Der Insulaner
beruhen. Überlass den anderen ihre Macht, und ordne dich ihnen in allen Fragen, die nichts mit Kriegführung zu tun haben, unter. Zeige deutlich, wie sehr dich deine Pflichten in Atem halten und dass du keine Zeit für weiteren Ehrgeiz hast. Das wird der Wahrheit am nächsten kommen.«
Er hob belustigt die Augenbrauen. »Ich sehe schon, wer mein erster Ratgeber sein wird.«
»Wie gut, dass du es jetzt schon merkst. Und glaube mir: Ich werde die einzige sein, der du jemals vollkommen vertrauen kannst.«
»Ich weiß«, seufzte er. »Mir ist schon aufgefallen, dass ich die ganze Kameradschaft, die mir früher so gut gefallen hat, entbehren muss, wenn ich ein Anführer sein will.«
»Hüte dich vor allem vor Impaba«, warnte ihn Deena. »Das hat nichts damit zu tun, wie er mich behandelte, außer, dass es mich lehrte, was für ein Mensch er ist. Seine Gefolgschaft ist nichts als ein Trick. Er wartet nur auf eine günstige Gelegenheit, dich zu töten. Du hast mich ihm fortgenommen, ihn bei einem ehrlichen Kampf vor den Augen der Häuptlinge besiegt und, was am schlimmsten ist, ihm das Leben geschenkt. Er wartet auf den richtigen Zeitpunkt, um dich auf hinterhältige Art umzubringen. Aber es wird so geschehen, dass man ihm keine Vorwürfe machen kann.«
»Ich traue ihm auch nicht. Aber bei einem ehrlichen Kampf fürchte ich ihn nicht, und wer wäre schon bereit, ihm zu helfen?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich bin sicher, er wird es versuchen.«
Als sie ins Dorf zurückkehrten, wurde ihre lange Abwesenheit geflissentlich übersehen. Die Dorfbewohner, die einem Fest nie abgeneigt waren, feierten die Rückkehr der Häuptlinge. Am nächsten Tag würden die Männer in ihre Dörfer heimkehren, und in den kommenden Monaten sollten Knaben und junge Männer aus allen Matwadörfern herbeiströmen, um den Umgang mit den Cabos und das Reiten zu erlernen. Es würde lange dauern und nicht einfach sein, bedeutete aber einen Anfang. Im Augenblick schreckte diese Aufgabe Hael jedoch nicht, denn er vermochte die Augen nicht von Deena abzuwenden und konnte an nichts anderes als an die Geliebte denken.
KAPITEL DREIZEHN
H erbst und Winter währten lange und waren ausgesprochen hart. Die Cabos, die an das Leben in den Hügeln nicht gewöhnt waren, mussten umsorgt und gehegt werden, sonst weigerten sie sich zu fressen. Ihre Pflege war manchmal nicht ungefährlich, und viele junge Männer wurden getreten oder gebissen, wenn sie sich ihnen näherten.
Sättel und Zäume stellten ein weiteres Problem dar. Sie waren nicht einfach herzustellen, und die besten Sättel wurden in den weit im Süden liegenden Städten angefertigt. Bis man sie kaufen konnte oder die Matwa gelernt hatten, selbst welche herzustellen, mussten sie sich mit gepolsterten Lederdecken begnügen, die von gewebten Gurten gehalten wurden. Besser noch: Sie konnten lernen, auf dem bloßen Caborücken zu reiten, was ihren Sitz verbesserte, bis sie richtige Sättel erhielten.
Die Winterzeit war in dieser Gegend immer beschwerlich, und häufig wurde gegrollt, dass Haels Übungen die jungen Burschen fernhielten, wenn man sie dringend brauchte, um Nahrung für die eisigen Monate zu beschaffen. Hael ertappte sich dabei, wie er lange Vorträge hielt und sich pausenlos für sein Vorhaben rechtfertigen musste.
Dennoch gab es auch schöne Augenblicke. Als die ersten Fohlen zur Welt kamen, strömten Leute aus den umliegenden Dörfern herbei, um die hornlosen, langbeinigen Wesen anzustarren, die sich blökend an ihre Mütter schmiegten und mit den Köpfen gegen die Euter stießen, um die süße Milch zu genießen. Sogar Haels unbarmherzigste Kritiker strahlten bei diesem Anblick.
Die meisten seiner Schüler entwickelten eine große Leidenschaft für das Reiten und waren nur ungern bereit, in ihre Dörfer zurückzukehren, wenn eine neue Gruppe Lernwilliger eintraf. Auch die Amsijungen hatten sich schnell eingelebt und waren schon bald so überheblich und befehlsgewöhnt wie alle Lehrmeister, wenn sie die Matwa in der Pflege, der Fütterung, dem Satteln und Reiten der Cabos unterwiesen und ihnen hundertundeine Sache erklärten, die wichtig war, wenn man ein Cabo gesund, gehorsam und fortpflanzungsfähig erhalten will.
Eines Tages erschien ein Bogenmacher aus einem entlegenen Dorf und verlangte, Hael zu sprechen. Er übergab ihm eine neuartige Waffe. Es handelte sich um einen Bogen, der aber nur etwa halb so groß wie die üblichen Matwalangbögen war. Ungespannt formte der
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