Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
schon einmal unsanft auf den Boden geschleudert worden, und das reicht mir.«
    Der Mann hielt sich mit einer Hand an dem Gestell auf dem Rücken des Cabos fest und setzte den Fuß in eine hölzerne Schlaufe, die seitlich an einem Lederriemen baumelte. Er benutzte die Schlaufe als Trittbrett, schwang das Bein über den Rücken des Tieres und saß oben. Dann ergriff er die kürzeren, gerade eingehakten Leinen, und auf sein Zeichen hin lösten seine Kameraden die übrigen Riemen und sprangen beiseite.
    Das Cabo war die ganze Zeit unruhig von einem Bein aufs andere getreten und schien jetzt förmlich zu explodieren. Es bockte, stieg kerzengerade in die Höhe, drehte und wand sich. Nach wenigen Augenblicken verlor der Reiter den Halt und flog über den Hals des Cabos zu Boden. Er rollte sich im Fallen zusammen und sprang sofort wieder auf die Beine.
    »Kein guter Tag für einen Ritt auf Mondfeuer, Herrin«, stellte er fest. »Vielleicht ist er morgen in besserer Stimmung.«
    »Wie schade.« Shazad verzog schmollend den Mund und sah plötzlich wie ein kleines Mädchen aus.
    »Ich möchte es versuchen!« rief Hael ungestüm. Nie zuvor hatte er sich etwas so sehnlich gewünscht wie jetzt.
    Die Männer lachten. »Im Stall stehen ein paar alte, brave Wallache«, sagte einer von ihnen. »Vielleicht lässt dich die Herrin einen von denen ausprobieren.«
    Shazad drehte sich um und musterte Hael zum ersten Mal eingehend von Kopf bis Fuß. Für einen langen, spannungsgeladenen Augenblick schwieg sie. »Nun gut«, sagte sie schließlich.
    Der Mann, den das Cabo abgeworfen hatte, trat näher. »Herrin, Ihr beliebt zu scherzen. Man merkt doch, dass der Bursche noch nie geritten ist.«
    Shazad lächelte, und ihr Blick enthielt eine seltsame Mischung aus Bosheit und Neugier. »Ich wünsche es aber.«
    Der Mann sah regelrecht bestürzt aus. »Herrin, Mondfeuer ist eine halbwilde und gefährliche Kreatur. Es mag Euch Freude bereiten, diesen nackten Wilden am Boden liegen zu sehen, aber wenn Mondfeuer auch nur einen einzigen Menschen tötet, könnte ihn das für alle Zeit verderben.«
    Ihr Lächeln verschwand, nur die Mundwinkel zuckten verräterisch. »Widersprich mir nicht«, antwortete sie mit flacher Stimme. »Nur weil du ein freier Mann bist, heißt das nicht, dass ich dich nicht auspeitschen lassen kann, bis dir die Haut in Fetzen vom Rücken hängt.«
    Er verbeugte sich ehrerbietig. »Ganz wie Ihr wünscht, Herrin.« Dann wandte er sich an Hael. »Folge mir, Junge.«
    Hael war zu aufgeregt, um sich über die Anrede zu ärgern. Er stieß den Speer in den Boden und hängte das Schwert mitsamt Gürtel an den Zaun, ehe er mit einem Satz hinübersprang. Die übrigen Männer hatten das Cabo inzwischen mit Hilfe der Leinen, wieder in ihre Gewalt gebracht. Aber noch immer tänzelte das Tier unruhig hin und her und rollte mit den Augen.
    »Noch nie geritten, wie?«
    »Das ist das erste Cabo, das ich je gesehen habe«, gab Hael zu.
    »Nun, es gibt schlimmere Arten zu sterben. Zum Beispiel unter den Hieben der Peitsche. Wenn du überleben willst, musst du versuchen, ganz locker zu bleiben, sobald er dich abzuwerfen versucht. Es schmerzt viel mehr, wenn du dich verspannst. Falls du nicht sofort wieder auf die Beine kommst, roll dich weg, auf den Zaun zu. Wir werden versuchen, ihn davon abzuhalten, dich zu Tode zu trampeln.« Jetzt hatten sie das Cabo erreicht, und der Mann deutete auf die hölzerne Schlaufe. »Das ist ein Steigbügel. Du stellst den Fuß hinein und ziehst dich in den Sattel.« Bei diesen Worten klopfte er auf das mit Leder bezogene Gestell.
    »Augenblick noch«, meinte Hael. »Wir müssen uns erst kennen lernen.« Er hob die Hand, legte sie auf die Stirn des Cabos und ließ sie sanft bis zu den Nüstern herabgleiten. Die Aura des Übersinnlichen umfing ihn so stark, dass sie ihm vorkam wie ein Duft, der seine Nase erfüllte oder ein Geschmack, den er auf der Zunge spürte.
    »Vorsicht!« mahnte einer der Knechte. »Sie beißen!«
    Das Cabo beruhigte sich jedoch merklich. Das Tänzeln und Beben ließ nach, bis es schließlich völlig ruhig stand. Auch die Ausstrahlung des Tieres veränderte sich ein wenig. Immer wieder streichelte Hael den Kopf, und schon bald liebkoste das Cabo seine Handfläche mit den Nüstern.
    »Jetzt steige ich auf«, erklärte der Junge. Einer der Männer hielt den Steigbügel fest, und er stellte den Fuß hinein. Der vorherige Reiter zeigte ihm, wie man sich mit beiden Händen festhalten musste. Mit

Weitere Kostenlose Bücher