Der italienische Geliebte (German Edition)
ihn nicht mehr liebe.«
Connor sah sie aufmerksam an. Seine Augen waren dunkelblau mit kleinen goldenen Flecken, die ihr früher nie aufgefallen waren.
»Ich vermute, die anderen Frauen hatten auch etwas damit zu tun«, sagte er.
Der Whisky hatte eine angenehm entspannende Wirkung. Sie lachte. »Das ist wahr. Sie haben ihn mir nicht lieber gemacht. Aber merkwürdigerweise hat etwas, was ich selbst getan habe, meine Liebe zu ihm zerstört.«
»Wie lange wart ihr verheiratet?«
»Neunzehn Jahre.«
Er pfiff durch die Zähne. »Eine lange Zeit.«
»Am Anfang war es schön. Ich habe Milo abgöttisch geliebt. Für mich war er der Erlöser.«
»Ich glaube, wir müssen uns selbst erlösen, meinst du nicht?«
»Ja, wahrscheinlich. Ich versuche es immer noch.«
Wenn er lächelte zogen sich seine Augenwinkel zu kleinen Fältchen zusammen. »Bist du deshalb hier, Rebecca – um Buße zu tun?«
»Mir gefällt es hier. Man braucht sich nur umzusehen – einfach herrlich. Das Cottage, in dem ich im letzten Herbst war – das war Buße.«
»Schlimm, ja?«
Sie sah wieder das kleine steinerne Haus vor sich, stolz und einsam. » Es lag mitten im Nirgendwo«, sagte sie, »in einem Moor in Derbyshire. Ich war mit einem Mann namens Harrison Grey hingefahren. Er entpuppte sich als völliger Versager. Wenn ich es mir heute überlege, glaube ich, er war nur wegen meines Autos an mir interessiert.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir haben einander benutzt, so einfach ist das. Ich war einsam, und er konnte nicht Auto fahren. Gegenseitige Ausbeutung, als Freundschaft getarnt. Er hat mich einfach dort oben sitzen lassen, und ich habe nie wieder von ihm gehört. Ich bekam eine dicke Bronchitis, schaffte es irgendwie nach London zurück, und als es mir wieder besser ging, erzählte mir meine Freundin Simone von diesem Hof. Ich habe Simone sehr gern. Es tut gut, eine Freundin zu haben. Solange ich mit Milo zusammenlebte, hatte ich nicht eine enge Freundin. Ich glaube, es lag daran, dass ich ihm nicht vertraut habe.«
Connor goss ihr Whisky nach. »Ich war nie jemand, der sich dauernd nach anderen Frauen umgeschaut hat. Ich habe genug andere Schwächen. Aber warum bist du einfach von zu Hause weg? Hättest du nicht bleiben können?«
»Ich habe nicht überlegt, ich bin einfach gegangen. Ich kann manchmal ziemlich drastisch sein.«
»Ich habe mich oft gefragt, ob nicht unter dieser untadeligen Höflichkeit der Engländer eine gewaltige Wut steckt.«
»O ja, ich hatte eine gewaltige Wut«, sagte sie leise. Sie blickte auf sein Glas. »Du trinkst fast gar nichts. Du schenkst immer nur mir ein.«
»Weil ich früher gesündigt habe. Ich habe immer eine Flasche mit dem Zeug in meinem Zimmer stehen. Manchmal rühre ich es wochenlang nicht an, aber es soll mir eine Erinnerung sein.«
»Woran?«
»An das, was es aus mir machen kann. Ein grölendes, fluchendes, prügelndes Ungeheuer. Ich war unglücklich damals, aber das ist keine Entschuldigung.« Er klopfte seine Zigarette am Aschenbecher ab. »Es war mir ernst, als ich sagte, dass Aoife ohne mich besser dran ist. Den Jungen habe ich nie angerührt, aber manchmal kochte eine solche Wut in mir hoch, dass es mir selbst Angst machte. Ich habe an dem Tag mit dem Trinken aufgehört, als ich aus Irland wegging. Du tust mir also einen Gefallen, wenn du das austrinkst.«
»Es ist guter Whisky.«
Er lächelte. »Immer nur das Beste.«
Die Sonne ging unter; durch die offene Tür sah Rebecca die langen blaugrauen Schatten der Bäume.
»Ich habe unser Haus geliebt«, sagte sie. »Es lag knapp zehn Kilometer von Oxford entfernt, es war schön, dort zu leben. Es war früher mal eine Mühle – unten, am Ende des Gartens, gab es noch einen Mühlbach. Eine wunderbare Landschaft, so englisch, im besten Sinn. Das Haus war gewissermaßen mein Kunstwerk. Aber nach allem, was geschehen war, erschien es mir so eng mit unserer Ehe verbunden, dass ich nicht dortbleiben konnte. Das Haus ist inzwischen verkauft – der Vertrag wurde letzten Monat unterschrieben. Manchmal fehlt es mir, aber nicht so sehr, wie ich geglaubt hatte.«
»Als du hier ankamst, dachte ich mir gleich, dass du hier aus dem Rahmen fällst.«
»Warum sagst du das?«
»Die meisten von uns leben von der Hand in den Mund.«
Sie seufzte. »Ja, es stimmt, ich stehe finanziell ganz gut da, ich habe die Hälfte vom Erlös des Hauses bekommen und
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