kleines Problem. Wir brauchen dringend eine gewisse Menge des Viruspräparats, das uns so viele Sorgen bereitet. Wir möchten das Ganze zur Sicherheit zusätzlich von unabhängiger Seite analysieren lassen, wenn es Ihnen recht ist.«
»Hm, natürlich«, erwiderte Heistrom langsam. »Was sollte ich dagegen haben? Es ist wirklich wichtig herauszufinden, wieso dieses Präparat solche Auswirkungen hat. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, meine Herren, aber ich denke, es wäre besser, wenn ich das Präparat an die entsprechende Stelle weiterleite. Ich meine … Sie … äh … sind nicht unbedingt vertraut mit den Regeln mikrobiologischen und virologischen Arbeitens. Wie schnell könnten Sie aus Unwissenheit eine Ungeschicklichkeit begehen, die ungeahnte Folgen hätte. Mein Vorschlag wäre also, daß Sie mir die Adresse des von Ihnen ins Auge gefaßten Labors geben und ich dann die Proben dorthin schicke.«
»Ihre Fürsorge in allen Ehren, Dr. Heistrom, aber ich denke doch, daß nichts passieren kann, wenn Sie uns die Probe in einem sicher verschlossenen Gefäß übergeben.«
Heistrom schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Cruikshank, Sie mißverstehen mich. Unerfahrenheit und Unwissenheit auf diesem Gebiet lassen sich nicht einfach durch verschlossene Gefäße aufwiegen. Ich hielte ein solches Vorgehen für fahrlässig. Wo liegt denn das Problem? Sie geben mir die Adresse des Labors, und ich sorge für die sichere Überführung der Probe.«
Langsam wurde Cruikshank ungeduldig. »Stellen Sie sich nicht so an, Heistrom. Warum ich Ihnen die Adresse des Forschungsinstituts nicht nennen kann, ist ganz und gar meine Angelegenheit, verstanden? Und da dies ein Sicherheitsproblem ist, das weitreichende Konsequenzen auch für den Konzern haben kann, fordere ich Sie auf, meinen Anweisungen Folge zu leisten und mir eine Probe des Viruspräparats auszuhändigen!«
»Sie vergessen, daß ich der Leiter der Breedwell- Labors bin. Und in dieser Eigenschaft bin ich ganz allein für das verantwortlich, was im Zusammenhang mit dem Viruspräparat passiert. Allein deshalb schon finde ich es recht sonderbar, daß Sie mir verheimlichen wollen, von welcher unabhängigen Stelle Sie das Präparat überprüfen lassen wollen. Außerdem, als leitender Angestellter von Breedwell bin ich ebenso wie Sie Angehöriger des FunFries- Konzerns und unterliege damit derselben Schweigepflicht wie Sie! Sie merken also, daß Ihre Argumente nicht ausreichend sind, um meine Sicherheitsbedenken zu zerstreuen. Ich muß auf der von mir vorgeschlagenen Vorgehensweise bestehen, auch wenn Ihnen das nicht gefällt.«
David Cruikshank schürzte verärgert die Lippen und
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