Der Insulaner
entweder in der Armee oder gehörst bald zu den Trunkenbolden, wie viele Barbaren. Ich glaube, ich habe Arbeit für dich, die deinen Fähigkeiten entspricht.«
Das hörte sich gut an. »Und das wäre?«
»Ich muss erst mit einigen Leuten reden. Vorher kann ich dir nichts versprechen.« Und das war alles, was er ihr zu entlocken vermochte.
Der Palast erstreckte sich über die ganze Kuppe eines Hügels im Südosten der Stadt. Eine hohe Mauer umgab das Gelände, und sie mussten ein großes hölzernes Tor passieren, das von Männern mit schweren Holzkeulen bewacht wurde. Vom Tor aus führte ein gepflasterter Pfad durch einen künstlichen Wald, über eine Brücke, die einen Bach überspannte und an etlichen Teichen vorbei, in denen riesige Fische schwammen, die Hael an die fetten Priester erinnerten.
Der Palast erwies sich als ein weitläufiges Gebäude, von dessen rechteckigem Haupthaus lang gezogene Hügel abzweigten. Niedrige Türme ragten an einigen Stellen empor, und Teile des Gebäudes wirkten verlassen und halbverfallen. Sie erreichten das Haupthaus gerade noch rechtzeitig, um sich vor dem heraufziehenden Sturm in Sicherheit zu bringen, der sich mit heftigem Wind und grellen Blitzen ankündigte. In den Bäumen, die im Abstand von jeweils zehn Fuß rings um den Palast herum standen, erklangen die Schreie der Baummännchen, deren Stimmen sich nur wenig von denen ihrer Vettern auf Gale unterschieden.
Shazad kletterte aus der Sänfte und lief die Treppen zum überdachten Eingang empor, als schon die ersten Regentropfen fielen. Sekunden später prasselte der Regen mit voller Kraft hernieder, und die Sklaven und Diener eilten davon. Belustigt beobachtete Hael, wie zwei halbnackte Sklavinnen mit Tüchern herbeieilten, um die wenigen Tropfen zu trocknen, die Shazad berührt hatten. Sie beachtete die Mädchen gar nicht, als seien sie nichts als Luft, die sie einatmete. Eine winzige gefleckte Katze trottete aus dem Palast und strich ihr um die Beine. Shazad bückte sich, hob das Tier auf und streichelte es liebevoll, während sie mit der schnurrenden Kreatur wie mit einem geliebten Säugling redete. Es kam Hael seltsam vor, dass sie den hübschen jungen Mädchen keinen Blick schenkte, sich aber voller Liebe um ein Tier von zweifelhaftem Nutzen kümmerte. Dieser Anblick verstärkte sein Gefühl, sich in einer völlig fremdartigen Welt zu befinden.
Hael folgte der Priesterin in ein Atrium mit einem auf Hochglanz polierten Marmorfußboden. Die Wände schmückten farbenprächtige Mosaike. Ein Bild zeigte eine Unterwasserszene. Auf einem anderen waren Gestalten zu sehen – halb Mensch, halb Tier. In der Mitte des Atriums befand sich ein Springbrunnen, und durch die Öffnung im Dach drang der Regen ein. Inmitten des Brunnenbeckens stand die kunstvoll gestaltete Figur einer nackten Frau, offenbar einer Göttin, die von überirdischer Schönheit war.
Sie betraten einen anderen Raum, der durch das Licht erhellt wurde, das durch die Glasscheiben im Dach fiel, die im Augenblick von Regentropfen bedeckt wurden. »Warte hier!« befahl Shazad und verschwand, die Katze im Arm und ihre Sklavinnen im Gefolge.
Hael sah sich in aller Ruhe im Zimmer um. Die Wände waren mit Schlachtmotiven bemalt, und es standen zahlreiche, mit Rüstung und Helm versehene, mannshohe Holzfiguren herum. Neben einem runden Speerständer befand sich eine Halterung für Schwerter, und Schilde hingen an einer Wand. Die Rüstungen waren von unterschiedlichster Machart und bestanden aus kunstvoll miteinander verbundenen und lackierten Knochenplatten. Nur eine einzige war aus gehämmerter Bronze. Etliche Brustpanzer waren mit dünnem, gefärbtem Leder überzogen und mit prächtigen Gravuren verziert. Sämtliche Gegenstände waren wunderschön anzusehen und bedeutend kostbarer, als die Ausrüstung der Soldaten, die Hael in der Stadt gesehen hatte. Doch keine einzige Rüstung sah bequem aus.
Die Wandmalereien zeigten vor allem Duelle bedeutender Krieger, die Armeen bildeten den verschwommen sichtbaren Hintergrund. Unter einigen Gestalten standen Zeichen, die Hael als Buchstaben erkannte. Sicherlich waren das die Namen der Kämpfenden. Am reizvollsten fand der Junge die Bilder, auf denen Männer auf dem Rücken von Tieren saßen und einander bekämpften. Er fragte sich, wie so etwas möglich sein konnte. Als Kind hatte er oft auf Quils und Kaggas gesessen, wie es alle Shasinnkinder taten, aber der Gedanke, dass erwachsene Männer nicht nur auf Tieren saßen,
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