Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Lächeln und ließ sie in seinen Augen noch schöner aussehen als zuvor.
    »Nun, wenn das so ist«, meinte sie mit halb belustigter, halb verwunderter Stimme, »wie kann ich da anders handeln als dem Mann zu vertrauen, der eines Tages ein großer Herrscher sein wird?«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Gut. Jetzt wirkst du schon viel munterer. An meiner Seite wirst du eben so mächtig werden wie ich.«
    Jetzt lachte sie hell auf, aber es klang aufrichtig und freudig überrascht. »Ich glaube, du bist völlig verrückt, aber das ist gar nicht so schlimm. Bei den Matwa genießen Verrückte hohes Ansehen. Sei mein Beschützer, und ich werde deine erste und treueste Anhängerin sein.« Sie wurde wieder ernst. »Aber leider gibt es immer noch Impaba und seine Amsi.«
    »Überlasse Impaba mir. Ich werde schon mit ihm fertig. Jetzt, da ich weiß, wohin mich meine Bestimmung führt, darf sich mir niemand in den Weg stellen. Schon gar niemand, der dich schlecht behandelt hat.«
    »Wenn du das schaffst«, sagte sie mit ruhiger Stimme, »bin ich dein für alle Zeiten.«
     
    Am sechsten Tag kehrten die Amsi zurück. Diesmal waren es nicht dreißig Krieger. Hael, der auf dem Vorsprung hinter der Palisade stand, schätzte sie auf mindestens tausend Reiter. Sie bedeckten den größten Teil der Steppe vor dem Dorf, und etliche Byalla bemühten sich aus Leibeskräften, das Tor so schnell wie möglich zu öffnen. Hael fand den Anblick lächerlich, denn die Palisade war der einzige Schutz vor Feinden, aber inzwischen hatte er gelernt, dass die Mauer nur als Verteidigung gegen die zahlreichen gefährlichen Raubtiere gedacht war, die in der Steppe ihr Unwesen trieben.
    Shong, der neben Hael stand, schimpfte erbittert vor sich hin.
    »Diese Schlange! Dieser Langhals! Er war böse, weil ich mit der Macht unseres Königs prahlte, und jetzt beweist er mir seine eigene Stärke!«
    »Es ist nicht gut, andere Leute zu unterschätzen!« sagte Hael. Der Anblick der Amsi begeisterte ihn, obwohl er sich der Gefahr bewusst war. So viele Reiter versammelt zu sehen, erfüllte ihn mit Begeisterung – und einer Ahnung, was er dereinst mit diesen Leuten würde erreichen können.
    »Ach ja«, seufzte Shong ergeben, »vielleicht ist es ja nur eine Zurschaustellung. Ich werde mir anmerken lassen, dass ich sehr beeindruckt bin. Dafür brauche ich mich nicht einmal zu verstellen.«
    Choula gesellte sich zu ihnen. Als Shong die Leiter, die nach unten führte, hinabkletterte, wies Hael auf die Reiter, die immer näher kamen. »Choula, wie würden sich die Armeen der Zivilisation gegen die da zur Wehr setzen?«
    Choula betrachtete die Amsi. »Sie sehen kriegerisch aus, hätten aber keine Chance gegen die Kavallerie einer gut geschulten Truppe. Die Krieger tragen nur leichte Lanzen, Lederschilde und Lederkleidung. Die Kavallerie kämpft in geordneten Reihen. Sie trägt feste Rüstungen und schwere Schilde. Meistens haben die Reiter lange schwere Lanzen bei sich, deren Spitzen größtenteils aus Eisen bestehen, und zusätzliche Schwerter. Der Ansturm dieser Wilden würde abprallen wie die Wogen der See an einem starken Deich.«
    Hael nickte, behielt seine Meinung aber für sich. Dann stieg er ebenfalls die Leiter hinab und gesellte sich auf dem Dorfplatz zu Shong, der neben den ausgepackten Waren der Karawane stand. Nach wenigen Minuten trafen die Amsi ein. Sie hatten erwartet, Impaba als Anführer einreiten zu sehen, hatten sich aber geirrt.
    Zuerst kam eine Gruppe älterer Männer, deren Haare bereits ergraut oder schon schneeweiß waren. Sie saßen auf kleinen, wunderschönen Cabos, deren Zaumzeug mit kunstvollen Verzierungen versehen war.
    »Das sind bestimmt Häuptlinge«, murmelte Shong.
    Hael erinnerte sich an Tata Mals Worte, als ihm der Geistersprecher erklärte, dass die ganze Macht über den Stamm in den Händen weniger alter Männer lag. Er vermutete, dass es sich auch bei den Amsi ähnlich verhalte, wenn nicht gar überall auf der Welt.
    Shong entspannte sich ein wenig. »Wenn die Häuptlinge mitgekommen sind, werden sie sicher keinen Kampf wollen.«
    Hoffentlich hatten die Amsi nicht vor, alle auf einmal in das Dorf einzureiten, dachte Hael im Stillen. Zu seiner Erleichterung bemerkte er, dass nur ungefähr vierzig Berittene Einzug hielten, die sich auf dem Dorfplatz aufstellten. Sie alle wiesen Anzeichen von Wohlhabenheit auf, was unschwer an der Schönheit ihrer Cabos, ihrer Kleidung und den Sätteln und Zaumzeugen zu erkennen war. Sie trugen kaum

Weitere Kostenlose Bücher